150 Jahre Kaffeehauskultur

1. Oktober 2023 Mehr

Welch schöner Anlass für ein Jubiläum! Das Café Landtmann feiert sein 150-jähriges Bestehen ausgerechnet am Tag des Kaffees. Am 1. Oktober öffnet die Kaffeehaus-Institution am Wiener Universitätsring seine Tore zum gemeinsamen Feiern und lässt hinter die Kulissen blicken.


v.l.n.r. Irmgard Querfeld, Ferdinand Querfeld, Karoline Klezl, Anita Querfeld, Berndt Querfeld, Andrea Winkler, Rudolph Querfeld, Leopold Querfeld © Richard Schuster

Insgesamt 10 Millionen servierte Tassen Melange und jährlich 600.000 Gäste: Seit der Eröffnung im Jahr 1873 hat sich das Café Landtmann als feste Wiener Kaffeehaus-Institution und als beliebter Treffpunkt für Intellektuelle, Künstler und Politiker genauso wie für Theaterbesucher, Studenten und Genießer etabliert. Nach 150 Jahren blickt das Traditionshaus auf seine langjährige Geschichte zurück. „Als Franz Landtmann in den Morgenstunden des 1. Oktober 1873 das Café Landtmann aufsperrte, hatte er nicht vor, irgendein Kaffeehaus zu eröffnen. Es sollte die eleganteste Kaffeelokalität der Stadt werden. Gut 100 Jahre später, am 1. März 1976, haben meine Eltern das vom Zusperren bedrohte Café Landtmann übernommen und die Vision von Franz Landtmann fortgeführt,“ erzählt der Cafetier Berndt Querfeld.

Ort des Dialoges

Das Landtmann ist seit nunmehr 150 Jahren ein Ort des Dialoges, an dem sowohl gesellige Zusammenkünfte und Klatsch & Tratsch, als auch ernsthafte politische Diskurse und tiefgründige Gespräche ihren Platz finden. Vor allem aber wird im Café Landtmann die Wiener Kaffeehauskultur bewahrt. Neben Sigmund Freud hat das beliebte Ringstraßencafé im Laufe der Jahre unzählige nationale und internationale Größen bewirtet. Von Marlene Dietrich, Hans Moser und Paula Wessely über Herbert von Karajan und Gustav Mahler bis hin zu Paul McCartney, Sophia Loren und Hillary Clinton. „Auch österreichische Spitzenpolitiker wie Bruno Kreisky, Julius Raab oder Michael Häupl verstanden, dass das Landtmann mehr als nur ein Café zum Verzehr von Speisen und Getränken war“, erinnert sich der Cafetier.

Über Nostalgie

„Als ich im Alter von neun Jahren das Café Landtmann betreten habe, hing über dem Zugang zum großen Saal eine Tafel: ‚100 Jahre Café Landtmann’, zu der jemand das Wort ‚über’ hinzugefügt hatte. 1976 war das Landtmann 103 Jahre alt und ich malte mir schon damals aus, wie es sein muss, in diesem großartigen Kaffeehaus einen runden Geburtstag zu feiern“, erzählt Berndt Querfeld von seinem ersten Landtmann-Moment. 1988 stieg er schließlich in den elterlichen Betrieb des Landtmann mit ein und führt ihn heute gemeinsam mit seiner Familie in drei Generationen.

Anita Querfeld, die Senior-Chefin, kann sich noch gut an das Wagnis erinnern, das sie mit ihrem Mann eingegangen ist, als sie das Café Landtmann 1976 übernahm. „Wir konnten es mit Unterstützung des damaligen Kulturstadtrates Helmut Zilk retten und mit viel Liebe, Mühe und großem finanziellen Aufwand sorgsam rundum erneuern und damit den Fortbestand sichern“, berichtet die Grand Dame des Kaffeehauses. „Die Mannschaft war klein, die Ungewissheit groß, das Ziel auf ‚Überleben’ gerichtet. Letztlich ist es dem unermüdlichen Engagement unserer Mitarbeiter und auch dem Zusammenhalt unserer Familie zu verdanken, dass wir das Landtmann wieder dorthin führen konnten, wo Franz Landtmann es gesehen hat, nämlich als elegantestes Kaffeehaus Wiens.“

Moderne Arbeitsfamilie mit Tradition

Anlässlich des Jubiläums ist es dem Gastgeber ein Anliegen seine Dankbarkeit für dieses besondere Ereignis auszudrücken und betont die Bedeutung der treuen Mitarbeiter, die das Café zu dem gemacht haben, was es heute ist. Mit 14 Lehrlingen und 85 Mitarbeitern aus zehn Nationen ist das Café Landtmann ein Ort, wo jährlich knapp 600.000 Gäste bedient werden, wobei die Wiener einen Großteil dieser Besucher ausmachen. „Dass wir nach 150 Jahren hier sind, haben wir nur unserem Team zu verdanken, das tagtäglich die erstklassige Qualität, für die das Landtmann steht, nach außen transportiert“, so Querfeld. „Das merken auch unsere Gäste, die oft schon allein wegen des Schmähs unseres Oberkellners Herrn Rudolf wiederkommen. Er ist schon dreißig Jahre bei uns und genau solche Mitarbeiter wie Rudi schaffen es, Professionalität und Menschlichkeit zu vereinen“, streut der Cafétier seinen Mitarbeitern Rosen und fügt hinzu: „Danke an meine Nichten Karoline und Elisabeth, danke an meine Söhne Rudolph und Ferdinand – der Leo hat sich ja für den Fußballplatz entschieden – und die drei wichtigsten Frauen in meinem Leben, meine Frau Irmgard, meine Schwester Andrea, und die Grand Dame unserer Familie und des Kaffeehauses, meine Mutter Anita Querfeld.“

Vorhang auf für die Zukunft

Wie geht es die nächsten Jahrzehnte weiter? Der Cafétier ist guter Dinge: „150 Jahre sind geschafft, weitere 150 werden folgen. Wir, wie auch unsere Gäste, kommen und gehen, das Landtmann jedoch wird bleiben.“ Denn auch bei der Familie Querfeld ist schon die dritte Generation ins Familienunternehmen eingebunden. So führt sie ihre Betriebe mit Bedacht, Strategie und Blick Richtung Zukunft und denkt dabei in Generationen, nicht in Quartalen: „Die großen Entscheidungen werden im Familienkreis besprochen, abgewogen und implementiert.“

Das Landtmann feiert

Das Ringestraßen-Café feiert sein 150-jähriges Bestehen mit einem besonderen Dank an seine geschätzten Gäste. „Zum Jubiläum unseres Kaffeehauses wollen wir insbesondere unsere Gäste hochleben lassen. Deswegen gibt es am Sonntag, den 1. Oktober, dem Geburtstag des Café Landtmann und internationalen Tag des Kaffees, einige Schmankerl für unsere Gäste, die an diesem Tag unserem geschichtsträchtigen Haus einen Besuch abstatten wollen. Ich empfehle zu reservieren“, sagt Querfeld abschließend.

www.landtmann.at


Das historische Café Landtmann um 1930 | © Landtmann Archiv


Das Café Landtmann heute | © Dominik Beneder


Reges Treiben im Café Landtmann | © Nuriel Molcho


Herr Rudolf, Oberkellner im Café Landtmann | © Wirl Photo

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Kategorie: Branche, Gastronomie | F&B, Schlagzeilen, Veranstaltungen

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