Ein Elefant im Zweiten – Marriot Vienna Prater

29. September 2017 Mehr

Die große Lobby des 2008 zwischen Wiener Messe und Prater eröffneten Courtyard by Marriott Vienna Prater/Messe verbindet Rezeption, Restaurant und Seminarräume und eignet sich somit ideal für Firmenveranstaltungen, Präsentationen und Vorträge. Anlässlich des neuen Geschäftszentrums Viertel Zwei in unmmittelbarer Nachbarschaft wurde der Konferenz- und Eingangsbereich nun noch einmal überarbeitet und erhielt dank Interiordesign durch BWM Architekten ein gleichwohl großzügiges als auch wohnlich einladendes Ambiente.

Die Hardware war vorgegeben. An Wand, Decke und Boden sollten keine baulichen Veränderungen vorgenommen werden. Und auch die Funktionalität der Eingangshalle sollte erhalten bleiben. Gleichzeitig galt es, Rückzugsorte und Ruhezonen, konkrete Blickbezüge und eine zusätzliche optische Tiefe in den Raum zu bringen. Auch die unmittelbare Nachbarschaft zum Naherholungsgebiet Wiener Prater wollte man – trotz jüngst verbauter Sicht – auch in den unteren Stockwerken des Hauses wieder spürbar machen. „Nature goes Urban“ lautete daher das Motto der Neugestaltung. „Natur in der Stadt ist keine wilde, ungebändigte Natur, sondern steht immer in der Tradition einer gestalteten Landschaftsarchitektur“, so BWM-Architekt Erich Bernard: „Es ist eine domestizierte Natur, die von der engen Verbindung zwischen Stadt und Mensch zeugt.“ Ausgehend von einer Lithografie des österreichischen Malers Ludwig Czerny zieren florale Motive aus Burggarten und Palmenhaus einige Wände sowie die Innenseiten der Steh- und Hängeleuchten. Wintergarten, Gewächshaus und Gärtnerei standen Pate für die als Pflanzentische gestalteten Mittelraummöbel. Zur Straße hin sind die Sitzgelegenheiten als Outdoorlounge ausgeführt.

 
Rückzug im offenen Raum
Die Bewegungszone zwischen Eingang und Rezeption ist klar definiert. Rechts davon begrenzen Teppiche die zwar offen gestaltete, jedoch deutlich getrennte Ruhezone. Scheinbar zwanglos fügen sich hier bequeme Sitzgelegenheiten um filigran anmutende Couchtische. Wohnzimmerfeeling mitten auf der Fläche. Niedere Stehlampen holen die Lichtquelle auf die Höhe der Sitzenden. „Licht in Bodennähe ist ein einfaches aber effizientes Werkzeug, um Wohnlichkeit zu erzeugen“, so Erich Bernard, „ähnlich einem Lagerfeuer vielleicht.“ Vorhänge, gemusterte Tapeten und Holzlamellen verleihen den Wänden zusätzliche Tiefe. Die einst weiße Decke rückt durch einen dünkleren Anstrich optisch etwas tiefer.

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Vielfalt auf kleiner Fläche
Optische Weite war dagegen in den Gängen zu den Konferenzräumen in beiden Stockwerken gefragt. „Der Gang ist ein Raum, der oft vernachlässigt wird“, bestätigt Erich Bernard. Zugegeben, er ist ein schwieriger Raum, langgestreckt, meist fensterlos und durchbrochen durch zahlreiche, meist verschlossene Türen. Dass er dennoch mehr Potenzial hat, als man ihm allgemein zutraut, beweist BWM im Courtyard by Marriott Vienna Prater/Messe mit einigen kleinen aber wesentlichen Eingriffen: Ein in Erdtönen changierender Teppich, warme Wandfarben und eine dem Palmenhaus nachempfundene Tapete schaffen im oberen Gangbereich ein naturnahes Ambiente. Der Vorraum zu den Waschräumen wird dank Tapete zum Paradiesgarten – inklusive Abstellfläche im Flamingo-Style.
Schräg vis-à-vis öffnet sich der Korridor zu einem geräumigen Aufenthaltsbereich. Dieser Raum – Ausgangspunkt des ursprünglichen Redesign-Auftrags – wurde trotz seiner Fläche, großen Fenstern und einigen Stellflächen für Getränke wenig genutzt. Der wohnliche Aspekt fehlte. Und auch eine Zonierung für unterschiedliche Nutzungsanforderungen war zunächst nicht vorgesehen. Mit Stehtischen für den obligaten Kaffee, Loungemöbeln zum Entspannen, Sitzflächen direkt am Fenster und ruhigen Ecken für Telefonate wurde der Raum mehrfach zoniert. Ein Holz-Metall-Möbel für Kaffee und Tassen zitiert die mobilen Pflanzentische einer Gärtnerei. Eine große Gießkanne, liebevoll bepflanzte Töpfe und Sitzhocker im Reisekoffer-Look sowie eine abwechslungsreiche Farbpalette sorgen für Blickpunkte und kommunizieren charmante Kleinteiligkeit auf großzügiger Fläche.

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Der Gang als Teil des Ganzen
Auch der Zugang zu den Seminarräumen ist nun mehr als nur verbindender Korridor. Hier arbeiten die Architekten mit einer Dreidimensionalität suggerierenden Tapete und dem Loos’schen Spiegeltrick: Wie erstmals von Adolf Loos eingesetzt, wurden oberhalb der Augenhöhe Spiegel zur optischen Vergrößerung des schmalen Raumes montiert. Leuchtkörper in verschiedenen Höhen und Größen verleihen dem Gang zusätzliche Tiefe. Der Boden ist auch hier mit einem in mehreren Farben changierenden Teppich ausgelegt, der sich nahtlos über die drei doppelflügeligen Türen in den Seminarräumen fortsetzt. Diese Räume können mittels mobiler Trennwände einzeln oder als ein großer Konferenzraum gebucht werden. Dann wirkt der Raum wie ein Fußballfeld. Diese Assoziation hat auch die Architekten inspiriert: Der Teppich changiert in mehreren Grüntönen, die an die Bahnen eines frisch gemähten Rasens erinnern und zugleich die Farbnuancen der Bepflanzung außerhalb der raumhohen Verglasung zitieren. „Innen- und Außenraum gehen so nahtlos ineinander über“, bestätigt auch Hotelmanagerin Kathrin-Alenka Fleischer bei einer Führung durch das Haus.

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Motto und Feedback
„Wir hatten das Glück, dass kurz nach der Fertigstellung Bill Marriott persönlich im Haus war“, berichtet Erich Bernard im Interview: „Und er war begeistert. Ein besseres Feedback hätten wir uns nicht wünschen können.“ Auch die Gäste äußern sich durchwegs positiv zu den jüngsten Veränderungen, bestätigt die Direktorin des Hauses: „Viele Stammgäste, Consultant Manager, die hier ein zweites Zuhause haben, sind von sich aus auf uns zugekommen und haben uns zu dem Redesign beglückwünscht. Und natürlich beobachten wir auch, dass jetzt immer öfter auch explizit nach den Seminarräumen im oberen Stock gefragt wird.“

Mit der Umsetzung von „Nature goes Urban“ ist das Courtyard by Marriott Vienna Prater/Messe assoziativ und mit gutem Wiedererkennunsgswert in seinen Standort zwischen Messe und Prater eingebettet. Als besonderen Blick- und Bezugspunkt hebt Direktorin Kathrin-Alenka Fleischer das lebensgroßes Poster einer alten Wiener Fotografie in der Lobby hervor: „Das Poster zeigt einen Elefanten mitten in Wien. Deutlicher kann die domestizierte Natur kaum in die Stadt kommen! Die Aufnahme stammt hier ganz aus der Nähe. Sie gehört zur Geschichte dieses Standorts und nun auch zur Geschichte unseres Hauses – ein beliebter Hintergrund für Selfies, mit dem unsere Gäste zeigen können: Seht mal! Hier bin ich gewesen!“

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Courtyard Vienna Prater/Messe

Adresse:             Trabrennstraße 4, 1020 Wien
Auftraggeber:   Bierwirth & Kluth Hotelmanagement
Architekten:     BWM Architekten und Partner ZT GmbH
                            Arch. Mag. arch. Erich Bernard

Neugestaltung:     Lobby & Konferenzbereich
Fläche:           1300 m² Fläche
Bauzeit:         6,5 Wochen
Fertigstellung:       März 2017

 

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Fotos: @Wolf Silveri, Cathrine Stukhard

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Kategorie: Allgemein

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