Nachhaltiges Entwickeln – Zwischen Globalem und Regionalem

4. April 2014 Mehr

Die miele//stuben21:gespräche bringen die Themen unserer Zeit auf den Punkt. Auf dem Podium diskutieren die Besten ihres Faches. Das zweite miele//stuben21:gespräch zum Thema “Nachhaltiges Entwickeln – Zwischen Globalem und Regionalem” fand am 1. April 2014 in der Miele Galerie in Wien statt.

Nachhaltigkeit ist als Begriff aus unserem täglichen Sprachschatz nicht mehr wegzudenken. Wir kaufen nachhaltig, wir handeln nachhaltig, wir denken nachhaltig – oder zumindest wollen wir es. Doch was heißt es, nachhaltig zu leben und nachhaltig für die Zukunft zu entwickeln?
Ernst Friedrich Schumacher, der britische Ökonom, wusste es schon vor rund 40 Jahren: Small is beautiful. Unendliches Wachstum mit endlichen Ressourcen, das könne auf Dauer nicht funktionieren, schreibt Schumacher Anfang der 1970er. Stattdessen plädiert er für eine Philosophie der Genügsamkeit, Konsum sei kein Selbstzweck, echter Wohlstand nicht am Kontostand ablesbar.
Reduktion, Besinnung auf das Regionale, ressourcenschonend kaufen, bauen und leben – all das verstehen wir unter Nachhaltigkeit. Und: „Das Wort Nachhaltigkeit hat globale Karriere gemacht“, wie es DIE ZEIT bereits 2013 formuliert hat. Macht uns die weltweite Nachhaltigkeitsidee schon zu einer besseren Menschheit? Wie können wir auch auf diese universellen Fragen lokale Antworten geben?

„Familienbetriebe sind gelebte Verantwortung für Gesellschaft und Umwelt“ — Markus Miele, Geschäftsführender Gesellschafter Miele

„Familienunternehmer handeln von Haus aus nachhaltig, denn sie können sich auf die langfristige Stärkung ihres Unternehmens konzentrieren, statt auf die oft kurzfristigen Interessen externer Geldgeber Rücksicht nehmen zu müssen“, so Dr. Markus Miele, der geschäftsführende Gesellschafter von Miele. Und weiter: „Inhaberfamilien denken in Generationen, nicht in Quartalsberichten, sie stehen für Kontinuität in den Werten und Zielen und in der Führung. Langfristig erfolgreiche Familienunternehmen stehen für hochwertige und langlebige Produkte, hohe Kundenzufriedenheit, eine loyale Belegschaft sowie gelebte Verantwortung für Gesellschaft und Umwelt.“ Er sieht den Widerspruch zwischen weltweiter Marktpräsenz und tiefer regionaler Verwurzelung nicht, sondern beschreibt dies als „wertvolle Ergänzung“. Das Tragen der betrieblichen Investitionen aus Miele selbst verdientem Geld, schütze zudem vor den Folgen konjunktureller Schwankungen – und steht „für eine nachhaltig gesunde Kapitalstruktur“, so Dr. Miele.

„Nachhaltigkeit ist positive Wertschätzung“ – Janwillem Acket, Chefökonom/Bankhaus Julius Bär

„Nachhaltigkeit ist für mich eine Eigenschaft, die für ein Gut oder eine Dienstleistung mit Wert, mit Werthaltigkeit steht, eine Eigenschaft des Ergebnisses einer Wertschöpfung, die dem Menschen, der Natur, der Welt, wenn man so will, ein hohes oder sogar höchstes Mass an Nutzen bringt“, so der Chefökonom des Züricher Bankhauses Julius Bär. „Nachhaltigkeit“, so Acket weiter, „hat für mich diesen Aspekt der positiven Wertschöpfung – etwas kann nur nachhaltig sein, wenn es in einem Zeitablauf positiv „nachhallt“, sich mit positivem Nutzen über eine Zeitspanne auswirkt und bewährt. Dabei könne man global nur positiv wirken, wenn im Kleinen, Lokalen und Regionalen begonnen wird, somit ist, nach Acket, „Nachhaltigkeit zentral für die Entwicklung unserer Gesellschaft, unseres Zusammenlebens“.

„Konsument will Biografie der Ware kennen“ – Ingrid Greisenegger, Publizistin/“City Farming“

Die österreichische Journalistin und Publizistin zum Schwerpunkt Umwelt und Wirtschaft, sowie Chefredakteurin des „Grüne Welt Journal“/KURIER vertritt die These, dass sich der Konsument zunehmend für die „Biografie“ der Ware interessiert. Und weiter: „Crowdfunding-Modelle zeigen, dass Konsumentinnen und Konsumenten bereit sind, sich seine Produzenten auch selbst zu finanzieren. Eine Gemeinwohlökonomie ist nur die Speerspitze eines Wertewandels“, so die Publizistin Ingrid Greisenegger.

„Interesse an kulinarischen Eigenheiten der Region wächst“ – Hanni Rützler, Ernährungswissenschafterin

Die Vernetzung nimmt weltweit zu: in der Wirtschaft, der Kultur, der Kommunikation und in vielen anderen Bereichen. Laut Ernährungswissenschafterin Mag. Hanni Rützler spiegelt sich diese Globalisierung besonders deutlich im Supermarkt und auf unseren Esstischen. Aber: „Je mehr Lebensmittel aus aller Welt zum Alltag werden, umso mehr interessieren wir uns auch wieder für die Eigenheiten der eigenen Region, für das Saisonale und Regionale“, so die Erkenntnis Rützlers.

Es diskutierten:
Janwillem Acket, Chefökonom/Bankhaus Julius Bär
Ingrid Greisenegger, Publizistin, „City Farming“
Dr. Markus Miele, Geschäftsführender Gesellschafter/Miele
Mag. Hanni Rützler, Ernährungswissenschafterin, Begründerin des „futurefoodstudio“

Moderation: Dr. Peter Daniel (stuben21)

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Kategorie: Schlagzeilen

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