Interbad Messe Stuttgart 2016

26. September 2016 Mehr

„Man muss wieder lernen, zu bauen – und zwar digital!“
Die Zukunft des Bäderbaus heißt BIM: „Building Information Modeling“ ist eines der Top-Themen auf dem 66. Kongress für das Badewesen

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Vernetzung, Transparenz, Effizienz sind die Schlüsselbegriffe des digitalen Zeitalters. Tatsächlich können neue Technologien entscheidend zu Kostenreduzierung oder Risikoeinschätzung beitragen. Im Bauwesen stellt das sogenannte „Building Information Modeling“ (BIM) eine softwaregestützte Methode dar, bei welcher sämtliche relevanten Gebäudedaten erfasst und miteinander vernetzt werden. Insbesondere der Bäderbau kann enorm profitieren, da sich neben Planung und Ausführung auch die spätere Bewirtschaftung optimieren lässt.

Der 66. Kongress für das Badewesen auf der Stuttgarter Interbad widmet BIM daher einen eigenen Themenkreis: Bäderbau – „BIM“: Die Zukunft für Planung und Bau von Bädern? (Mittwoch, 28. September, 14:00 Uhr).

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Transparente Planungsgrundlage
Unter den Referenten ist Prof. Hans-Georg Oltmanns von der Jade Hochschule in Oldenburg. In seinem Vortrag Building Information Modeling – mehr als nur ein Planungstool will er die Zuhörer in die Thematik einführen und ihnen die Vorteile des Ansatzes näherbringen. Die praktischen Vorteile der Methode liegen für Oltmanns klar auf der Hand: BIM spart Zeit und Geld. „Man macht nichts doppelt und weniger Fehler. BIM bedeutet, dass man ein Gebäude vorab einmal komplett digital baut. So entdeckt man auch mögliche Fehler und Kollisionen – und Risiken gibt es beim Bauen immer.“ Die Darstellung als 3D-Modell biete zudem für alle an Bau und Betrieb Beteiligten eine gemeinsame Grundlage, die sich auch bei späteren Weiterplanungen problemlos heranziehen lasse – vorausgesetzt, die Daten werden ständig aktualisiert.

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Vorteile für Kostenschätzung und Betrieb
Besonders freut Oltmanns, dass die digitale Transparenz der Schönrechnerei ein Ende mache: „Vieles wird zu niedrig angesetzt – Beispiel Elbphilharmonie. Es konnte doch kein Mensch glauben, dass so etwas billig wird.“ Bei hochtechnisierten Bauten wie Hallenbädern seien nicht zuletzt die Betriebskosten ein häufig unterschätzter Faktor. „Die eigentlichen Kosten eines Gebäudes stehen erst nach etwa 30 Jahren fest. All das lässt sich aber aus dem BIM-Modell ableiten und Tablet-fähig machen, sodass ein Hausmeister Zugriff auf relevante Informationen hat, etwa, welche Wartungsintervalle zu beachten sind. Es gibt eine interessante Statistik, die besagt, dass ein in die Planung investierter Euro im Bau bis zu sechs Euro, im Betrieb bis zu dreißig Euro einsparen kann.“ Erfahrungswerte aus der Praxis wird hierzu der Referent André Pilling in seinem Vortrag „Schwimmbadplanung und Bau mit BIM am Beispiel des Pilotprojektes „Aquapark Oberhausen“der Metropolregion Ruhr“ vorstellen.

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Entwicklung nicht länger „verschlafen“
Oltmanns will aber nicht nur Chancen aufzeigen, sondern auf den dringenden Handlungsbedarf aufmerksam machen: „Im Ausland hat sich die Methode fast überall schon durchgesetzt. Deutschland hat das lange verschlafen. Die Software-Industrie wartet auf einheitliche Standards in Europa. Wenn sich Deutschland nicht an deren Ausarbeitung beteiligt, müssen wir irgendwann die Standards aus dem Ausland übernehmen. Es wird also Zeit, sich damit zu beschäftigen.“
Die Politik hat die Zeichen der Zeit offenbar erkannt: Um BIM in Deutschland zum Durchbruch zu verhelfen, hat das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur im vergangenen Dezember einen Stufenplan für die Einführung der Methode vorgelegt, den Referentin Dr. Ilka May anhand ihres Vortrages „9 Monate Stufenplan digitales Planen und Bauen – wo stehen Deutschland und Europa?“ erläutern wird. In einer Vorbereitungsphase sollen bis 2017 „Standardisierungsmaßnahmen durchgeführt und Leitfäden, Checklisten und Muster erarbeitet werden“, heißt es. Hierfür stellt das Ministerium Mittel in Millionenhöhe bereit. Im gesamteuropäischen Vergleich leider nicht genug, finden Kritiker.

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„Schwellenangst nehmen“
Wichtig sei zunächst jedoch, dass die Methode bei Planern, Bauausführenden und Nutzern überhaupt ankomme, erklärt Oltmanns. Es gelte, „den Leuten die Schwellenangst zu nehmen“. Die entsprechende Software sei in Deutschland gängig und in der Regel schon lange im Einsatz. „Oft herrscht eine Stammtischmeinung vor, dass man das alles doch gar nicht braucht, weil man ja vorher auch schon ordentliche Gebäude gebaut hat. Aber was kann einem denn besseres passieren, als bereits am Rechner festzustellen, ob man im Etat liegt? Auch die Kreativität kommt keinesfalls zu kurz. Man muss wieder lernen, zu bauen – und zwar digital!“

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Weiterführende Infos
Web: www.messe-stuttgart.de/interbad
Programm/Anmeldung: www.baederportal.com

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Kategorie: Branchentipps, Schlagzeilen, Veranstaltungen

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