Wo die Gans blau macht – Blaue Gans

15. Oktober 2018 Mehr

In der Salzburger Getreidegasse feiert ein traditionsreiches Haus heuer gleich mehrere Jubiläen und präsentiert sich passend dazu auch in neuem Kleid. Das Gasthaus „Blaue Gans“ gibt es an dieser Stelle zwar schon seit fast siebenhundert Jahren, in Besitz der Familie Pointner aber „erst“ seit 1918. Und vor genau 20 Jahren wurde das Haus von den heutigen Eigentümern – in vierter Generation – umfassend umgebaut und wenig später zum ersten arthotel der Familie ernannt. Nun wurde wieder investiert, renoviert und Gutes verbessert – natürlich in Einklang mit der Historie des Hauses.

 

Hotel Blaue Gans

 

Die Blaue Gans gilt als das älteste bürgerliche Gasthaus der Stadt. Bereits um 1350 soll es von der Patrizierfamilie Aufner betrieben worden sein. Seit mehr als vierhundert Jahren ist der Hausname schriftlich belegt. Namensgebend war übrigens ein nicht geschriebener, sondern an der Hauswand künstlerisch gestalteter Vogel, von dem es heißt, er hätte eigentlich einen Fasan darstellen sollen. Doch die Bezeichnung „Gans“ setzte sich durch. Und blau ist sie heute noch – oder heute mehr denn je, denn seit Neuestem zeigt sich die gesamte Hausfront im blauen Anstrich. Und auch im Interieur setzt ein blauer Farbton nun in verschiedenen Bereichen des Hauses Akzente.

Das Farbkonzept wurde von den Eigentümern gemeinsam mit den Planern und Designern im Team entwickelt und soll dem Namen nun eine allerorts erlebbare Entsprechung geben. Richtung Getreidegasse wurde – unter Rücksichtnahme auf die Altstadtschutzzone – ein wetterfester blauer Anstrich mit wenig Kunstharzanteil für die komplette Fassade gewählt.
Auch alle Fenster und die Tür zum Restaurant sind hier neu. Im Erdgeschoss wurden dafür besonders schmale und elegante Ausführungen gewählt. Die Metallsprossenfenster sind mit je zwei Öffnungsflügeln versehen, thermisch getrennt und mit Isolierglas versehen. Der schmale Rahmen erlaubt einen möglichst hohen Tageslichteinfall bei gleichzeitiger Wahrung der vorgegebenen Fenstergröße. In den oberen Etagen wurden 34 Kastenstockfenster in traditioneller Bauweise aus den heimischen Hölzern Lärche und Fichte massiv gefertigt. Auch sie sind mit besonders schlanken Profilen versehen und bieten gleichzeitig optimale Dichtung und besseren Schallschutz. Wo immer es möglich war, wurden die alten Zwischenfensterbänke aus Adneter Marmor wieder freigelegt und restauriert. In den Zimmern verleihen sie dem Platz am Fenster nun eine neue Aufenthaltsqualität.
Während die Zimmer Richtung Karajanplatz in ihrem Einrichtungskonzept eine Brücke zwischen internationalem Kulturadel und der Tradition des alten Gasthauses schlagen, spiegeln die Zimmer zur Getreidegasse das bürgerliche Salzburg der ehemals hier vorbeieilenden Händler, Bierbrauer, Hufschmiede und Kesselflicker wider. Bei der Gestaltung spielen daher auch Elemente der typischen Salzburger (Bau)Kultur wie Holz, Sandstein, Filz und Dirndlstoffe sowie das Grün der Lodenmäntel und Naturflächen eine wesentliche Rolle.
Im Zuge der jüngsten Renovierung wurden nun jene 21 Zimmer neu gestaltet, die nicht bereits 2012 und 2015 modernisiert worden waren. Gäste profitieren hier zunächst vom neuen Schallschutzglas in Richtung der belebten Innenstadt. Restaurierte Fensterbänke und neue Vorhänge werten den Raum zusätzlich auf. Der hochwertige Vollholzboden wurde abgeschliffen und neu eingelassen und alle maßgefertigten Vollholzmöbel dazu ab- und wieder aufgebaut. Neu sind die Wandvertäfelung inklusive Zeitungssteher und Stehlampe sowie die Verbauung der Fernseher. Einen blauen Farbtupfer in den Zimmern setzen jetzt die einen oder anderen Lampenschirme.

Komplett neu sind die beiden Suiten mit 70 bzw. 80 Quadratmetern Wohnraum. Beide City Flats bieten Platz für bis zu vier Personen, wobei neben dem Wohn- und Schlafzimmer jeweils noch ein Extrazimmer mit Schlafcouch für zwei Personen Richtung Innenhof zur Verfügung steht. Den schönsten Ausblick hat man vom Wohnzimmer aus Richtung Festspielhaus.
Passend zur 1A Innenstadtlage und der vom Barock geprägten Baustruktur mit Kreuzgewölbe, Stuck und Marmor sind die Suiten besonders hochwertig und elegant ausgeführt. Vollholz- und zum Teil auch ein alter Marmorboden befinden sich im Eingangsbereich. Es gibt ein Vorzimmer mit Garderobe, ein Bad mit Panorama-Dusche und zwei Handwaschbecken und natürlich ein getrenntes WC. Neben dem Ess­platz befindet sich eine Küchenzeile – eingerichtet mit edler Tischware – und Wohn- und der Schlafbereich werden von einer spektakulären Glas-Metall-Konstruktion geteilt. Da der rechte Winkel im Haus Mangelware ist, war bei der Einrichtung echte Handwerkskunst gefragt. Die Zimmer haben alle einen unterschiedlichen Zuschnitt, und die Wände sind teils windschief oder auch bauchig. Gegossene Betonfliesen, Kastenfenster und sorgfältig verlegte Steinböden sowie eigens gefertigte Möbel, freistehendes Mobiliar namhafter Marken und ein ausgeklügeltes Zusammenspiel unterschiedlicher Leuchten machen jeden Raum zum Unikat.
Im Wohnbereich der Suiten setzen edle Wittmann-Möbel in kühlem Blau, Gelb oder Orange farbliche Akzente. Und auch die dunkelblauen Betten und die Matratzen stammen von dem Traditionsunternehmen.

Nachtblau ist ebenfalls der Teppich, der in den Gängen zwischen den Zimmern und Suiten verläuft. Hier war unter anderem die neue Lichtlösung ein wichtiges Thema, denn nicht nur in den Zimmern auch in den öffentlichen Bereichen des Hauses werden Malereien, Grafiken, Zeichnungen und Objekte zeitgenössischer Künstler wie etwa Jonathan Meese, Joseph Beuys und Bjorn Melhus ausgestellt. Mehr als 120 Kunstwerke gibt es hier zu entdecken, darunter Werke von Franz Graf, Xenia Hausner und Brigitte Kowanz, sowie von Alfred Kubin, Arnulf Rainer, Walter Vopava und Franz West. Und auch internationale Stars wie Niki de Saint Phalle (2002), Yoko Ono (2003) und Kiki Kogelnik (2004) haben bereits in der Blauen Gans ausgestellt. Seit einigen Jahren werden zudem regelmäßig Artists und Young Filmmakers in Residence in das Hotel eingeladen.
Damit mach die Blaue Gans ihrer Bezeichnung als „arthotel“ alle Ehre. Das Sammlungskonzept nennt Hotelier Andreas Gfrerer, dem die meisten Künstler persönlich bekannt sind, das der Begegnung, das ja auch einem Hotel durchaus angemessen ist: „Ein Hotel, auch wenn es maximalen Wohnkomfort aufweist, ist ja doch nur ein Durchgangsort. Etwas aber bleibt zurück, eine Erinnerung, ein schöner Gedanke, eine neue Sichtweise. Im besten Fall ist das ein Kunstwerk.“

 

 

Blaue Gans

Adresse: Herbert von Karajanplatz 3, Getreidegasse 41-43, 5020 Salzburg, www.blauegans.at
Betreiber: G&G Gfrerer und Gfrerer Hotel- und Restaurant BetriebsGmbH
Architekten: Wolfgang Czihak und Christian Prasser (cp architektur)

Umbau: 03.04. bis 10.05.2018
Investition: 1,5 Mio. Euro

Boden: Mafi Naturholzböden GesmbH
Einrichtung: Franz Wittmann Möbelwerkstätten GesmbH

 

Fotos:©Ingo Pertramer

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Kategorie: Innovationen

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