Ein Hafen im Vierten – PORTO Bar

29. April 2019 Mehr

Die Stadt, das Viertel, der Standort und die Architektur – sie alle prägen das Konzept der neuen PORTO Bar im DAS TRIEST, wo der Raum, das Zusammenspiel der Materialien und nicht zuletzt auch das Licht Atmosphäre schaffen.

 

 

Mitten in Wien, am Scheitelpunkt von Margareten- und Wiedner Hauptstraße, exakt an der Stelle, an der vor mehr als 300 Jahren ein Postkutschenbahnhof für die Verbindung zwischen Wien und dem Triester Hafen eingerichtet worden war, befindet sich das Fünf-Sterne Boutique Hotels DAS TRIEST. Seit November 2018 gibt es hier mit der neuen PORTO Bar ein weiteres kulinarisches Angebot.

1995 hatten der österreichische Architekt Peter Lorenz und der britische Innenarchitekt Sir Terence Conran das im 19. Jahrhundert als Busbahnhof errichtete Haus zum Hotel umgestaltet. Jetzt konnte die Fläche durch die Einbeziehung eines Nebengebäudes noch erweitert werden. Dabei galt es, so Thomas Michor, Head of List Hospitality Group, die Geschichte des Standorts und das Design von 1995 in die heutige Zeit zu führen. Gleich drei Architektenbüros wurden beauftragt, alle mit dem Ziel, eine legere Eleganz samt zeitgemäßem Ambiente zu schaffen. „Die beteiligten Architekturbüros mussten auf zahlreichen gemeinsamen Ebenen miteinander kooperieren, um den Gesamterfolg des Projekts zu bewerkstelligen“, erklärt Architekt Stephan Ferenczy von BEHF.

 

 

Die oberen Stockwerke wurden um 49 Zimmer und Suiten erweitert, das Dachgeschoss zu einem Konferenz- und Veranstaltungsbereich für bis zu 150 Personen ausgebaut – inklusive Terrasse mit Blick auf den Stephansdom  – und im Erdgeschoss bilden neben dem Haubenrestaurant “Collio” und der ” Silver Bar” nun – passend zur Historie des Hauses – ein Feinkostladen mit italienischen Spezialitäten und die italienischen Bistro-Bar PORTO einen gemeinsamen Hafen für Wien- und Triestliebhaber.

Die Federführung des Projekts übernahmen HD Architects. Die neuen Zimmer und Suiten wurden von Wehdorn Architekten in Zusammenarbeit mit der Installationskünstlerin Esther Stocker jeweils zu einem stilvollen Ensemble der einzelnen Wohnbereiche gestaltet. Und für die Realisierung der PORTO Bar zeichnen BEHF Architekten verantwortlich. Diese präsentiert sich – so die mediale Resonanz – in einer geradezu unwiderstehlichen Retro-Macho-Männlichkeit, frei nach James Bond oder Mad Men, und passt somit auch gut zum Habitus berühmter Hotelgäste wie Robbie Williams und Co.

 

Kupfer und Travertin

Über einen engen kubisch in Kupfer gefassten Eingang gelangt der Gast vom Rilkeplatz aus in den Hauptraum der Bar. Dieser befindet sich im neu adaptierten Nebengebäude des bestehenden Hotels. Um die relativ niedrige Geschosshöhe des ursprünglichen Bürogebäudes aus den 1970er Jahren anzupassen, wurde eine Etagenebene abgebrochen und so eine markante Raumhöhe erreicht, die nun durch ein frei von der Decke hängendes Kupferregal zusätzlich in Szene gesetzt wird. Die in tiefem Schwarz glänzende Decke des Raumes ist zur Verbesserung der Akustik perforiert und durch längsverlaufende Balken gegliedert. Eine schlichte jedoch wertige Travertin-Verkleidung säumt die Wände und schließt zur Decke mit einem Spiegelfries ab, das eine historische Fotografie des Triestiner Hafenbeckens zeigt.

Zentrales Element im Hauptraum ist die freistehende Bar aus Travertin und Kupfer, die im Zuge der täglichen Beanspruchung eine eigene Patina entwickeln soll. Fingerabdrücke, Ränder von Gläsern, Flecken und Spritzer sind durchaus erwünscht.

 

Marmor, Nuss und Eiche

Durch ein an ein Regal erinnerndes Kupfergitter rechts vom Hauptraum betritt man einen Gastraum mit Wandverkleidungen aus Marmor, lederbezogenen Bänken und Stühlen aus Nussholz. Im anschließenden Extrastüberl ist die Wandverkleidung aus teilweise vergoldeten Eichenholzkassetten gediegener gestaltet. Die Decke senkt sich hier deutlich ab und die Einrichtung wird durch gemütliche Nischen und Logen bestimmt. Die intime Atmosphäre des separaten Gastraums macht ihn zum idealen Rahmen für für größere Runden oder für private Veranstaltungen.

 

Bronze, Samt und Fliese

Links vom Hauptraum sind die beiden Captains-Tables als dezenter Rückzug in zwei Nischen eingefasst. Von den in weichem, grünen Samt schimmernden Sofa-Bänken haben Gäste einen charmant versteckten Blick auf die Bar.

Den Übergang zur ehemaligen Küche bildet hier eine Messing-Regalstruktur. Dieser Raum ist als einfacher Essbereich gestaltet, „knirsch“ hell verfliest und mit bodentiefen Fenstern als kulinarischer Übergang zur belebten Wiedner Hauptstraße gestaltet. Ein dunkler Spiegelfries im Bronzeton erweitert den Raumhorizont optisch.

Die Aufteilung der Fläche in einzelne Gasträume nutzt die unterschiedlichen Raumhöhen und Dimensionen für vielfältige Rückzugs- und Nutzungsorte. Als verbindendes Element fungiert ein einfacher grau-schwarzer Terrazzoboden auf der gesamten. Ebenfalls durchgängiges Designelement im gesamten Haus ist ein ausgeklügeltes Lichtkonzept, das je nach Funktion der einzelnen Bereiche für eine ansprechende Atmosphäre sorgt.

 

PORTO

 

 

Licht ohne Reset

Christian Ploderer über Lichtplanung in Theorie und Praxis:

 

Christian Ploderer

Architektur und Interieur der neuen PORTO Bar leben nicht zuletzt auch von der Lichtplanung. „Der Einsatz und die Steuerung von Licht sind DAS entscheidende Instrument für die Schaffung von Atmosphären. Erwähnt sei hier unser kongenialer Lichtdesignpartner Christian Ploderer“, bestätigt Architekt Stefan Ferenczy. In der Praxis gibt es aber gerade in Hinblick auf die Lichtplanung einige Hürden zu überwinden. Vor allem dann, wenn viele unterschiedliche Faktoren, Interessen und Personengruppen ineinandergreifen. „Leider verderben uns oft die Gestalter der Speisenkarte mit Minimalschriftgrößen oder das Management der Reinigungstruppe unser vornehmes Anliegen“, so Ferenzcy: „Es ist ein Wunder, wie oft und mit wieviel Liebe und Differenzierung man die unterschiedlichsten und raffiniertesten Lichtstimmungen aufbauen und in technisch ausgefeilten System abspeichern kann, damit diese anschließend durch einen banalen „Reset“-knopf zerstört werden.“ Welche speziellen Herausforderungen bei der Lichtplanung in Restaurant und Bar zu berücksichtigen sind, wollten wir genauer wissen und sprachen dazu mit Christian Ploderer über Lichtquellen und Lichtsteuerung im Allgemeinen sowie über Besonderheiten in Bezug auf die PORTO Bar.

 

Herr Ploder, wie gefährdet ist die Lichtsteuerung durch die Mitarbeiter wirklich?

Ganz so drastisch wie von Architekt Ferenczy dargestellt, ist es üblicherweise nicht. Natürlich muss ein Programm relativ einfach aktuellen Anforderungen anpassbar sein. Man kann also durchaus einmal alles abdrehen, wenn die Torte hereingetragen wird, oder den Raum an einem trüben Novembertag hell erleuchten, aber eine intelligente Lichtsteuerung schaltet dann üblicherweise wieder automatisch auf Normalbetrieb um.

 

Und wenn man das gesamte Programm ändern möchte?

Um ein ideales Lichtszenario zu programmieren braucht man meist mehrere Durchläufe. Da gibt es zuerst die noch während der Bauphase meist noch ungenauen Vorgaben des Bauherrn, die dann von einem externen Fachmann eingestellt werden. Im Betrieb erfolgt dann die Feinjustierung. Danach muss im Normalfall nicht mehr viel geändert werden. Und falls doch, so sollte es in jedem Betrieb zumindest eine Person geben, die das System soweit versteht und betreut. Ein Pech ist es natürlich, wenn – wie unlängst bei einem Kunden – genau diese Person das Unternehmen verlässt und dann zuvor noch den persönlichen Unmut in einem Reset der Lichtsteuerung ausdrückt.

 

Braucht man eigentlich eine Lichtsteuerung?

In der Gastronomie macht sie definitiv Sinn, vor allem wenn es sich um eine Hotelbar wie die PORTO Bar handelt, die am Vormittag die perfekte Lichtstimmung für das Frühstück braucht und dann bis spät in die Nacht als Bar fungiert. Hier ist eine Lichtplanung, die sie den unterschiedlichen Nutzungen automatisch anpasst, eine enorme Erleichterung für den täglichen Betrieb.

 

Wo gibt es hier Ihrer Erfahrung nach den größten Informationsbedarf?

Der Auftraggeber sollte sich auf jeden Fall im Klaren sein, dass eine Lichtsteuerung eine gewisse Investition bedeutet. Oft werden die Kosten unterschätzt. Und wenn das System dann installiert ist, wird es dann doch zu wenig genutzt. Mindestens ein, besser natürlich zwei oder drei Mitarbeiter und der Betreiber selbst sollten sich mit dem System soweit auskennen, dass sie es auch optimal nutzen können. Dazu muss man sich dann natürlich auch die nötige Zeit für die Einschulung nehmen.

 

Worauf sollte man bei der Wahl der Leuchtmittel achten? Gibt es ein Leben nach oder neben LED?

Vernünftige Alternativen zu LED? Nein, die gibt es nicht und wird es wohl auch nicht sobald geben. Die LED-Technik hat sich in den letzten Jahren dermaßen rasant entwickelt, dass beinahe alle Anforderungen mit dieser Lichtquelle abgedeckt werden können – und das unschlagbar langlebig und kostengünstig. Und auch in Bezug auf die Lichtsteuerung ist LED konkurrenzfrei. Über DALI kann hier sogar jede einzelne Lichtquelle separat angesteuert werden. Die Lichtfarbe eines Glühfadens kann allerdings noch immer nicht zu 100 Prozent erreicht werden, aber LED sind dieser schon recht nah. Alles andere ist Liebhaberei – hat aber natürlich auch seinen Charme.

 

PORTO

 

Wo beobachten Sie die häufigsten Fehler beim Kauf von LEDs?

Ein klassischer Fehler ist der Kauf von lauter identen Leuchtmitteln. Oft wird dies in einem Schwung, meist von einem Elektriker oder einer Person ohne Fachkenntnis, erledigt. Das Resultat sind dann Räume, die aufgrund unzureichender Helligkeit oder einer zu kalten Lichtfarbe unfreundlich und kühl wirken. Bevor man sich also zu einem kostspieligen Großeinkauf entschließt, sollte man lieber verschiedene LEDs an verschiedenen Stellen im Lokal ausprobieren und dann vor Ort entscheiden, welches Produkt wo ideal ist. Besonders reizvoll ist es, wenn sich mehrere Lichtebenen überschneiden und so differenzierte, mehrschichtige Lichtszenarien entstehen.

 

Welche Lichtfarbe empfehlen Sie für die unterschiedlichen Bereiche?

Ich persönlich bevorzuge im Innenraum warmes Licht. 3.000 Kelvin galt früher als eher warme Lichtfarbe, eignet sich aber bei LED perfekt für neutrale Lichtszenarien mit warmer, aber immer noch authentischer Farbgebung. Zum Beispiel bei Tisch ist eine neutrale Lichtfarbe zu bevorzugen, damit die Speisen am Teller nicht unnatürlich wirken. Als Umgebungslicht sind dann etwa 2.700 Kelvin eine gute Wahl. Direkt im Barbereich, wie etwa auch im PORTO, gehe ich gern auf 2.500 oder sogar 2.100 Kelvin herunter. Dadurch erhält man ein fast bernsteinfarbenes Licht. Mit dem Image der LEDs als kalte Lichtquelle hat das dann nichts mehr zu tun.

 

In wieweit lässt sich Tageslicht einplanen?

Tageslicht ist ungemein wichtig. Dieses sollte in jeder Form genutzt werden, wo immer es geht. Im urbanen Umfeld, insbesondere in einer Bar haben wir natürlich hauptsächlich eine Kunstlichtumgebung, aber selbst im PORTO mitten in Wien gibt es tageslichthelle Sitzplätze direkt an den großen Fensterfronten. In dem Maß, in dem das Tageslicht abnimmt, muss dann natürlich die Helligkeit des Kunstlichts gesteigert werden.

 

Was ist für Sie ein besonderes Highlight in der PORTO Bar?

Im Innenraum lebt die Atmosphäre von den verschiedenen Bereichen, insgesamt sechs unterschiedliche Raumsituationen, die auch in Bezug auf das Licht variieren. Da man mit LEDs auch ohne sichtbare Lichtquelle eine gute Allgemeinbeleuchtung und die jeweils passende Lichtstimmung realisieren kann, konnten wir die Leuchtkörper vermehrt als Designobjekte in Szene setzen. Besonders gut machen sich hier die Prandina Gong Hängeleuchten, die wir in unterschiedlichen Ausführungen eingesetzt haben oder auch die Tom Dixon Wandleuchten in den Nischen links von der Bar. Die Lampenschirme dort wurden in derselben Farbe lackiert wie die leeren Regalkonstruktionen, die als Raumteiler fungieren und ebenfalls – für den Gast nahezu unsichtbar – eigene Leuchten integriert haben. Und dann gibt es auch noch die Sitzplätze an den großen Fensterfronten, die Öffnung Richtung Schanigarten und die charmante Verbindung von der Bar auf der einen, und dem Gastgarten auf der anderen Seite, ein Mehrwert, den die Gäste vor allem in den Sommermonaten besonders schätzen werden.

 

PORTO

 

Hotel DAS TRIEST, PORTO Bar

Adresse: Wiedner Hauptstraße 12, 1010 Wien

Auftraggeber: List Beteiligungs GmbH

Planung: BEHF Architects, Stephan Ferenczy

Lichtdesign: Christian Ploderer, www.ploderer.at

Umgebauter Raum: 242 m², 100 Sitzplätze

Planungsbeginn: Oktober 2017

Baubeginn: Oktober 2017

Eröffnung: 26.11.2018

Elektrotechnik: Elektro Göbl GmbH

 

Text:©Heidrun Schwinger

Fotos:©Rupert Steiner

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Kategorie: Innovationen

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