Der Ort, die Marke, das Licht – Hilton Garden Inn Mannheim

4. September 2019 Mehr

Der Ort, die Marke, das Licht – Hilton Garden Inn Mannheim

Interview mit DI Anja Pangerl von blocher partners über das Hilton Garden Inn Mannheim

195 Zimmer, zwei Suiten, dazu Restaurant-, Fitness- und Seminarbereich – und das alles in einem Neubau, getragen von einer internationalen Marke – das sind Voraussetzungen, die mit Sicherheit nicht für jede Hotelplanung gelten. Trotzdem gibt es Aspekte, die hier geradezu vorbildlich berücksichtigt wurden und die sich mit etwas Geschick wohl auch an anderen Standorten umsetzen lassen. Wir sprachen mit Innenarchitektin DI Anja Pangerl von blocher partners über die wesentlichsten Details des Interiorkonzepts.

 

 

Wie kamen blocher partners zum Projekt?
Wir hatten bereits 2016 das Stadtquartier Q6Q7 gemeinsam mit den Bauherren entwickelt und wurden nun für das Interieurkonzept direkt beauftragt.

Waren Sie auch in bauliche Prozesse involviert?
Das Hotel ist nur ein Baustein des Quartiers, zu dem die Planung bereits finalisiert war. Wir wurden aber in die Ausarbeitung des Konzepts, sofern es den Innenraum betraf, eingebunden und konnten so auch Aspekte aus der Innenraumgestaltung in die Architektur einbringen.

Hilton Garden Inn MannheimWelche Aspekte waren das?
Durch die enge Zusammenarbeit entstanden natürlich auch Wechselwirkungen. So waren wir etwa von den Betonoberflächen in der Lobby und dem angrenzenden Innenhof inspiriert, das Gartenthema im Eingangsbereich fortzuführen. Die Architekten von Schmucker und Partner haben die Sichtachse Richtung Innenhof durch Glaselemente und Durchgänge geöffnet, wodurch Innen- und Außenraum fließend ineinander übergehen.

Inwieweit war die Marke Hilton Garden Inn Gestaltungsvorgabe für den Garten?
Hilton Garden Inn ist eine von Hiltons 17 weltweit führenden Hotelmarken. Sie steht für gehobene, preisbewusste Unterkünfte und unerwartete Annehmlichkeiten für Geschäfts- und Freizeitreisende gleichermaßen. Dementsprechend galt es natürlich auch die Vorgaben der Marke zu berücksichtigen. Der Garten als Gestaltungselement gehörte aber nicht dazu.

Wie wurde das Gartenthema umgesetzt?
Mit dem Blick auf den begrünten Innenhof wird die Lobby selbst zur Gartenoase und damit auch zu einem Ort der Ruhe und Entspannung im Gegensatz zu dem bewegten Platz am Bahnhof. Wir haben natürliche Materialien, hängende Gärten und frische Farben eingesetzt, um diese Atmosphäre noch weiter herauszuarbeiten. Und auch der smarte, weiche Grünton, der sich von der Lobby über den Frühstücksbereich bis in die obersten Flure des Hauses fortsetzt, bezieht sich auf die grüne Oase. Ergänzt werden diese Akzente durch Details wie die Pergola im Frühstücksbereich oder Fotografien von Mannheimer Gärten.

Das Interieur nimmt aber auch auf die Post Bezug. Was hat es damit auf sich?
Referenzen auf das ehemalige Postgebäude gibt es bereits in Form der markanten Portale. Und auch im Restaurantkonzept wollten Bauherr und Betreiber das Postthema verankern. „Mister Postman – Bar & Grill“ soll künftig der Ort werden, an dem Gäste aus nah und fern zusammentreffen, eine Schnittstelle also – wie die Postzentrale zu früheren Zeiten.

Wie haben Sie das Thema Post umgesetzt?
In der Bar haben wir die Geschichte durch kernige Materialien wie Kernleder oder Schiefertafeln definiert und durch Leuchtkörper aus recycelten PET-Flaschen ergänzt. In der Lobby sind die drei Pulte als klassische Transportkisten in Wellblech ausgeführt – allerdings in einem schimmernden Goldton. Mit fröhlich unkomplizierten Gelb- und Anthrazit-Tönen haben wir auch den Farbcode der Post schließlich in allen 197 Zimmern aufgegriffen.

Was zeichnet die Zimmer darüber hinaus aus?
Zunächst natürlich die Aussicht – vor allem in den oberen Stockwerken. Dank der raumhohen Fenster haben wir auch viel Tageslicht und eine optische Weitläufigkeit trotz Zimmergrößen ab 23 Quadratmetern. Wichtig war uns, die Fläche optimal zu nutzen, eine leichte, moderne Atmosphäre und ein Gefühl der Großzügigkeit in den Raum zu bringen.

Wie wird der Raum optisch größer?
In den Bädern haben wir mit bodenebenen Duschen und mit Spiegeln gearbeitet. Das kommt auch bei den Gästen sehr gut an. In den sozialen Medien werden die Badezimmer etwa als kleine Raumwunder beschrieben, die doppelt so groß wirken.
Im Wohn- und Schlafbereich sollten neben einem großzügigen Bett verschiedene Funktionen wie Kofferbock, Sitzbank oder Nachtkästchen erfüllt werden, ohne dafür zu viel Raum einzunehmen. Wir haben dazu das Betthaupt seitlich verlängert und so eine platzsparende Sitzgelegenheit geschaffen, die auch die anderen genannten Funktionen erfüllen kann. Zum Teil konnten wir auch einen Hocker oder einen bequemen Stuhl inklusive kleinem Tisch unterbringen. Dabei zählt aber dann wirklich jeder Zentimeter!

Welche Rolle spielt das Farbkonzept?
Farbe kann unterschiedliche Aufgaben erfüllen. Sie weckt Assoziationen – etwa mit einem Garten, oder der alten Post. Sie unterstützt aber auch die Orientierung. So haben wir im Hilton Garden Inn in jedem Stockwerk ein etwas anderes Farbschema – von Grau zu Grün, Blau oder Honiggelb. Und nicht zuletzt schafft sie Atmosphäre, auch mit sehr kleinen Akzenten, die auf den ersten Blick vielleicht gar nicht wahrgenommen werden. So haben wir uns in den Zimmern zum Beispiel für einen Farbverlauf in den Vorhängen entschieden. Diese Nuancen kommen aber erst durch die Beleuchtung voll zur Geltung.

Ihr Tipp zur Lichtplanung?
Licht ist das A und O. Ganz gleich, ob Sie einen Neubau planen oder renovieren, viel oder wenig Budget zur Verfügung haben – Lichtquellen und Leuchtmittel verdienen die größte Aufmerksamkeit. Oft sind es nur Details, wie eine gerade und eine schräg gehängte Glaskugel. Es können aber auch nicht sichtbare Lichtquellen wie kleine Spots sein, die einen Raum verändern. Licht bietet so viele Möglichkeiten, Räumen Wirkung zu verleihen. Darauf sollte man nicht verzichten.

 

Text:©Heidrun Schwinger

Fotos:©Soeren Dam Thomsen

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Kategorie: Branchentipps, Innovationen, Schlagzeilen

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