Der Berge stilles Theater – Valentinerhof

4. April 2018 Mehr

Mit seiner charakteristischen Form gilt der Schlern als Wahrzeichen Südtirols. Der Ausblick auf diesen markanten Westpfeiler der Dolomiten stand daher auch im Fokus der Projektentwicklung von noa* (network of architecture) beim Um- und Zubau des familienbetriebenen Valentinerhofes auf der Seiser Alm.

 

Valentinerhof

 

Das Hotel befindet sich in der Südtiroler Gemeinde Kastelruth auf rund 1200 Metern Meereshöhe und bietet von hier aus einen einzigartigen Blick auf den 2563 Meter hohen Schlern. Um die Naturkulisse so wenig wie möglich zu stören, entschieden sich die Architekten bereits in der ersten Umbauphase 2011, das an sich große Bauvolumen auf mehrere Baukörper aufzuteilen und diese wie eine offene Arena halbkreisförmig in Richtung Bergspitze anzuordnen. Der Hotelgast sitzt nun auf einer in die Topographie eingefügten Tribüne. Die Bühne dominiert der Berg mit seinem beeindruckenden, „stillen Theater“.

2011 wurde das Haus zunächst um insgesamt 1100 Quadratmeter erweitert, mit 14 großzügigen Suiten und einem neuen Wellnessbereich inklusive Saunen, Ruhebereich und Pool. Wasser als zentrales Element im Spa-Bereich wurde auch zum Ideengeber für die architektonische Umsetzung des Gesamtkonzepts. So ist das Dampfbad, ein einziger Raum ohne Öffnungen nach außen, durch eine schräge Wand begrenzt, über die ein Wasserfall in die Tiefe stürzt. Und die Spiegelungen der Fassade in der Wasserfläche des Pools werden durch weitere Spiegelungen in raumhohen Glaselementen auch im Außenraum fließend fortgeführt. Raumhohe Glasfassaden und tiefe Terrassen verbinden zudem Innen- und Außenbereich. Geborgenheit bieten regionaltypische Materialien wie Stein, Holz und Leinen. Von traditionellen Heutüchern inspirierte Leinen-Stoffe trennen etwa die einzelnen Terrassen bei Bedarf. Auch die Leseecke wird von einem eigens für das Hotel entworfenen und auf einem Webstuhl von 1901 handgewebten Heutuch umrahmt.

In der zweiten Ausbauphase 2017 wurde nun das Grundkonzept von 2011 wieder aufgegriffen und weiter fortgeführt. Entstanden sind ein weiterer Zimmertrakt im Südwesten und ein zentrales Haupthaus, welches alle bestehenden und neuen Gebäudeteile nun im Halbkreis miteinander verbindet. Der neue Bauteil mit neun zusätzlichen Suiten im Südwesten des Gebäudekomplexes ist so in das Gelände integriert, dass er der natürlichen Topographie folgt und den für das Hotel typischen Charakter einer Arena fortsetzt.
Das neue Haupthaus bietet Platz für sechs Zimmer und eine Suite, Rezeption, Lobby und Bar. Den neuen Baukörpern wurden – passend zur Fassade der Bestandsbauten – Holzelemente vorgesetzt, die in ihrer unregelmäßigen Anordnung an die Kastelruther Bautradition der „Heuharpfen“ erinnern, Architektur und Landschaft miteinander in Einklang bringen und zugleich große Glasflächen dahinter erlauben, die einen hohen Tageslichtanteil und atemberaubende Ausblicke gleichermaßen ermöglichen.
Raumhohe Bücherregale, gemütliche Polstermöbel und heimelige Polstermöbel vermitteln bereits in der Lobby Wohnzimmerfeeling. Teils verspielte Möbel und Dekorationen, das besondere Licht der Bergwelt und der traumhafte Ausblick sorgen zugleich für eine etwas entrückte, fast märchenhafte Atmosphäre. Gestalterischer Blickfang sind markante Leuchten in Kegelform und die vergoldete, freistehende Treppe, die zu den Zimmern und der zweigeschossigen Suite führt, welche mit einer privaten Terrasse inklusive Whirlpool mit einem ganz besonderem Bergerlebnis aufwartet.

Auch die Suiten im Zubau sind ganz auf das Panorama der Bergwelt ausgerichtet. Raumhohe Verglasungen und ein fast quadratischer Grundriss ermöglichen hier eine maximale Lichtdurchflutung des Raumes. Das Bett steht so im Raum, dass der Gast am Morgen mit Blick auf die Berge erwacht. Und das Sofa direkt am Fenster suggeriert dem Nutzer, selbst mitten im Garten zu sitzen. Materialien wie Holz und Stein für Böden und Möbel schaffen einen Bezug zur umgebenden Berglandschaft. Couchmöbeln und Kissen in kräftigen, bunten Farben und einzelne Elemente, wie Handtuchhalter und Garderobe aus Schwarzstahl, setzen klare Akzente. Ein charmantes Detail ist auch die Minibar, die hier in einem kleinen Möbel untergebracht ist, welches an einen alten, aufgeklappten Reisekoffer erinnert – fast wie ein verlorenes Requisit, das sich von der Bühne hier in den Zuschauerraum verirrt hat.

 

 

Valentinerhof Viva Vital Hotel

Adresse: St. Valentin 10, 39040 Seis am Schlern (BZ) / IT, www.valentinerhof.com
Bauherr: Familie Mulser
Planer: noa* (network of archtecture) / Stefan Rier

Um- und Zubau 2011: Wellnessbereich und 14 Suiten
Um- und Zubau 2017: Haupthaus und neuer Zimmertrakt
Fertigstellung: Mai 2017

Fotos:©noa*/Alex Filz

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Kategorie: Innovationen

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