Altes neu erzählt – Altes Brauhaus

12. Dezember 2019 Mehr

Altes neu erzählt – Altes Brauhaus

Die Instandsetzung und der Umbau von Altbauten werden allgemein als „Bauen im Bestand“ bezeichnet. Dabei wird Bestehendes erhalten, verbessert und ausgebaut. Ähnlich verfährt das Lüneburger Designbüro formwænde bei seinen Redesigns.

 

 

In der Gastronomie und in der Hotellerie gelten bestehende Inneneinrichtungen bereits nach rund zehn Jahren als alt. Die hohe Besucherfrequenz und der damit einhergehende Verschleiß der Möbel sind ein Hauptgrund für regelmäßige Investitionen. Die stilistische Schnelllebigkeit der jeweiligen Trends, an denen sich das Design beim letzten Umbau orientiert hat, ist dabei oft Anlass, notwendige funktionale Umbauten mit einem neuen, oft leider austauschbaren und ebenfalls nur kurze Zeit zeitgemäßen Look zu verbinden.

formwænde-Gründer Florian Kienast ist gelernter Tischler und studierter Techniker für Raumgestaltung und Innenausbau. Seine Entwürfe für die Gastronomie zielen auf nachhaltige, Custommade-Lösungen ab. Statt angesagte Stile nachzuahmen, bezieht er den spezifischen Standort, die Umgebung und die Geschichte mit ein und setzt auf hochwertige, langlebige Materialien. Dennoch spielen Trends eine Rolle, so Kienast: „Derzeit ist das Thema des Nach-Hause-Kommens aktuell. Gäste, egal ob im Restaurant oder Hotel, schätzen eine Umgebung, die Geborgenheit suggeriert und eine Home-Style-Atmosphäre verbreitet.“
Nach renommierten Projekten in Hamburg wie dem Störtebeker in der Elbphilharmonie, dem Clouds in den Tanzenden Türmen, und dem Heritage im Le Méridien sowie Aufträgen unter anderem auf Sylt und in Barcelona, stellte sich das sechsköpfige Team aus Innenarchitekten und Produktdesignern einer historisch besonders spannenden Aufgabe:

Das Alte Brauhaus in Lüneburg wurde als Gaststätte bereits 1505 urkundlich erwähnt. Nach einer wechselvollen Geschichte wird das Restaurant nun in zweiter Generation von den Geschwistern Beatrix und Alexander Korte geführt – mit einer ausgezeichneten regionalen Küche in moderner Interpretation. Nun galt es, in der historischen Bausubstanz – ebenso wie in der traditionsreichen Küche der Region – ein sanftes Redesign vorzunehmen. Raum für kreative Freiheiten gab es nur in einem eng abgesteckten Rahmen. Im historischen Gastraum, dem danebenliegenden Club­raum und dem gesamten Frontbar- und Backbarbereich wurde das lose Mobiliar mit Stühlen, Sesseln und Tischen erneuert, feste Einbauten wie Bar oder Wandpaneelverkleidungen wurden in historischer Interpretation neu gefertigt. Auch die gesamte Beleuchtung ist neu und auf dem neuesten Stand der Technik ausgeführt.
Statt dem über 500 Jahre alten Gasthaus eine neue Hülle überzustülpen, wurden alle Bereiche, Oberflächen, Haptiken und Farbnuancen der spezifischen Location angepasst. Es galt, das Alte zu bewahren und dem Neuen ausreichend Raum zu geben – etwa mit neuen Sisal-Wandbelägen neben historischen Deckenbalken, neuen Felt-Letter-Boards neben alten Wandbemalungen und geradlinigen Stammtischbänke neben mundgeblasenen Glasfenstern. Eine Verbeugung vor dem Alten mit einem zugleich selbstbewussten Augenzwinkern stellen auch die eigens von dem spanischen Künstler Miguel Vallina geschaffenen Wandbilder dar – modern gekleidete Oberkörper mit unterschiedlichen Tierköpfen im Stil alter Ölgemälde – eine entpersonifizierte Ahnengalerie und zugleich ein ironischer Verweis auf die vielfältige Speisekarte des Hauses.
Entstanden ist ein moderner und zugleich zeitloser Rahmen mit starkem eigenem Charakter, der auf die lange Geschichte des Hauses verweist, ohne dabei schwer zu wirken, sondern vielmehr Wohlbehagen und Geborgenheit vermittelt.

 

Fotos:©Fred Dott

 

www.brauhaus-lueneburg.de

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Kategorie: Innovationen

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