Wellness & Spa – Lohnt sich die Investition?

30. Mai 2017 Mehr

Das wachsende Bedürfnis nach Erholung und der Wunsch vieler Gäste, den Urlaub aktiv zur Prävention von Krankheiten zu nutzen, ist auch ein wichtiger Impuls für die Eröffnung weiterer Wellnesshotels und die Investition bestehender Häuser in den Ausbau zusätzlicher Wellness-Angebote. Aber lohnt sich das auch?

Ein Projekt, das sich innerhalb kürzester Zeit in der heimischen Wellness-Hotellerie etablieren konnte, ist das im Dezember 2016 eröffnete Family Hotel & Resort Dachsteinkönig. Geplant und umgesetzt wurde das Wellnesskonzept von der in Tirol ansässigen Medical Spa & Wellness Group (MSWG), deren Team in den letzten dreißig Jahren mehr als zweitausend Projekte auf vier Kontinenten und über 2,8 Millionen Quadratmeter an Wellnessbereichen gestaltetet hat. Wir sprachen mit Markus Strasser, International Sales Consultant der MSWG, über das Erfolgskonzept des Dachsteinkönigs auch in Hinblick darauf, inwieweit dieses auch als Vorbild für die Wellness-Branche betrachtet werden kann, und fragten nach, ob und wann sich die Investition in den Wellnessbereich auf jeden Fall lohnt.

Markus Strasser (MSWG)

Allein in Tirol gibt es mehr als 300 Wellnesshotels. Macht es überhaupt noch Sinn, sich bei einem derart großen Mitbewerb als Wellnesshotel positionieren zu wollen?
Mit einer Sauna und einem Dampfbad auf Wellness zu setzen, ist in der heutigen Zeit sicherlich zu wenig. Für ein klassisches Wellnesshotel bedarf es sehr großer Wellnessflächen, was wiederum zu sehr hohen Investitionskosten führt und es folglich für Neu/Quereinsteiger sehr schwierig macht, sich hier zu positionieren. Deshalb sind zusätzliche Schwerpunkte wie Familie, Gesundheit, Fitness, Lifestyle oder auch Romantik essentiell. Wichtig ist es, dem Kunden eine Geschichte zu erzählen, die sich konsistent und stimmig durch die ganze Anlage zieht.

Mit welchem Konzept überzeugt der Dachsteinkönig? Welche Schwerpunkte wurden gesetzt?
Im Dachsteinkönig wurde das Wellnessthema mit innovativen Ideen und Angeboten in ein Familienhotel integriert. Dabei ist es gelungen, das Thema Familie stimmig in die gesamte Anlage zu integrieren und gleichzeitig sehr unterschiedliche Bedürfnisse abzudecken.
Die Wellness-Ausstattung in den Privatsuiten ist demnach als Rahmen für romantische Zeit zu zweit konzipiert, während in den Familien-Chalets helle und freundliche, einfach zu wartende Saunen umgesetzt wurden. In den öffentlichen Bereichen lag der Fokus wiederum auf vielseitigen Wellnesserlebnissen mit ungewöhnlichen Saunen, neuen Materialien und modernen Technologien, die den Betrieb erleichtern und den Gast überraschen.

 

©Dachsteinkönig

 
Ungewöhnliche Saunen – was kann man sich darunter vorstellen?
Zu den neuen Erlebniswelten gehören etwa eine automatisierte Bio Ambilight Event-Sauna, in der Licht und Soundeffekte kombiniert werden können, ein Mineral-Dampfbad, das mit Magnesiumchloriden für die Behandlung der Haut, Jod-Selen für die Stärkung des Immunsystems und Lithium für mentale Kraft angereichert wird. Ein Salzruheraum mit beheizten Wasserbetten und einer großen Salzwand aus echtem Himalaya-Salzstein für eine umfassende Erholung der Atemwege.

Worauf wurde bei der Ausführung geachtet?
Wichtige Tools für den laufenden Betrieb sind unter anderen der Einsatz von speziellen Materialien und der Verzicht auf die herkömmliche Mosaikverfliesung zum Beispiel beim Bau des Dampfbads. Dadurch wird die Langlebigkeit der Attraktionen gesichert und gleichzeitig der laufende Pflegeaufwand gesenkt, wodurch auch die Personaleinsatzzeiten im großzügigen Wellness- und SPA-Bereich reduziert werden. Gleichzeitig wird dem Gast ein SPA-Erlebnis auf höchstem hygienischem Niveau geboten.

Welche Materialien kann man, welche sollte man besser nicht einsetzen?
Die Materialien brauchen laut Norm eine entsprechende Oberflächenstruktur. Das ist heute auch schon Standard. Fehler passieren häufig in der Auswahl für bestimmte Bereiche: In Dampfbädern können etwa Natursteine durch den hohen Dampfdruck leicht korrodieren und der schöne, weiße Quarzit wird so bald zu einem braunen Schandfleck. Die Dächer von Dampfbädern funktionieren am besten, wenn sie aus glasfaserverstärktem Kunststoff, Edelstahl oder beschichtetem Aluminium gefertigt sind.
Bei der Wahl des Holzes ist in österreichischen Saunen auf die Verwendung von Saunaplatten zu achten, um den laut Önorm vergebenen Formaldehydausstoß nicht zu überschreiten.
Damit die optische Qualität im gesamten Wellnessbereich auch bei laufender und gründlicher Pflege über Jahre hinweg erhalten bleibt, sollte man vor allem auf Staubfresser wie Bodenroste in Saunen, Gummimatten im Schwimmbadbereich sowie auf Teppichläufer im Umkleidebereich verzichten.

 

©Kempinski Hotel Das Tirol

 
Wann würden Sie einem Hotelier generell davon abraten, in den Wellnessbereich zu investieren?
Dann, wenn der Hotelier beabsichtigt ein „altes Konzept“ zu duplizieren oder vom „Nachbarn“ zu kopieren, ohne sich mit den eigenen Anforderungen und Bedürfnissen auseinanderzusetzen.

Gibt es auch Konzepte und Trends, die sich generell bewähren?
Der Erfolg der Anlage steht immer in Verbindung mit einer klaren und zielgruppenspezifischen Ausrichtung und Positionierung. Generell sollte der Fokus aber zunehmend auf das Thema Gesundheit gelegt werden, wobei es hier nicht nur um das körperliche sondern auch um das psychische Wohlbefinden der Gäste geht.
Bei Anwendungen sind nach wie vor die klassischen Behandlungen wie z.B. Massagen sehr gefragt. Gleichzeitig ist aber auch ein Trend Richtung Automatisierung zu erkennen. Gefragt sind etwa selbsterklärende Anwendungen wie zum Beispiel heliotherapeutische, ultraschallbasierende Anwendungen, die auch mit geringem therapeutischem Aufwand zu realisieren sind.

Was muss ein Betrieb, der mit einem eigenen Wellnessbereich wirbt, heute mindestens anbieten können? Welche Investitionen lohnen sich auf jeden Fall?
Diese Frage kann so nicht beantwortet werden, da auch hier das Konzept im Hintergrund die Lösung darstellen sollte. Zusätzliche Attraktionen wie eine Ambilight Sauna (Dachsteinkönig), eine Mineralkabine (Center Parks) oder ein Healing Liquid Pool
(Titlis Resort und Sporthotel Passler) kommen beim Gast sehr gut an. Der Erfolg der Anlage ist aber auch mit dem ausreichenden Angebot an Ruheflächen verbunden. Eine Anlage mit vielen Attraktionen und zahlreichen Sitzplätzen in Saunen und Dampfbädern braucht auch mehrere Rückzugsbereiche. Hier nur einen kleinen Ruheraum mit unzureichendem Platzangebot anzubieten, ist definitiv Sparen am falschen Platz.

Beispiel Sauna / Dampfbad / Indoorpool. Welche Voraussetzungen braucht man dafür? Mit welchen Ausgaben muss man rechnen?
Bei diesem Thema ist grundsätzlich darauf zu achten, dass die eingebauten Equipments den Normen und Standards des jeweiligen Landes entsprechen. Hier legt Österreich das Niveau europaweit sehr hoch an.
Die klassischen Sauna und Dampfbadlösungen im gewerblichen Bereich starten bei ca. 15.000 €. Hier sind je nach technischer Ausstattung (Multimedia – Screens, automatischer Aufguss, Lichtshows, etc.) nach oben hin keine Grenzen gesetzt. Ähnlich verhält es sich bei den Pools, wobei bei entsprechender Filtertechnik die Angebote deutlich höher starten. Ein Fokus sollte auch auf den laufenden Kosten liegen, da die elektrischen Anschlusswerte für Sauna oder Dampfbad oft deutlich über 9 kw liegen. Eine große Eventsauna für 40-50 Personen kann durchaus 100 kw an Leistung benötigen. Darum sollte man auch überlegen, falls nicht schon vorhanden, auf Alternative Energieträger wie Gasöfen umzusteigen.
Obwohl die Optik von vielen Herstellern nach außen ident erscheinen mag, sollte trotzdem auf die verwendeten Materialien im Hintergrund geachtet werden, da es hier etwa bei den Kabinenwänden oft zu erhöhten Wärmeverlusten und folglich zu mehr Kosten kommen kann.

Was würden Sie darüber
hinaus empfehlen?
Speziell bei internationalen Projekten, welche zumeist betreibergeführt sind, finden sich zunehmend Zentral-Steuerungen, welche in die Haustechnik mit eingebunden werden können. Das heißt, Saunen und Dampfbäder, sowohl im allgemeinen Wellnessbereich als auch in den Suiten, können nach Bedarf z.B von der Rezeption aus ein-und ausgeschaltet bzw. gesteuert werden. Diese Möglichkeit, sollte man auch in Betracht ziehen, denn sie bringt viele Vorteile für den laufenden Betrieb.

Was kann man tun, damit sich die Investition möglichst rasch amortisert?
Eine direkte Amortisierung in einem Hotel findet in der Regel nicht statt, da die Wellnessbereiche zumeist über die Zimmerpreise quer subventioniert werden. Statistisch gesehen erzielen Wellnesshotels jedoch einen um ca. 12 bis 30 Prozent höheren Zimmerpreis pro Nacht. Für den Hotelier geht es hier in erster Linie darum, Pakete für die Kunden zu schnüren, damit die Einzelpreise für den Gast so nicht mehr wahrnehmbar sind.

Immer mehr Hotels bieten auch eine Spa-Suite an. Was sollte diese können? Wie soll sie angelegt sein?
Spa-Suiten werden seit Jahren erfolgreich realisiert. Ein Beispiel dafür sind etwa die Perlen Spa-Suite und die Swarovski Crystal Suite im Kempinski Das Tirol in Jochberg.
Auch bei den Spa-Suiten sollte man sich im Vorfeld eine Geschichte überlegen, die man erzählen will – auch in Zusammenhang mit den angebotenen Behandlungen. Wichtige Kriterien sind etwa der Fokus auf Trocken- oder Nassbehandlung, mit oder ohne Badewanne, der Einbau einer Sauna oder eines Dampfbades und ob die Suite als Single- oder Duo-Spa-Suite ausgelegt sein soll.

 

Titlis Resort – Healing Liquid Pool  ©Titlis Resort

 

Mit welchen Kosten muss man rechnen? Wann zahlt es sich trotzdem aus, hier zu investieren?
Die Kosten für den Innenausbau belaufen sich hier auf 2.000 bis 3.500 € pro Quadratmeter. Eine Spa-Suite rechnet sich dann, wenn im Hotel ein entsprechendes Massage- bzw. Treatment-Angebot vorhanden ist und die Spa-Suite als zusätzlicher Massageraum verwendet werden kann. Gäste, auch Day-Spa-Besucher, sind gerne bereit, für ein paar Stunden der Zweisamkeit und Erholung entsprechend zu investieren. Großer Bonuspunkt der Spa-Suiten, wenn denn gut umgesetzt, ist die sehr gute Vermarktbarkeit dieser Bereiche.

www.msw-group.com/de

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Kategorie: Branchentipps, Schlagzeilen

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