ÖHV bringt Bewegung in den Bankenmarkt

19. Januar 2010 Mehr

Bessere Finanzierung durch mehr Wettbewerb

Zell am See (TP/OTS) – Die Hotellerie, wie andere Branchen durch liberalisierte Märkte zunehmend im Wettbewerb, fordert mehr Transparenz bei der Unternehmensfinanzierung. Der Bankencheck der ÖHV sorgt dafür.

Auch wenn die Nächtigungszahlen stimmen: Die Umsätze in Österreichs Tourismus hinken den Rekordwerten der vergangenen Jahre hinterher. “Die Gäste geben weniger aus. Das lässt sich an den Bilanzen deutlich ablesen”, erklären die in ihrem Amt bestätigten Präsidenten der Österreichischen Hoteliervereinigung (ÖHV), Peter Peer und Sepp Schellhorn. Der Gewinn der österreichischen 4-Sterne-Hotellerie vor Zinsen und Steuern, so die Analyse der Daten von Webmark Hotellerie, lag 2009 um 7,1 Prozentpunkte unter dem Wert von 2008: “Das ist ein enormer Rückfall. Mit Einsparungen lässt sich das nicht mehr abfedern”, so Peer. Besonders laut war die Kritik an Eingriffe in laufende Verträge: “Banker haben Abmachungen für nichtig erklärt, weil sie die Entwicklung auf den Finanzmärkten falsch eingeschätzt haben. Das lag nicht an uns, das ist nicht nachvollziehbar”, erklärt Schellhorn.

 

Banken wälzen Kosten auf Hotellerie über: Rechtlich fraglich

Eine Analyse von o. Univ.Prof. Mag. Dr. Leo W. Chini von der Wirtschaftsuniversität Wien bestätigt das: Erstmals war im Vorjahr die Wertschöpfung durch die Tourismus- und Freizeitwirtschaft rückläufig. “Zuerst ist die Auslastung gesunken, dann die Preise.
Derzeit ist die Buchungslage wieder deutlich besser, jetzt müssen nur noch die Preise nachziehen”, so Peer. Die Kampfpreise verschwinden vom Markt: “Man hat erkannt, dass das nichts bringt”, so Schellhorn.
Als viel gravierender erachten die Präsidenten die Folgeeffekte der Finanzkrise: “In der Finanzbranche sind Fehleinschätzungen passiert, die Hotellerie soll die Kosten schlucken. Da sehen wir Erklärungsbedarf”, erklärt Schellhorn. Chini hat diese Fragen durchleuchtet. So sei etwa fraglich, ob Liquiditätszuschläge oder Zwangskonvertierungen gerechtfertigt sind: “Langfristige Kredite sind langfristig zu finanzieren. Anstatt durchaus übliche kurzfristige Wechselkursschwankungen in die Kalkulation einzubeziehen wurde hier offensichtlich vorschnell gehandelt. Hoteliers sind durch teure Zwangskonvertierungen unschuldig zum Handkuss gekommen”, erklärt Chini und empfiehlt, gegebenenfalls die Rückvergütung entstandener Kosten zu fordern und den ursprünglichen Vertragszustand wieder herzustellen.

Investitionen der Tourismusbetriebe sichern Arbeitsplätze

Unabhängig von der steigenden Nachfrage sieht Chini auf der Kostenseite eine Welle von Belastungen auf die österreichische Hotellerie zukommen: “Die Kreditkosten werden steigen, zusätzliche Sicherungen werden notwendig werden. Kreditlinien werden reduziert, bereits erhaltenen Kreditzusagen zurückgenommen und Kredite fällig gestellt werden”, so Chini. Diese Effekte seien zum Teil auf die prozyklischen Effekte von Basel 2 zurückzuführen. Den Hotels rät er, den Dialog mit den Banken zu intensivieren. “Die Hotels alleine können den internationalen Regeln des Finanzmarktes bisher wenig entgegensetzen. Da ist die Politik gefragt”, so die Präsidenten. Sie fordern ein sofortiges Einschreiten des Bundes, etwa durch die Bereitstellung von Liquidität für die Betriebe durch die Nationalbank. Das System der staatlichen Bürgschaften soll ausgebaut, der Kapitalmarkt über eine Mittelstandsanleihe für die Branche geöffnet werden: “Österreichs Wirtschaft braucht die Investitionskraft des heimischen Tourismus: Unsere Branche investiert 80 % im Umkreis von 90 km. Ein Arbeitsplatz im Tourismus sichert zwei Arbeitsplätze in der Gesamtwirtschaft. Diese Stärke sollte gerade jetzt nicht aufs Spiel gesetzt werden. Wir brauchen die Investitionskraft des Tourismus”, so Peer und Schellhorn. Alleine die 3- bis 5-Sterne-Hotellerie plane, ihre Investitionen in Modernisierung und Qualität von ca. 3 Mrd. Euro pro Jahr auf etwa 1,5 Mrd. zu reduzieren.

ÖHV bringt Schwung in den Finanzierungsmarkt

Doch gerade jetzt, wo eine tragfähige Beziehung in einer Finanzierungspartnerschaft so wichtig ist, häuft sich Kritik an der Vorgangsweise der Banken: “Da wurden Vertrauensverhältnisse nachhaltig gestört. Viele Institute haben sich als Partner nicht bewährt”, so die Präsidenten. Die Krisenjahre – da sind sich die Experten einig – werden die Finanzierung der österreichischen Betriebe dank Basel 2 jahrelang belasten: “Die Risikomanager werden uns jahrelang auf die Folgen der Krise hinweisen, die ihren Ausgang in den Banken genommen hat. Und dafür werden sie von der Hotellerie Risikoaufschläge verlangen”, so Schellhorn. Umso wichtiger sei es, jetzt die Bank mit den besten Konditionen und dem höchsten Verständnis für die Anforderungen der Branche zu finden, erklärt Dr. Wilfried Holleis, international erfolgreicher Hotelier und Finanzierungsexperte der ÖHV. Die ÖHV hat auf Basis der Erfahrungen mit Online-Plattformen zur Hotelbewertung ein Tool entwickelt, mit dem Tourismusbetriebe ihre Banken bewerten sollen. “Mit www.bankencheck.at bringen wir mehr Transparenz und Kundenorientierung in die Tourismusfinanzierung und unterstützen Betriebe bei der Auswahl ihrer Finanzierungspartner”, so Holleis.

ÖHV sorgt mit www.bankencheck.at für mehr Transparenz

Während der Wettbewerbsdruck im Privatkundengeschäft klar zu erkennen ist, mangelt es bei der Betriebsfinanzierung an Transparenz. Mit www.bankencheck.at bietet die ÖHV einen Überblick über die Attraktivität der Banken aus Branchensicht. “Eine Hausbank war sinnvoll, als wir mit Betreuern zu tun hatten, die unsere Betriebe und deren Bedeutung für die Region kannten. Jetzt sitzen uns Risiko-Manager gegenüber. Das ist eine Entwicklung, die nicht wieder rückgängig gemacht werden kann. Das sollte sich die Branche vor Augen halten”, so Holleis. Derzeit können via www.bankencheck.at über 1.000 Banken bewertet werden. Tourismusbetriebe im gesamten Bundesgebiet sind dazu eingeladen. “Keine Bank kann sich aus dem Ranking streichen lassen, ergänzen lässt sich die Liste jederzeit und unproblematisch.
Alle Institute sind eingeladen, ihre Performance selbst einzuschätzen. Den Ausschlag für das Ranking der Tourismusfreundlichkeit geben aber die Bewertungen der Tourismusbetriebe”, erklärt Holleis.

ÖHV orientiert sich an Standards für Bewertungsplattformen

“Das System ist kontrolliert, es ist rechtlich einwandfrei und orientiert sich an den höchsten Standards für Online-Bewertungsplattformen. Wir beschäftigen uns seit Jahren mit Online-Bewertungen und haben Standards mitentwickelt, die zu einer Qualitätssteigerung geführt haben”, so Holleis. So wie Österreichs Top-Hotellerie ihre Performance mit der steigenden Relevanz von Online-Bewertungen verbessert hat, setzt die ÖHV auf die Kundenfreundlichkeit der Banken: “Die Top-Performer werden profitieren, die anderen werden sich bemühen müssen. Das ist in anderen Branchen längst Usus, da hat niemand etwas zu befürchten”, so Holleis. Nach einer Anlaufphase sei die Veröffentlichung eines “Best of”-Rankings geplant: “Wir holen die  Besten vor den Vorhang”, so Holleis. Die Institute werden über ihre Platzierung informiert. Die ÖHV setzt darauf, dass Bewegung in die Tourismusfinanzierung kommt.
“Keine Bank sollte ein Abo für die hinteren Ränge haben”, erklärt Holleis.

400.000,- Euro Wertschöpfung für die Region

Top-Referenten und ein attraktives Rahmenprogramm (www.oehv.at/kongress/2010) machen den ÖHV-Hotelierkongress zu dem Branchenevent schlechthin: Die Veranstalterregion kann mit 1.550 zusätzlichen Nächtigungen durch 500 Hoteliers, Touristiker und Partnerunternehmer, Journalisten, Referenten und Politiker rechnen.
Die Region profitiert von einer zusätzlichen direkten Wertschöpfung in der Höhe von rund 400.000,- Euro.

Kategorie: Schlagzeilen

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