Lingenhel

28. Juli 2016 Mehr

Lokal mit vielen Facetten.
Im 3. Wiener Gemeindebezirk verwirklichte der Feinkostprofi Johannes Lingenhel ein nicht alltägliches Projekt. In dem ehrwürdigen Gebäude aus der Biedermeier-Zeit entstand nach seinen Wünschen das „Lingenhel“, ein Gastrokonzept, das Feinkostladen, Bar, Restaurant und Käserei umfasst.

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Zumindest für die lokalen Delikatessenliebhaber ist der Bauherr kein Unbekannter. Nahezu zwanzig Jahre war das Pöhl am Wiener Naschmarkt seine Wirkungsstätte, bis er den richtigen Platz für eine Genuss-Oase nach seinen ganz speziellen Vorstellungen fand. Gemeinsam mit einem Schweizer Investor erwarb er das 220 Jahre alte denkmalgeschützte Haus, lobte für die Umsetzung seiner Lokalidee einen Wettbewerb aus und beauftragte daraus resultierend das siegreiche Architektur- und Design-Studio destilat, die abgelieferten Entwürfe in die Realität zu transferieren.
Vorgaben für die Innenarchitektur waren einerseits, die Geschichte des Hauses in das Lokal zu transferieren und andererseits, die bestehende Corporate Identity von Lingenhel in das Einrichtungskonzept zu übernehmen.
Innerhalb eines Monats ab Briefing lieferte destilat dann seine Entwürfe für die Innenraumgestaltung, die folgend nahezu vollständig realisiert werden konnten. Für Harald Hatschenberger von destilat beruht der unüblich hohe Anteil an Entwurfsrealisierung vor allem daran, dass der Bauherr nicht nur in seiner Profession, sondern auch bei der Gestaltung seiner neuen Wirkungsstätte ganz klare Vorstellungen hat – und diese den Kreativen auch entsprechend vermitteln konnte. So fanden alle Beteiligten schnell zu einer stimmigen Designsprache, die nun im gesamten Projekt vielfältig erlebbar ist.

Klassisches Ladenlokal
Von der Straßenseite her präsentiert sich das Lingenhel wenig auffallend. In den Grundzügen handelt es sich um einen Grundriss mit nur schmaler Straßenfront, der aber weit in die Tiefe des Hauses reicht. Dementsprechend präsentiert sich das insgesamt 230 m2 umfassende Raumangebot: Im Eingangsbereich empfängt der Feinkostbereich (62 m2), daran anschießend die Bar (31 m2) und folgend Restaurant (37 m2) und Küche (35 m2). Über den Hof gesondert erreichbar liegt die Schaukäserei mit ihren 65 m2 als eigenständiger Bereich. Um die zusätzlich erforderlichen Platzverhältnisse zu schaffen, wurden zudem Teile des denkmalgeschützten Bauwerks unter den strengen Augen des Denkmalschutzes unterkellert. Für Gäste wird dieses neu geschaffene Untergeschoss nun bei der Nutzung der Sanitärräume erlebbar.
Ein besonderes Highlight verspricht die Schaukäserei für die Gäste zu werden. Der aus hygienischen Gründen hinter Glas stattfindende Prozess des Käsemachens erfährt im Lingenhel eine Wiederbelebung im Wiener Stadtgebiet. Unterstützt durch eine raffinierte Lichtdramaturgie wird hier das Käsen in den Mittelpunkt gerückt und wie ein Theaterstück inszeniert. Im stimmungsvollen Ambiente des Verkostungsraums können Gäste – vom massiven Tisch aus rohen Holzbalken aus – verfolgen, wie die verschiedenen Käsesorten entstehen.

Besonders deutlich ist in diesem Präsentationsraum zu erkennen, wie das Designer-Team den Charakter des Gebäudes in der Innenarchitektur widerzuspiegeln versucht. Als wesentliches Stilelement dient dabei der natürliche Alterungsprozess der Materialien. Zentraler Gedanke hinter diesem Konzept ist, nicht gegen natürliche Alterungsprozesse anzukämpfen, sondern sie zu nutzen und mit Oberflächenstrukturen und Haptik zu spielen. Der Alterungsprozess der Materialien wird damit zum Veredelungsprozess, den man so mit reifendem Käse oder Rohschinken in Verbindung bringen will.
„Vom Stahlportal bis zum Terrazzoboden hat hier alles seine wohlüberlegte Berechtigung, dasselbe gilt für die Produkte in unseren Vitrinen und die Weine in unserer Vinothek“, so Bauherr Johannes Lingenhel über das Konzept von destilat.
Und auch das speziell für Lingenhel entwickelte Corporate Design wurde bis ins kleinste Detail auf die Innenarchitektur der Genuss-Oase übertragen. Kennzeichnend für die Marke sind abstrakte, grafische Formen, die einem Karomuster gleichen. Davon inspiriert entstanden Regale, die dieses Muster aufgreifen und somit das Corporate Design erlebbar machen. Eine weitere Inspiration für das Interieur stammt aus dem Gebälk des historischen Dachstuhls des Gebäudes. Als Anlehnung daran entstanden Theken und Präsentationsmöbel, die an kubisch gestapelte Holzbalken erinnern.
In Summe zeichnet das Projekt Lingenhel ein durchgängiges Gesamtkonzept aus, das alle Voraussetzungen erfüllt, um sich im facettenreichen Angebot der Großstadt behaupten zu können.

Weiterführende Infos
Web: www.lingenhel.com

Text: Walter Laser
Fotos: ©Monika Nguyen

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Kategorie: Schlagzeilen

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