Das grüne Hotel in Vietnam – Atlas Hoi An Hotel

28. März 2017 Mehr

Wenn Architekten, die bereits dafür bekannt sind, soziale Niedrigpreisarchitektur, grüne Architektur, Bambusarchitektur und vor allem nachhaltige Architektur zu gestalten, ein Hotel entwerfen – dann entsteht bestimmt etwas Besonderes. Diese Annahme trifft auf das Atlas Hoi An Hotel der vietnamesischen Vo Trong Nhgia architects voll zu.

Grüne Kaskaden von Kletterpflanzen wuchern aus Betontrögen, welche die Planer in die Sandsteinwände des Hotelbaus in der historischen Stadt Hoi An integriert haben und erwecken Erinnerungen an die hängenden Gärten der Semiramis im einstigen Babylon.

 

Atlas hoi An Hotel

 

Das Gebiet um Hoi An ist bereits zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt worden und dementsprechend entwickelt es sich rapid. Die meisten Häuser der Umgebung sind bereits in Shops und Restaurants umgewandelt worden und dienen dem täglichen Tourismus.

Die Architekten versuchten mit dem Hotel nun ganz bewusst, dieser Entwicklung entgegenzusteuern. Nicht umsonst sind Vo Trong Nhgia bereits 2012 zu den Vietnamese Architect of the Year gekürt worden. Zahlreiche weitere Preise und Auftritte, u. a. bei der Chicago Architecture Biennial 2015 und der Architekturbiennale Venedig 2016 verfestigten ihren Ruf als Global Player in der Szene. All ihre Projekte und Arbeiten bauen auf einer Wiederbelebung lokalen vietnamesichen Traditionen und Lebensstilen auf, ohne jedoch in irgendeiner Weise nostalgisch zu wirken.

 

 

Atlas Hoi An Hotel

 

Das Atlas Hoi An Hotel steht auf einem unregelmäßig geformten Grundstück in der Altstadt. Insgesamt vier Baukörper beherbergen auf fünf Geschossen 48 Zimmer, von allen Räumen aus hat der Gast einen Blick auf und durch die Grünfassade, sowohl vom Schlafzimmer wie auch von den Badezimmern der Suiten aus. Aufgrund der Komplexität der Anlage sind die einzelnen Zimmer zwar kürzer als übliche Hotelzimmer, dafür aber breiter.

Die Mauern der Außenwände sind aus lokal geförderten Sandsteinblöcken, sie sitzen als Ausfachungen zwischen den sichtbar gelassenen Stahlbetondecken. Diese Geschossplatten dienen auch als Auflager für die leicht auskragenden Pflanzentröge. Der grüne Vorhang ermöglicht einerseits eine Beschattung der dahinterliegenden Korridore und andererseits lässt er auch die Luft zirkulieren, als natürliche Ventilation sozusagen. Durch die Perforationen der im Muster verlegten Sandsteine, dringt Tageslicht durch die Wände, ohne einen übermäßigen Hitzestau zu verursachen. Der Gebrauch von Klimaanlagen wird so reduziert. Man könnte hier nun einen kleinen Querverweis auf das Projekt „breathe.austria“ von Prof. Loenhart bei der EXPO in Mailand 2015 anbringen: Der Begriff einer anthropogenen Landschaft in der Architektur ist hier im Atlas Hoi An Hotel wohl nicht fehl am Platz. Dieses Hotel verbindet in seinem Herzen den Menschen wieder mit der Natur. Außerdem ist bereits wissenschaftlich bewiesen, dass Pflanzen und Grüninseln die Umgebungstemperatur senken und das Mikroklima günstig beeinflussen.

 

 
Atlas Hoi An Hotel

 

Die Vo Trong Nhgia Architekten sind für ihren innovativen Gebrauch von Pflanzen und Natur in ihren architektonischen Projekten bekannt („Farming Kindergarten“ mit Gemüsebeeten am Dach, „Hotel Babylon“ etc.). Bei diesem Hotel wollten sie aber auch die Tradition der abgeschlossenen, versteckten Höfe, die in der Stadt üblich sind, aufgreifen. Deshalb sind drei der vier Baukörper in einem spitzen Winkel zueinander gesetzt – groß genug, um in dem so geschaffenen Hof ein großzügiges Schwimmbecken unterbringen zu können. Hier bieten die Pflanzen Schutz und Schatten für die sonnenbadenden Gäste. Der vierte Baukörper schiebt sich zwischen eine Reihe, bereits existierender Bauten hinein. Mehrere kleinere Höfe besetzen die restlichen Freiflächen. Die Erdgeschossebenen aller Volumina sind auf Betonsäulen von der Oberfläche abgehoben, um eine offene und deutlich lesbare Zone, die all die Höfe und den Eingangsbereich verbindet, zu schaffen. Diese Zone auf der Erdgeschossebene enthält Funktionen wie Restaurant, SPA, Gymnastikräume – alle sind zum Pool in der Mitte hin geöffnet. So wird mit einer räumlichen Qualität die Dynamik des Hotels betont und auch eine Referenz auf den Charme der Altstadt erzielt. Statt einer verbalen Kritik auf die Zerstörung des ehemaligen, kleinteiligen Charakters der Stadt Hoi An ist diese Architektur der Versuch, zu reparieren was verloren ist und mit einer ansprechenden Lösung ein Modell für zukünftige Projekte zu bieten.

 

 

Text: Peter Reischer

Fotos: ©Hiroyuki Oki

 

Tags: , , , ,

Kategorie: Innovationen, Schlagzeilen

Durch die weitere Nutzung der Seite stimmst du der Verwendung von Cookies zu. Weitere Informationen

Die Cookie-Einstellungen auf dieser Website sind auf "Cookies zulassen" eingestellt, um das beste Surferlebnis zu ermöglichen. Wenn du diese Website ohne Änderung der Cookie-Einstellungen verwendest oder auf "Akzeptieren" klickst, erklärst du sich damit einverstanden.

Schließen