Wie schläft die Welt?

20. Mai 2015 Mehr

 

Interview — Rund 132 Millionen Nächtigungen verzeichnete die Statistik Austria für das Jahr 2014 in Österreich. Rund zwei Drittel der Gäste kommen aus anderen Ländern, allen voran aus Deutschland, gefolgt von den Niederlanden, der Schweiz, aus Italien und Großbritannien. Russland und die USA mit jeweils rund 150.000 Gästen und zunehmend auch Japan und China gehören ebenfalls zu den wichtigsten Quellmärkten.

Mehr als ein Drittel aller Hotelgäste nächtigt dabei in Häusern der 4- und 5-Stern-Kategorie. Und gerade hier wird erwartet, dass auf die unterschiedlichen Gewohnheiten und Bedürfnisse der jeweiligen Nationalitäten eingegangen wird. Ein wesentliches Kriterium für das Wohlbefinden der Gäste und eine mögliche Weiterempfehlung oder Folgebuchung ist hier der Schlafkomfort. Andrea Fuchs, Gründerin der Fuchs Tourismusberatung und Geschäftsführerin des Hotel Sans Souci Wien, beschäftigt sich seit Jahren mit dem Thema „Schlafen im Hotel“. Sie kennt die Bedürfnisse der internationalen Gäste genau und weiß, welche Betten, Matratzen, Kissen und Zudecken in einem renommierten Haus wie dem Sans Souci vorhanden sein müssen, um höchsten Ansprüchen zu genügen. hotelstyle & gastro bot die anerkannte Expertin einen Einblick in die vielfältige Welt des Schlafens in Hotelbetten.

 

Andrea Fuchs_General Manager

Worauf ist ganz allgemein zu achten, damit Gäste gut schlafen können?

In einem Hotel fällt es vielen Gästen schwer, überhaupt einzuschlafen. Durch Zeitverschiebungen ist der Rhythmus oft gestört. Verdunklungsvorhänge sind daher essenziell. Gewohnte Abläufe fehlen, die Umgebung ist fremd und verunsichernd. Einfache Rituale, wie ein kleiner Spaziergang oder eine Tasse Tee, können helfen. Das Haus selbst muss ein Gefühl der Sicherheit vermitteln können. Störende Geräusche sind unbedingt zu vermeiden. Richtig durch- und auszuschlafen ist die beste Voraussetzung für einen erfolgreichen, erlebnisreichen Tag.

Wie unterstützt die Einrichtung eines Hotels den gesunden Schlaf?

Schallschutz ist ein ganz wesentliches Kriterium. Dazu gehören schalldämmende Bodenbeläge, Türen und Wände ebenso wie Schallschutz bei Rohren, Lift, Fenster oder Türschließer, aber auch der geräuscharme Staubsauger und natürlich speziell geschulte Mitarbeiter. Die Vorhänge sollten wie gesagt verdunkelbar sein, Lüftung & Temperatur auf Gästewünsche einstellbar.

Und wie sieht das ideale Bett aus?

Die Bedürfnisse der Gäste sind ganz unterschiedlich. Optimal hat ein Hotel daher immer eine größere Auswahl im Haus, das heißt Grand Lits und Einzelbetten, eventuell mit verstellbarem Lattenrost, geteilte Matratzen ebenso wie durchgehende, harte und weiche Polster in verschiedenen Größen, unterschiedliche Zudecken für Sommer und Winter etc.

Welche Unterschiede beobachten Sie hier im Bezug auf die Herkunftsländer?

Hier gibt es wirklich sehr große Unterschiede! In Italien und Frankreich schläft man meist zu zweit auf einer durchgehenden 140 bis 160 cm breiten Matratze mit kleinen, knochenharten Polstern. Für einen Amerikaner undenkbar! Dann sollten die Betten möglichst Boxspring, Queensize oder Kingsize sein – und unbedingt mit Tuchent. Japanische Ehepaare würden wiederum nie in so einem Zimmer schlafen. Traditionell schläft man dort in getrennten Zimmern. Die Betten müssen daher unbedingt als Twin teilbar sein und optimal mit einer harten Matratze.

 

Luxury_Extended_1

 

Wie sieht das optimale Kissenmenü aus?

Als Standard bieten wir ein Drei-Kammer-Kissen an, das außen beidseitig weich ist und innen einen härteren Kern mit fester Stützkraft hat. Dazu ist immer auch ein härteres Kissen mit Faserbällchen vorhanden. Das schätzen vor allem auch Gäste aus Italien und Frankreich. Alle anderen Optionen wie Nackenrolle, Dinkelkissen etc. werden auf Wunsch gebracht. Eine Übersicht über das komplette Kissen-Menü und optionale Zudecken findet der Gast auf seinem Nachtkästchen. Besondere Wünsche werden dann in der Gästekartei notiert und beim Folgebesuch automatisch berücksichtigt.

Worauf achten Sie besonders bei der Wahl der Betten und des Zubehörs?

Wir haben unsere Matratzen sehr sorgfältig ausgesucht, mehrere Aufbauarten verglichen und uns letztlich für Federkernmatratzen entschieden. Das ist eine Frage der Philosophie. Besonders überzeugt haben mich Federn aus nicht magnetischem Titan und einzeln in die Taschen eingenäht, wodurch ein besonders punktelastischer Schlafkomfort ermöglicht wird. Wichtig ist auch ein stabiler Rahmen. Hotelgäste sitzen gerne am Bettrand, meist an der selben Stelle am Fußende oder in der Mitte. Ist der Rahmen zu schwach, entstehen hier nach einiger Zeit unangenehme Sitzmulden. Ich bevorzuge außerdem Schafwolle. Hier ist die Lüftung optimal.

Was sollte man im Hinblick auf die Hygiene beachten?

Encasings sind sehr wichtig! Sie müssen atmungsaktiv und zugleich wasserabweisend sein. Atmungsaktive Membranen, wie sie in der Hochleistungs-Sportindustrie entwickelt wurden, sind hier optimal. Sie sind nicht unbedingt die günstigste Wahl, aber die Investition zahlt sich in jedem Fall aus: Die Matratze ist auch dann geschützt, wenn etwa Kleinkinder darin schlafen. Die Encasings sind waschbar, hygienisch und für den Gast nicht spürbar.

Wie ist das Feedback der Gäste?

Ich lege sehr viel Wert auf das Bett und beschäftige mich seit vielen Jahren mit der optimalen Auswahl. Der Gast muss davon nichts wissen, aber er spürt es. Ein großes Kompliment für mich war, als die vierzehn Eigentumswohnungen über dem Sans Souci eingerichtet werden sollten. Die Besitzer haben Luxuswohnungen überall auf der Welt und müssen auch bei der Wahl des Bettes keine Zugeständnisse machen. Während der Umbauten haben die Eigentümer bei uns geschlafen – und alle haben nachher das selbe Bett inklusive Kissen und Tuchenten bei uns bestellt.

www.sanssouci-wien.com

 

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Schlafen global

Gäste haben je nach ihrer Herkunft oft unterschiedliche Anforderungen an das Hotelbett. Generell sind hier folgende Vorlieben zu beobachten:

USA

Bett: 2 x 140 cm – 160 cm oder 1 x 200 cm, Boxspring
Matratze: Sehr hoch, eher weich
Polster: Viele unterschiedlich große
Zudecke: Eine große Zudecke oder Leintuch und Decke für 2 Personen

Italien / Frankreich

Bett: 140-160cm
Matratze. Durchgehend
Polster: 40 x 80 cm, sehr hart
Zudecke: Leintuch & Decke

GB

Bett: 200 cm
Matratze: Geteilt oder durchgehend
Polster: 2 – 3 Stück pro Person
Zudecke: Leintuch & Decke

Japan

Bett: Futon oder 2 getrennte Betten (Twin)
Matratze: Daher geteilt, eher hart
Polster: Klein & hart
Zudecke: Steppdecke

Deutschland

Bett: 200 cm
Matratze: Geteilt
Polster: 80 x 80 cm plus 40 x 40 cm
Zudecke: 2 Tuchenten

 

Fotos: Sans Souci Wien

 

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Kategorie: Kolumnen

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