Energieeffizient im Hotel Der Wilhelmshof

24. April 2015 Mehr

 

Für Außenstehende mögen die vielen Maßnahmen rund um die Themen Nachhaltigkeit und Kosteneinsparungen „spleenig“ erscheinen: Im Hotel Der Wilhelmshof sind sie Buchungskriterium.

Das im zweiten Wiener Gemeindebezirk beheimatete Hotel Der Wilhelmshof belegt in der Bundeshauptstadt in puncto Energieeffizienz stets vordere Ränge. Diese Position basiert auf zahlreichen Investitionen in energiesparende Maßnahmen und auch auf recht einfache Verhaltensmuster. So wird etwa unmittelbar nachdem der Gast sein Zimmer verlassen hat nachgesehen, ob die Heizung abgedreht wurde: „Verlässt der Gast unser Haus, schalten wir schon wenige Minuten danach die Heizung aus – und nicht erst Stunden später. Vielleicht bringt diese Maßnahme nur 80 Cent – aber bei 100 Zimmern sind das aufs Jahr hochgerechnet rund 4.000 Euro“, rechnet Roman Mayrhofer, geschäftsführender Gesellschafter vor, der auch beim Personal besonderes Bewusstsein für Nachhaltigkeit schafft. Etwa bei der Zimmerbelegung, wo es aufgrund der räumlichen und baulichen Situation Unterschiede im Energiebedarf gibt. „Es kommt durchaus vor, dass ein Zimmer in einem bestimmten Gebäudetrakt in der Beheizung das Vierfache im Vergleich zu anderen Zimmern kostet. Gerade weil hier der Hebel enorm ist, wissen unsere Rezeptionisten, wie sie unsere Gäste richtig unterbringen“, so Mayrhofer. Im Sommer verhält es sich ähnlich: Obwohl die Auslastung dann sehr groß ist, werden Gäste – nach Möglichkeit – in Zimmern untergebracht, die leicht zu kühlen sind. Dabei lassen sich alle Klimaanlagen von der Rezeption aus steuern – zudem ist das Hotel auf moderne Klimaanlagen mit leisen und schadstoffarmen Außengeräten umgerüstet worden.

 

 

Umbauten und Investitionen 

Im Jahr 2001 wurden das Haus um- und das Dachgeschoss ausgebaut, ein Neubautrakt mit 36 Zimmern kam hinzu. An Dämmungsmaßnahmen wurde in allen Bereichen (außer der schön gegliederten Jahrhundertwendefassade des Hauptgebäudes) ein 20 Zentimeter Fassaden-Vollwärmeschutz realisiert – der U-Wert bewegt sich jetzt unter 0,13 W/(m²K) und siedelt das Haus im Niedrigenergiebereich „nahe am Passivhaus-Standard“ an. Das neue Dachgeschoss wurde mit 45 Zentimeter dicker Mineralwolle ummantelt, was insgesamt eine Verbesserung des U-Wertes um ca. 1 brachte. Übersetzt in die Realität bedeutet dies eine Energieeinsparung, die rund zehn Liter Heizöl pro Quadratmeter und Jahr entspricht, und Investitionen, die sich in ca. 15 Jahren amortisieren. Im Zuge des Neuausbaus des Dachgeschosses wurde auch eine Solarthermie-Anlage errichtet – mit 156 m² ist sie die „größte der Wiener Hotellerie“, wie Mayrhofer stolz anmerkt. Die Solarthermie-Anlage dient rein zur Unterstützung der Warmwasserbereitung. Im Sommer liefert die Anlage rund 50 Prozent des benötigten Warmwassers. So wird Sonnenenergie im Äquivalent von 80.000 Kilowattstunden genutzt, was eine jährliche Energieeinsparung von rund 5.000 Euro bringt und die Investitionen in diese Anlage innerhalb von 15 Jahren wieder einspielt.

Natürlich wurden auch sämtliche Fenster des Hotels durch neue 3-Scheiben-Kunststofffenster mit besonders guten Dämmeigenschaften ersetzt – diese Investition wird sich nach Mayrhofer erst in etwa 20 Jahren rechnen. Die Heizungsanlage mit dem alten Ölkessel wurde vor fünf Jahren um ein hocheffizientes und schadstoffarmes Gasbrennwertgerät ergänzt, das nun für wohlige Wärme im Hotel und Reduktion der Betriebskosten sorgt. Der Ölkessel wurde als „Sicherheit“ weiterhin funktionsbereit gehalten, wird aber nur noch ganz selten eingesetzt. Die Kostenersparnis durch den Brennstoffwechsel von Öl auf Erdgas sowie durch den Einsatz moderner Gas-Brennwert-Technik liegt aktuell bei rund 40 Prozent. Beliefen sich die Heizkosten davor auf mehr als 50.000 Euro jährlich, liegen sie heute nur noch bei rund 30.000 Euro.

Der Strom für das gesamte Haus kommt übrigens ausschließlich aus erneuerbaren Quellen und die Umstellung auf LED-Licht in den Gängen hat sich bereits innerhalb des ersten Jahres amortisiert. Bald werden die LED-Lampen auch in den Zimmern Einzug halten, wo freilich mit einer Amortisation erst nach etwa fünf Jahren zu rechnen ist.

 

Am richtigen Dampfer  

Für die Auszeichnung zum Sleep Green Hotel gibt es strenge Auflagen, unter anderem sind zwei Umweltzertifizierungen gefordert – der Wilhelmshof hat drei vorzuweisen: Das EU Ecolabel, das Österreichische Umweltzeichen und den ÖkoBusinessPlan Wien. Einer der Vorteile einer Zertifizierung als Sleep Green Hotel ist ein eigenes Intranet der Hotels, wo richtiggehend „gefachsimpelt“ werde, so Mayrhofer. Mittlerweile gehört Nachhaltigkeit unter die zehn wichtigsten Buchungskriterien überhaupt – auf Onlineplattformen wird eine mögliche „Grünzertifizierung“ immer öfter abgefragt. Abschließendes Statement von Mayrhofer zu den Themen Nachhaltigkeit und Kosten-einsparungen: „Entweder man meint es ernst, oder man ist am falschen Dampfer.“

Text: Rudolf Preyer Fotos: Hotel Wilhelmshof GmbH

 

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Kategorie: Kolumnen

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