Michaela Russmann und die BiowirtInnen

6. März 2017 Mehr

Bio – Trend oder Anspruch?

Im September 2016 gegründet, und damit wohl auch als Start-up titulierbar, hat sich der Verein der BiowirtInnen einem Trend verschrieben, der sich schon seit Längerem zu etablieren scheint und über kurz oder lang – hoffentlich – State-of-the-Art sein wird. Kein Gift, keine Pestizide, keine bedenklichen Zusatzstoffe – das sollte doch eigentlich selbstverständlich sein. Sicher sein kann man aber nie. Mehr Transparenz und Vertrauen schaffen hier österreichische – oder auch deutsche – Bio-Zertifikate.

 

Mag. Michaela Russmann

 

Im Handel – selbst bei Groß- und Billigketten – sind Bio-Lebensmittel bereits gang und gäbe. Damit der Konsument aber auch außer Haus vertrauensvoll genießen kann, haben sich nun engagierte Gastronomen in Österreich als BiowirtInnen zusammengeschlossen. Sämtliche Mitglieder sind Bio-zertifiziert, können also auch garantieren, dass ausschließlich Bio-zertifizierte Produkte auf den Teller kommen.
Wir sprachen mit Mag. Michaela Russmann, der stellvertretenden Obfrau des Vereins und Betreiberin der Bio-Werkstatt in Wien, über den Bio-Trend und Bio-Produkte in der Gastronomie:

 

Warum Bio? Was hat Sie veranlasst, sich hier zu engagieren?

Ich habe das Glück, dass Bioprodukte in meiner Familie schon immer eine große Rolle gespielt haben. Bereits mein Vater hat einen der ersten Bio-Läden in der Gegend betrieben. Neben ideologischen Überlegungen und dem Wissen, dass biologisch produzierte Lebensmittel gut für die Gesundheit sind, ist es vor allem der Geschmack, der bei Bio-Produkten einfach besser ist.

 

 

Seit wann sind Sie selbst im Bio-Segment aktiv?

Die Bio-Werkstatt führe ich gemeinsam mit meiner Geschäftspartnerin Sandra Kirch seit knapp sechs Jahren. An diesem Standort war schon zuvor ein Bioladen, dessen Besitzer in Pension gegangen ist. Wir haben das Lokal dann mit der Küche und acht Sitzplätzen zu einem kleinen Imbiss erweitert und bieten neben dem Markt eben auch Speisen zum Hier-Konsumieren oder zum Mitnehmen an, veranstalten Kurse und Workshops, fungieren als Ausbildungsstätte für Bio-Fach–Kräfte in Zusammenarbeit mit dem AMS Niederösterreich und engagieren uns seit 2016 außerdem im Verein Die BiowirtInnen.

 

Worum geht es bei den BiowirtInnen?

Wir sind eine selbstorganisierte Vereinigung von österreichischen Biogastronomen. Wir vernetzten uns, um ein großes „biologisches Ganzes“ zu werden, um von unseren Erfahrungen zu berichten, um uns gegenseitig zu unterstützen und um von unseren unterschiedlichen Kompetenzen profitieren zu können. Gemeinsam finanzieren wir Homepage, Grafiker, Flyerdruck, RollUp, Messeauftritte oder Rezeptkarten und bilden auch immer wieder Einkaufsgemeinschaften.

 

Biowirtin_Russmann

 

Inwieweit profitiert der Gast davon?

Bei uns kann der Gast sicher sein, dass wirklich nur beste Bioqualität auf dem Teller landet. Unsere Mitglieder werden regelmäßig von unterschiedlichen Zertifizierungsstellen überprüft. Das ist eine Investition, die wichtig ist, um hier Vertrauen schaffen zu können. Mit der Landkarte auf unserer Homepage können Kunden jetzt ganz einfach einen geprüften Biobetrieb in ihrer Nähe finden – zuhause oder auch im Urlaub. Bereits jetzt, kurz nach der Gründung, sind wir – vor allem in Wien, Niederösterreich und Oberösterreich – gut vertreten. Und wir bekommen ständig neue Anfragen von Gastwirten, die bereits auf Bio-Produkte setzen bzw. gerade dabei sind, ihre Zulieferer dahingehend zu prüfen.

 

 

Warum zahlt sich Bio aus?

Prinzipiell kommen Bio-Produkte gut an bei den Gästen. Man schmeckt den Unterschied einfach. Und Speisen, die in der Karte mit dem Zusatz „Bio“ gekennzeichnet sind, werden auch als hochwertiger wahrgenommen. Dafür muss nicht gleich die ganze Karte auf Bio umgestellt werden. Das „Bio-Henderl mit Erdäpfelsalat“ oder das „Frühstück mit Bio-Ei“ sind schon einmal ein guter Anfang. Wer dann Mitglied unseres Vereins werden möchte, muss aber über kurz oder lang komplett auf Bio umstellen.

 

 

Hundert Prozent Bio – geht das denn?

Natürlich! Wir setzen unseren neuen Mitgliedern zwar eine Frist von drei Jahren, in denen wir noch eine 60 prozentige Bio-Zertifizierung akzeptieren – vor allem Fleisch muss von Anfang an Bio sein – aber bis jetzt haben alle Mitglieder zumindest zu 80 Prozent Bio-Zertifikate. Und das auch nur, weil die Kräuter oder das Gemüse aus dem eigenen Garten nicht zertifiziert sind. Tatsächlich bekommt man im Handel alle Zutaten mit Bio-Zertifikat, vom Kokosfett bis zum Pfeffer.

 

Wo bekomme ich Bio-zertifizierte Zutaten?

Mittlerweile ist das Bio-Sortiment selbst im Großmarkt fast vollständig verfügbar. Wir kaufen vorwiegend bei einem Bio-Großhändler wie der Biogast. Das macht den Einkauf sehr unkompliziert, weil wir mit der üblichen Mindestbestellmenge unterschiedlichste Produktgruppen abdecken können. Über den Webshop kann man hier auch gut einkaufen. Und es ist auch praktisch, weil wir für die regelmäßigen Überprüfungen ein gemeinsames Zertifikat für mehrere Waren vorlegen können. Zusätzlich bekommen wir einzelne Waren direkt ab Hof oder in kleinen Bestellmengen freihaus geliefert. Es ist also wirklich einfach!

Fotos: © Jochen Russmann

Weiterführende Informationen:
www.biowerkstatt.com
www.diebiowirtinnen.at

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Kategorie: Food, Gastronomie | F&B, Schlagzeilen

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