Gut gelegen

28. Mai 2015 Mehr

 

Interview — Nicht nur die Lagerfläche in Quadratmetern alleine ist ausschlaggebend für angemessene Lagerkriterien, auch bei der Auswahl des Standortes muss besonders auf die Eigenschaften der Umgebung geachtet werden. Dabei sind die Architektur selbst und die darin herrschende Temperatur und Luftfeuchtigkeit das Um und Auf. hotelstyle & gastro hat beim Geschäftsführer der wineBANK, Christian Ress, und dem Director of Sales and Marketing, Steven Buttlar, genauer nachgefragt:

 

 

Nach welchen (architektonischen) Voraussetzungen verlangt der Wein?

Christian Ress (CR, Foto li): Im Rahmen unseres Franchisesystems suchen wir nach repräsentativen Immobilien, die mindestens 300 m² groß sind. Sehr wichtig für die Weinlagerung sind die perfekten klimatischen Bedingungen, denn Wein benötigt vor allem eine konstante Temperatur. Ob die Lagertemperatur letztlich bei 12° C oder 16° C liegt, ist nicht so entscheidend – nur schwanken sollte sie nicht. In unseren wineBANK-Standorten in Hamburg und im Rheingau haben wir konstant 16° C. Neben der Temperatur spielt auch die Luftfeuchtigkeit eine wichtige Rolle, damit auch die Korken stehender Flaschen nicht austrocknen. Wir streben in unseren Standorten eine Luftfeuchtigkeit von 65 % an. Bei der Beleuchtung ist es wichtig, die Weine vor UV-Strahlung zu schützen. Wir arbeiten in den Tresorfächern mit LEDs. Wenn alle Gäste die wineBANK verlassen, geht die Hauptbeleuchtung aus und eine Spezialbeleuchtung an, um Korkmotten fernzuhalten.

Muss es immer ein Weinkeller sein?

Steven Buttlar (SB, Foto re): Nein, es muss nicht immer ein Weinkeller sein. Es gibt aber zwei Gründe, die stark für Kellerflächen sprechen: Punkt eins ist das natürliche Kellerklima. Die eben genannten klimatischen Bedingungen müssen in vielen Kellern gar nicht künstlich erzeugt werden, weil sie ohnehin über die nötige Temperaturkonstanz und Luftfeuchtigkeit verfügen. Ein solches Klima technisch zu erzeugen, ist aufwendiger. Punkt zwei sind die Immobilienkosten. Kellerflächen, gerade in Innenstadtlagen, sind wesentlich günstiger als Erdgeschossflächen. In vielen Städten gibt es großartige Kellergewölbe, die mangels interessanter Nutzungskonzepte lediglich als Abstellfläche für Fahrräder oder sonstige Dinge genutzt werden. Unser Konzept ist also gerade für Immobilieneigentümer und -entwickler spannend, die ihre Kellerflächen rentabilisieren möchten.

Wie sieht in Ihrem Fall ein gelungener Weinkeller aus?

CR: Wir planen das wineBANK-Konzept langfristig gesehen in Metropolen und Weinregionen rund um den Globus zu etablieren. München, Berlin, Zürich, London und Paris stehen dabei genauso im Fokus wie die Great Wine Capitals Bordeaux, Florenz und Mendoza. So einzigartig wie diese Orte werden auch unsere wineBANKs aussehen. Wir wollen unseren Franchisenehmern kein uniformes Konzept aufzwängen, sondern die individuelle Architektur, das Interior Design und die Geschichte der einzelnen Standorte ganz bewusst herausarbeiten. Genau das erwarten auch unsere wineBANKer, wenn sie eine unserer Lokationen besuchen.

Welche Architektur wäre auch denkbar (anstelle eines Kellers)?

SB: Die Praxis zeigt es schon jetzt: Jede wineBANK ist ein Unikat. Die Rheingauer wineBANK befindet sich ähnlich wie die gerade entstehende Pfälzer wineBANK in einem historischen Gewölbekeller eines Weinguts. In Hamburg ist die wineBANK Teil der wunderschönen Alten Oberpostdirektion. In Basel wird derzeit ein ganz neues Gebäude für die wineBANK errichtet, während die Frankfurter wineBANK im Erdgeschoss und im Gewölbekeller eines ehemaligen Clubs entsteht. Hinsichtlich der Gebäudeart möchten wir demzufolge keine Einschränkungen vornehmen.

 

 

Spielt die Umgebung eine Rolle und wenn ja, welche?

SB: Sie spielt eine ganz entscheidende Rolle! Die Standorte sollten über eine exponierte und repräsentative Lage verfügen. In den Städten sollten es idealerweise Innenstadtlagen sein oder kaufkräftige Randbezirke mit herausragender Anbindung. Uns ist neben der eigentlichen Lage auch die Nachbarschaft wichtig. Gibt es in der Umgebung beispielsweise tolle Restaurants oder kulturelle Einrichtungen wie Opern oder Galerien? Unsere Gäste sind Genussmenschen, sie möchten die schönen Dinge des Lebens auch miteinander verbinden. Ein tolles Essen, eine Vernissage, ein Besuch in der wineBANK und ein Konzert – ein großartiges Abendprogramm, oder!

Was kann außerhalb der baulichen Struktur zur richtigen Weinlagerung beigetragen werden?

CR: Unsere Franchisenehmer müssen die optimalen Bedingungen für die Weinlagerung sicherstellen. Bei uns im Rheingau ist schon das natürliche Kellerklima nahezu optimal für die Weinlagerung geeignet. Aber extreme Witterungsverhältnisse wirken sich auch auf das Kellerklima aus. Wir kappen mit unserer Kellertechnik deshalb die Spitzen hinsichtlich Luftfeuchtigkeit und Temperatur. Intelligente Klimatechnik ist aus diesem Grund in jeder wineBANK ein Muss.

Worin sehen Sie die Besonderheit Ihres Konzepts?

CR: Was wir ganz großartig finden, ist die Art, wie die wineBANK genutzt wird. Unsere wineBANKer laden ihre Freunde und Geschäftspartner ein, um bei uns ihren Wein zu verkosten und Freude daran zu haben. Natürlich werden in den Fächern auch richtige Schätze gelagert, aber wir wollen kein Museum sein, sondern ein lebendiger Private Members’ Club für Weinbegeisterte! Daher mein Tipp: Feiern Sie die Feste wie sie fallen und warten Sie nicht auf DEN einen Augenblick, um eine besondere Auslese oder eine teure Flasche Champagner zu öffnen. Wein soll Spaß machen und was kann es Schöneres geben, als mit guten Freunden zusammenzusitzen und gemeinsam eine tolle Flasche Wein zu genießen!

Vielen Dank für das Gespräch!

 

Interview: Anja Leininch /Fotos: www.winebank.de

 

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Kategorie: Beverage, Gastronomie | F&B

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