Die Zukunft der Cocktails

13. März 2017 Mehr

Weltweit boomt die Cocktailkultur und Prognosen gehen davon aus, dass sich bis zum Jahr 2020 weitere 400 Millionen neuer Kunden für Luxusspirituosen begeistern werden. Um diese Entwicklungen entsprechend berücksichtigen zu können, sollte man zumindest wissen, in welche Richtung sich die Cocktail-Szene entwickelt und welchen Trends sie folgt. Einige Perspektiven zur Beantwortung dieser Zukunftsfragen eröffnet eine Untersuchung, die die Spirituosenfirma Diageo in Zusammenarbeit mit dem Zukunftsberatungsunternehmen The Future Laboratory durchgeführt hat. Diese Studie beschäftigt sich mit Fragen, wie wir in den kommenden Jahrzehnten trinken werden und mit der Zukunft der Cocktails generell.

 

Cocktail

 

Generell wird vermeldet, dass die Cocktailkultur weiterhin boomt. Nicht nur in den Hochburgen Europa und Amerika steigt die Nachfragen nach Edel-Spirituosen, auch in Afrika und im Nahen Osten (+26%), in Asien (+15%) und in China (22%) ist der Konsum in den letzten fünf Jahren deutlich angestiegen.

Aus dieser internationalen Popularität leitet sich ein erster Trend ab: Laut den Vereinten Nationen leben 232 Millionen Menschen nicht in dem Land, in dem sie geboren wurden. Diese Weltbürger definieren sich weniger über ihr Herkunftsland als viel mehr über ihren Lebensstil oder Musikgeschmack, und sie lehnen Konformität auf gesunde Art ab. Entsprechend frei von herkömmlichen Konventionen will diese Zielgruppe von Barbesitzern bedient werden.

Ein weiterer Trend wird als „auf die eigene Art“ bezeichnet: Wenn es um das Cocktailmixen geht, vergessen zukunftsorientierte Barbesitzer die traditionellen Regeln und gewinnen ihre Kreativität zurück: Sie tun nur das, was sie wirklich wollen, und sie tun es so, wie sie es wollen. Hatte früher der Kunde mit seinen Spezialwünschen immer Recht, so lehnt es die nächste Generation der Barkeeper ab, den Geschmack ihrer Kreationen zu verwässern. Frei nach dem Gedanken, einem Sternekoch würde man auch nicht erklären, wie ein Salat zubereitet wird, soll der Gast bei Mojito & Co. ebenfalls auf den Mixologen vertrauen.
Als Gegenpol verschwimmen dafür die Grenzen, was als Drink als „männlich“ oder „weiblich“ gilt. Barbesucher können sich zunehmend in ihrer Getränkewahl frei fühlen und Barkeeper verwenden nun eine „geschlechtsneutrale“ Sprache, um Cocktails zu beschreiben, zu benennen und zu servieren.

 

Cocktail

 

Neue Wege werden auch bei den Getränkekarten begangen. Hierfür lassen sich innovative Barkeeper kreative Möglichkeiten einfallen, wie die Konsumenten ihre Drinks sehen und sich im Angebot zurechtfinden. Farben, Zeichen und Düfte, alles ist erlaubt, was anstelle der Auflistung von Namen der Orientierung dient. Bei dieser Gelegenheit bekommen Cocktails auch neue Eigenschaften, wie etwa „Gefühle“. Dabei werden Mixturen entsprechend von Stimmungsbildern entwickelt und aufgelistet. Der Gast erhält so etwa einen roten Cocktail, der das Selbstbewusstsein stärkt, einen gelben, der für Freundschaft steht, oder einen schwarzen Cocktail für die Disziplin. Auch der Geruchssinn kann dabei genutzt werden, um die Cocktailtrinker in Richtung angenehmer Erinnerung zu lenken. Etwa der Duft von frisch gemähtem Gras, um Bilder vom Frühling wachzurufen. Oder der Geruch rauchiger Tanne, um in einen angenehmen Herbstabend zu begleiten.
Trend ist auch, mit Cocktail-Kreationen Geschichten zu erzählen und an exotische Orte zu entführen. Wahre Meister in dieser Disziplin können dabei sogar die persönlichen Eindrücke der Gäste beim letzten Urlaub als Auffrischung des Erlebten in Stimmung und Essenz in ein Glas mixen.

Inszenieren lautet ein weiterer Trend. Statt im klassischen Ambiente versuchen immer mehr Bars, ihre Kunden durch Außergewöhnliches zu begeistern. So hinterlassen nicht nur Theateraufführungen in der Bar bei den Gästen einen bleibenden Eindruck, auch Cocktails können reine Show sein. Etwa ein Wodka, der mit pH-empfindlichen Erbsenblüten und leuchtendem Zitronengras durchzogen ist und dann mit Champagner gemixt wird. Die Blasen verwandeln die Farbe des Kobaltlikörs in ein leuchtendes Pink.

Und auch die Rolle des Barkeepers wurde auf Trends untersucht: Dem Barkeeper wurde zwar immer schon ein tiefer Einblick in die Gedanken ihres jeweiligen Gegenübers zugesprochen. Der neue Trend des „Mikro–Freundes“ geht nun einen wesentlichen Schritt weiter. Er führt dazu, dass Barkeeper sich besonders darauf konzentrieren, in der kurzen Zeit von nur 30 bis 45 Minuten eine Beziehung mit dem Kunden einzugehen. Während dieser Drink-Zeitspanne soll mit Fragen über das Wochenende, die Arbeit oder die Familie eine Mikrofreundschaft entstehen, die entscheiden soll, wie sehr die Bar dem Menschen gefällt.

 

Cocktails

 

Vermeldet wird auch, dass sich Cocktails zunehmend aus der etablierten Barumgebung emanzipieren. Auch Pubs und Restaurants bieten mittlerweile Drinks an, was zu immer experimentelleren Synergien zwischen Spirituosen und Speisen führt. Der Trend zum Digestiv zeigt in diesem Umfeld auch Auswirkungen auf den Geschmack – bittere Rezepturen wie Old Fashioned, Negroni, Sazerac, Manhattan und Dry Martini bilden in diesem Bereich die Top 5 der beliebtesten Drinks.

 

Cocktail

 

Eine noch entscheidendere Rolle bei all diesen Entwicklungen und möglichen Zukunftsperspektiven wird den Menschen hinter der Bar zukommen. Das klassische Aufgabengebiet vom Mixen von Zutaten und Flüssigkeiten in ein Glas wird sich in Zukunft noch dramatischer wandeln: Gefordert sind 100 % Mixologie, zum Teil Koch, Barista und Patissier, und nun Mikrofreund, Psychologe und Hauptdarsteller von Inszenierungen.

 

Fotos:  ©WORLD CLASS / DIAGEO

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Kategorie: Beverage, Gastronomie | F&B, Schlagzeilen

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