Restaurant Seosein in Heroldsberg

16. Mai 2016 Mehr

Durchgängiges Konzept.
In einem historischen Gutshof in Heroldsberg bei Nürnberg eröffnete im Oktober 2015 das Restaurant Sosein. Seinen Ursprung nahm dieses Projekt Anfang 2015, als sich Jens Brockerhof von der El Paradiso Catering GmbH mit der Idee, seinem Küchenchef Felix Schneider eine neue Bühne zu verschaffen, beim toc. Designstudio meldete.

Sosein_Restaurant

In tagelangen intensiven Workshops entwickelte das interdisziplinäre Team dann gemeinsam mit dem Koch ein durchgängiges Konzept rund um seine Küche – von der Namensgebung, der Innenarchitektur über das Corporate Design, dem Corporate Wording bis hin zum Corporate Behavior. Besonders interessant an dieser Zusammenarbeit ist dabei die Gründlichkeit in Entwicklung und Umsetzung, die dem Konzept und dem Koch bereits 40 Tage nach der Eröffnung erste Lorbeeren und die Wahl zum Newcomer 2016 einbrachte.
Inhaltlich basiert das Konzept auf den drei Bereichen „Der Geist“, „Die Küche“ und „Der Abend“: „Der Geist“ von Sosein. ist eine Verneigung vor der Natur und ihren gustatorischen Schätzen. Der ganzheitliche Gedankenansatz macht die jahreszeitliche Auswahl der Zutaten zu einer unverrückbaren Selbstverständlichkeit. Alles darf sein – zu seiner Zeit – und nur dann. Die Wertschätzung ist oberstes Gebot. Alle Zutaten werden in ihrem Wesen erkannt und so behandelt, dass diese sich bestmöglich entfalten und entwickeln können. Nur so ist größtmöglicher Geschmack und Qualität erzeugbar. „Die Küche“ von Felix Schneider ist feinsinnig. Präzise und analytisch wird die Zutat in ihre wesentlichen Elemente zerlegt. Darin entdeckt er das Neue, das Wunderbare und Schöpferische. Wer genau hinschmeckt, entdeckt nicht nur die Zutat, sondern die ganze Welt. Felix Schneider pflückt. Er sammelt, er baut Teile des verwendeten Gemüses und seine Kräuter selbst an, kennt die Erzeuger und die Tiere. Koch und Team finden das Beste, was die Natur jahreszeitlich zu bieten hat und schaffen daraus das eine, selbstverständliche Menü. Dieses wechselt vier bis sechsmal jährlich. „Der Abend“ beginnt mit dem gemeinsamen Menüstart um 19 Uhr. Eine Speisekarte gibt es nicht. Die Klingel an der Eingangstüre, die dem Gastgeber die Möglichkeit bietet, seine Gäste persönlich zu empfangen, trägt zu dem Gefühl bei, man sei hier beim Koch zu Hause geladen. Nach dem herzlichen Empfang tritt man in die unverrückbare Welt des Sosein. ein, aus der man erst vier Stunden später wieder austritt.

Die Umsetzung
Räumlich umgesetzt wurden diese Inhalte in dem gemütlichen, traditionell erscheinenden Gebäude, dessen Ambiente im Inneren durch moderne aber immer bodenständige Elemente ergänzt wurde. Reduzierte Farben stellen das Essen in den Mittelpunkt, gezielte Farbakzente werden durch die Dekoration bzw. die Zutat gesetzt, die jeweils den Schwerpunkt des Menüs bildet. Diese Zutat wird im Raum nämlich genauso vielfältig und überraschend inszeniert wie in der Küche. Als Pflanze, Blüte, Farbe oder Essenz. Und schon im Eingangsbereich empfangen die Zutaten im hängenden Garten die Gäste.

Der Restaurantbereich umfasst zwei Räume: Einen Stubenraum mit 35 m2 und bis zu zwölf Sitzplätzen und einen Gewölberaum mit 45 m2 und bis zu 16 Sitzplätzen. Die unterschiedlichen Charaktere der beiden Räume wurden erhalten und durch die wiederkehrenden neuen Elemente optisch zu einem Gesamtbild verbunden. Traditionelle Materialien wie Holz, Metall, Leder und handwerkliche Herstellungsverfahren sind im Raum genauso entscheidend wie bei der Auseinandersetzung mit der Zutat. Beistelltische und Getränkekühler aus brüniertem Metall wurden gemeinsam mit dem Künstler Marcus Brockhaus entwickelt. Die Lichtführung in der Stube ist akzentuiert und setzt bewusst das Essen und Raumdetails in Szene. Im Gewölbe sorgen dekorative Tischleuchten und indirektes Licht für eine wohnliche Grundstimmung, während weit auskragende Leuchten das Essen auf dem Tisch in den Fokus rücken. Und auch das Grafikkonzept folgt in logischer Konsequenz dem Gesamtkonzept. Die Zutat steht im Menü im Mittelpunkt und so auch in der Grafik. Es werden keine Foodfotos von fertigen Gerichten, sondern ausschließlich von Zutaten verwendet. Und zwar der ehrlichen Zutat: Da darf ein Kohl-blatt auch ein Loch haben und eine Tomate eine merkwürdige Ausbuchtung. Im Gewölberaum zeigen zudem zwei große Fotoleinwände, passend zum wechselnden Menü, Zutaten, die nicht sofort auf den ersten Blick als solche zu erkennen sind.

Text: Walter Laser
Fotos: ©toc. designstudio – Haardt Wittmann PartG

Tags: , , , , , , , , ,

Kategorie: Allgemein, Innovationen

Durch die weitere Nutzung der Seite stimmst du der Verwendung von Cookies zu. Weitere Informationen

Die Cookie-Einstellungen auf dieser Website sind auf "Cookies zulassen" eingestellt, um das beste Surferlebnis zu ermöglichen. Wenn du diese Website ohne Änderung der Cookie-Einstellungen verwendest oder auf "Akzeptieren" klickst, erklärst du sich damit einverstanden.

Schließen