Mit allen Sinnen – Lagana Bar
Seit nunmehr zehn Jahren besteht das Holiday Inn in Villach. Die hoteleigene Lagana-Bar wurde in dieser Zeit bereits mehrfach adaptiert und umgebaut, unter anderem etwa, um getrennte Raucher- und Nichtraucherbereiche zu schaffen. Nun wünschten sich die Eigentümer des Vier-Sterne-Superior-Hotels einen kompletten Relaunch der Bar, der vor allem Akustik, Lichtstimmung und Aufenthaltsqualität verbessern sollte.
Baulich wurden möglichst wenig Eingriffe vorgenommen. So konnte der komplette Umbau innerhalb von nur zehn Werktagen bei laufendem Hotelbetrieb erfolgen. Lediglich die, durch Glas- und Holzwände definierte, Zigarrenlounge musste weichen. Raucher nutzen jetzt die überdachte Terrasse. Der ehemalige Raucherbereich wurde dagegen zu einer offenen Kaminlounge und einem Bistrobereich für kleinere Snacks umgestaltet. Als Übergang zwischen Rezeption und Bar wurde außerdem der Loungebereich neu gestaltet. Und auch der eigentliche Bar- und Ausschankbereich in Richtung Drauterrasse zeigt sich im neuen Look.
Durch das Entfernen der Trennwände und die neue, freie Gestaltung kommt nun die sechzehn Meter lange Weinbar, vermutlich Europas längste gekühlte Weinbar, noch besser zum Tragen. Bestehende tragende Säulen, bestimmte Wand- und Nischenflächen wurden mit Bronzespiegeln verkleidet und vergrößern den Barbereich zusätzlich, sodass sich nun von allen Bereichen der Bar spannende Blickwinkel und Durchblicke ergeben. Das Holiday Inn liegt schließlich in Zentrumnähe und direkt an der Drau. Jetzt blickt man von der Rezeption durch den in Naturfarben gehaltenen Barbereich direkt in Richtung Fluss und Altstadt.
Im direkten Vergleich mit der ursprünglichen Einrichtung wird deutlich, wie die jeweiligen Eingriffe den Gesamteindruck verändern.
Architektonisch umgesetzt wurde der gesamte Barbereich durch die international planende Architektin Jana Revedin und ihren lokalen Projektpartner
DDI Christian Thomann. Revedin, die aktuell in Paris tätig ist, hat den frischen Schwung der französischen Metropole mit den für die Architektin typischen „Schlamm-Tönen“ nach Villach gebracht und so ein gemütliches Ambiente geschaffen, das den Charakter des Ortes deutlicher denn je zur Geltung bringt.
Sämtliche Möbelstücke, Leuchten, Stoffe und Teppiche wurden exklusiv für die Bar entworfen und von Designhäusern und ausgewählten Kärntner Handwerkern nach Maß geliefert. Viel Holz, feinster Theatersamt, reine Schurwolle und erlesenes Boxcalf-Leder tragen optisch und haptisch zum neuen Wohlfühlambiente bei.
Wesentlicher Wohlfühlfaktor ist aber auch das neue Lichtkonzept. Gemeinsam mit einem Lichtplaner wurde der gesamte Barbereich durch vier Lichtstimmungen in Szene gesetzt – von Candle Light bis Tageslicht. Für die Grundbeleuchtung wurden zusätzlich zu den vorhandenen noch weitere Deckenstrahler definiert. Als spannende Herausforderung für den Einbau neuer Spots in den Deckenraster erwies sich hier die Dichte der Haustechnikinstallationen wie Lüftungskanäle und Sprinklerleitungen, die nur wenig Raum für das neue Lichtkonzept ließen. Zusätzlich sorgen Tischlichter und Hängeleuchten für stimmungsvolles „Licht zum Anschauen“. Die Beleuchtung allein beanspruchte fast zwanzig Prozent der gesamten Umbaukosten.
Helle, raumgreifende Sitzgelegenheiten, auffällige Designerleuchten und ein großflächiger Spiegel, verleihen dem länglichen Raum Tiefe und deutlich mehr Aufenthaltsqualität.
Nicht sichtbar, für eine gelungene „Architektur mit allen Sinnen“, wie sie die Bauherren von der Neugestaltung der Bar erwarteten, war aber vor allem eine verbesserte Raumakustik notwendig. Bedingt durch die bestehenden harten Oberflächen wie Steinboden, Glaswände und -fassaden ergaben sich in vielen Barbereichen unangenehme Flatterechos. Ein großer Wunsch der Bauherren war daher der Einbau einer Akustikdecke. Hierzu wurde die gesamte Deckenkonstruktion bis auf den Rohbau zurückgebaut, eine neue abgehängte Deckenkonstruktion eingebaut und ein spezieller, aus bis zu zehn dünnen Schichten bestehender Akustikputz aufgesprüht. Gemeinsam mit Teppichen in Kaminlounge, Lounge und Bistro und Vorhängen an den Glasfassaden konnte die Raumakustik noch weiter verbessert werden. Ebenso wurde die gesamte Audio- und Videoanlage erneuert: Kleine Lautsprecherboxen sind nun gleichmäßig in mehreren Zonen verteilt, notwendige größere Geräte wie Subwoofer, Verstärker und Receiver in Möbeln und Barpulten versteckt. Schließlich gehört zu einer guten Akustik einer Bar nicht nur das Fehlen von Hall und Störgeräuschen.
Lagana-Bar, Holiday Inn Villach
Adresse: Europaplatz 2, A-9500 Villach
Bauherr: Congress Hotel Villach, Einrichtungs- und Betriebs GmbH
Architektur und Design: Univ. Prof. DI Dr. Jana Revedin, DDI (FH) Christian Thomann, Wernberg
Nutzfläche: ca. 200 m²
Planungsbeginn: Juli 2016
Bauzeit: April 2017 (2 Wochen)
Fertigstellung: Juni 2017
Baukosten: ca. 250.000 Euro
Fotos: ©Loveflare Photography und Archivfotos privat
Kategorie: Allgemein, Innovationen
