Zusammen wachsen – Hotel Moserhof

28. August 2019 Mehr

Hotel Moserhof

Der Moserhof in Seeboden am Millstätter See begrüßt seine Gäste seit April 2019 mit zwanzig komplett neu gestalteten Zimmern. Das Haus selbst ist seit 1968 in Familienbesitz und seither kontinuierlich (über sich hinaus) gewachsen.

Das ursprüngliche Gasthaus mit Kellerbar hatte lediglich vier Zimmer für die Mitarbeiter. Familie Moser erkannte aber rasch das Potenzial des Hauses mitten im Ort und zugleich inmitten der beliebten Urlaubsregion und baute zunächst das Restaurant und das Seminarangebot aus. Bald wurden täglich 500 Essen zubereitet. Seminarräumlichkeiten und einige Zimmer kamen hinzu. Bei der Übernahme durch die Tochter Franziska Moser-Winkler und ihren Ehemann Gerhard Winkler gab es 2011 bereits 50 Zimmer, drei Seminarräume und eine Wellnessanlage im Erd- und Untergeschoss, inklusive einladendem Naturbadeteich. Der Vier-Sterne-Standard, der von Anfang an angestrebt worden war, ist heute ganz selbstverständlich. Wir sprachen mit dem jungen Hotelier-Ehepaar über Werdegang, Erfolgsfaktoren und die jüngsten Investitionen.

 

 

War es von Anfang an vorgesehen, dass Sie das Hotel eines Tages übernehmen werden?
F (Franziska Moser-Winkler) Ich bin hier im Hotel aufgewachsen und für mich war immer klar, dass ich in dieser Branche bleiben will. Ich hatte gar keine Alternative im Kopf. Dass ich einmal das Hotel übernehmen werde, war nicht von Anfang an geplant. Nach der Ausbildung habe ich dann am Arlberg gearbeitet und auch im Ausland und wollte dann für eine Saison nach Hause kommen. Ja und da habe ich meine Sandkastenliebe wieder getroffen und aus der einen Saison sind mittlerweile zwölf Jahre geworden.
G (Gerhard Winkler) Ja, in dieser Saison war ich im Hotel, weil ich den Badeteich bauen durfte. Ich war ja eigentlich gelernter Gärtnermeister, bevor ich hier meine Karriere als Tellertaxi begonnen habe. Und da bin ich dann nicht mehr weggekommen.

Und heute sind Sie verheiratet und haben zwei Kinder?
F Ja. Wie heißt es so schön: Die besten Mitarbeiter muss man heiraten, damit man sie hält.
G Das nennt man dann wohl Mitarbeiterbindung!

Konnten Sie nahtlos an die vorgegebene Linie des Hauses anschließen?
F Wir hatten das Glück, dass von Anfang an die richtigen Weichen gestellt wurden. Das heißt, wir haben immer dieselbe Zielgruppe angesprochen. Die Standards haben sich natürlich im Lauf der Jahre verändert. Der Businessgast heute hat andere Anforderungen und der Wellnessbereich befindet sich nicht mehr wie früher im Keller, sondern im dritten Obergeschoss mit Panoramablick auf See, Wald und Berge. Auch die Küchenlinie spielt natürlich eine wichtige Rolle.

Was hat es mit dem Leitspruch „Lebe Genuss“ auf sich?
F Dieses Motto lässt sich auf alle Bereiche von der Wellness bis zur Kulinarik herunterbrechen. Den reinen Genuss erleben unsere Gäste zum Beispiel auch durch den vollständigen Verzicht auf Glutamate. Seit 2013 deklarieren wir uns als erstes glutamatfreies Hotel. Das heißt, wir kommen komplett ohne Geschmacksverstärker aus und lassen die Produkte wirken. Diese kommen aus der familieneigenen Landwirtschaft und Jagd, direkt aus dem See oder vom eigenen Acker und werden auch von uns selbst verarbeitet. Regionalität ist für uns auch ein Qualitätsmerkmal.

Spielt Regionalität auch bei den baulichen Investitionen eine Rolle?
G Auf jeden Fall. 2019 haben wir zum Beispiel wieder 475.000 Euro in den Umbau von zwanzig Zimmern und in die neue Brandschutzanlage investiert und alles möglichst gemeinsam mit regionalen Unternehmen und Herstellern umgesetzt. Der Tischler und der Bodenleger kommen aus der Nachbarschaft, die Fenster aus Hermagor. Die Krickerl und das Hirschleder stammen aus der Jagd des Schwiegervaters, Holz und Leinen aus der Region und Steirerloden und Stoffe aus der Umgebung.

Worauf legten Sie bei den neuen Zimmern besonderen Wert?
F Die wichtigste Frage war: Was wünscht sich der Gast? Und das lässt sich einfach beantworten. Unsere Gäste legen besonders viel Wert auf ein bequemes Bett, eine hochwertige Dusche und einen großen Fernseher.

Welche Zimmer wurden umgebaut?
F Der Moserhof ist ein über die Jahre gewachsenes Haus. Das heißt, wir haben ganz unterschiedliche Zimmerkategorien, verschiedene Größen und Grundrisse, mit Seeblick oder zur Straße hin. Für den jüngsten Umbau haben wir uns dazu entschlossen, die Zimmer in dem 1993 dazu gebauten Hoteltrakt komplett zu entkernen und neu in Szene zu setzen. Mit viel Holz, charmanten Details je nach Zimmertyp und dazu passenden Stoffen. Wichtig war es für uns, die Besonderheiten jedes einzelnen Zimmers herauszuarbeiten und für den Gast als Mehrwert erlebbar zu machen.

 

 

Wie werden die verschiedenen Kategorien kommuniziert?
G Für den Gast sind alle Informationen zum gebuchten Zimmer schon im Vorfeld verfügbar. Er kann Grundrisse, Fotos und Beschreibungen online sehen und dann den gewünschten Zimmertyp wählen. Trotzdem gibt es immer wieder Überraschungen. So sind manche Gäste irritiert, dass sich ihre zweistöckige Maisonette tatsächlich über zwei Ebenen erstreckt oder dass sich das exklusiv buchbare Biwak am Berg, abseits des Hotels, tatsächlich am Berg abseits des Hotels befindet. Solche Fehlbuchungen kommen vor und werden dann jeweils gemeinsam mit dem Gast gelöst.

Wie lange dauerte der Umbau?
G Der tatsächliche Umbau dauerte nur drei Wochen. Damit in dieser Zeit alle Arbeiten abgeschlossen werden können, war der Zeitplan sehr getaktet. Das heißt, wir hatten etwa sieben bis acht Monate Vorlauf, von der Idee über die Planung, die Einreichung und die Zusage für die Förderungen bis zu einem Vorlauf von etwa sechs bis acht Wochen, in dem alle beteiligten Unternehmen den Zeitraum für die Umbauarbeiten fixieren konnten. Nachdem wir alle Zusagen hatten, haben wir losgelegt.

Lief dann alles reibungslos?
G Reibungslos läuft es nie. Auch bei der besten Planung und den besten Absichten aller Beteiligten nicht. Kurzfristig mussten uns sowohl der Elektriker als auch der Fliesenleger absagen. Der Grund war in beiden Fällen, dass Mitarbeiter gekündigt hatten bzw. krank waren. Und ohne verfügbare Arbeitskräfte geht es eben nicht.

Wie haben Sie dieses Problem gelöst?
G Ohne Elektriker hätten wir keine Brand­anlage gehabt. Und ohne Brandanlage hätte es keine Eröffnung gegeben. Hier hat uns die Firma Elektrotechnik Zauchner aus Lendorf gerettet, die alle Hebel in Bewegung gesetzt hat, um uns zu helfen. Wegen des Fliesenlegers haben wir selbst alles Mögliche probiert, haben Subfirmen der Strabag durchtelefoniert und auch Firmen in Graz und Wien angerufen. Ohne Erfolg. Am Schluss hatte die Firma Strauss aus Spittal die Lösung. Für den Auftrag hat sie sich jeden verfügbaren Mitarbeiter aus anderen Betrieben ausgeborgt und so doch noch alles termingerecht abgewickelt. Ein herzliches DANKE an dieser Stelle!

Erleben Sie gegenseitige Hilfestellung auch in der eigenen Branche?
F Ja, vor allem in der Nebensaison profitieren wir und unsere Nachbarn von der guten Zusammenarbeit. So bieten wir zum Beispiel immer noch Zimmer und Frühstück, wenn rundum alle Ortschaften die Gehsteige einrollen. Unsere Gäste können dann beim Postwirt nebenan oder bei einem anderen Restaurant in der Nachbarschaft essen. Bei uns ist keiner dem anderen etwas neidig!

Ermutigen Sie Ihre Gäste darüber hinaus auch zum Besuch benachbarter Betriebe?
F Wir bieten zur Zeit Ermäßigung auf Bargetränke, E-Bike-Verleih und Produkte aus unserem Shop für Gäste, die vorab den Gesamtbetrag für ihren Aufenthalt übermitteln. Das bringt nicht nur für uns organisatorische Vorteile, sondern entspannt auch den Gast, wenn es darum geht, zusätzliche Leistungen bei uns oder bei unseren Nachbarn in Anspruch zu nehmen. Aktiv bewerben wir natürlich auch den Besuch anderer Betriebe aus der Region wie der Käserei Kaslab’n oder der Brauerei Shilling. Kooperationen sind ein Mehrwert für alle.

Wird es hier auch Ermäßigungen für Ihre Gäste geben?
F Wir haben hier mehrere Ideen. Eine davon ist es, für unsere Gäste den Verzicht auf das tägliche Zimmerservice zu bewerben. Gerade bei kürzeren Aufenthalten wollen viele Gäste gar keine tägliche Reinigung. Wer diese im Vorfeld abbestellt, erspart uns nicht nur den Personalaufwand, sondern auch der Umwelt die zusätzliche Belastung durch Reinigungsmittel. Dafür wollen wir uns dann mit kleinen Aufmerksamkeiten bedanken. Und hier sind natürlich auch Prozente bei regionalen Anbietern und benachbarten Restaurants im Gespräch.

 

 

Hotel Moserhof****

Adresse: Hauptstraße 48, 9871 Seeboden, www.moserhof.com
Bauherrin: Franziska Moser-Winkler
Ausstattung der neuen Zimmer: Voglauer Hotel Concept
Planung: 8 Monate
Umbauzeit: 3 Wochen
Fertigstellung: April 2019
Investition 2019: 475.000 Euro

 

www.moserhof.com

Fotos:©KPH – Kärnten Photo und Martin Assam

Text:©Heidrun Schwinger

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Kategorie: Innovationen

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