Verliebt in Wien – Boutiquehotel Altstadt Vienna

27. Juni 2017 Mehr

Seit seiner Eröffnung 1991 mit zunächst 24 Unterkünften ist das ****Boutiquehotel Altstadt Vienna am Wiener Spittelberg nach und nach auf mittlerweile 58 individuell gestaltete Zimmer, Suiten und Apartments gewachsen. Die jüngsten stammen von vier in Wien lebenden Architekten und Designern und wurden im April 2017 feierlich vorgestellt.

Den gemeinsamen Rahmen bildet ein 1902 erbautes Wohnhaus. Nach wie vor wohnen Hotelgäste hier mit Wienern Tür an Tür. Und das durchaus harmonisch, fungiert doch das Hotel als Haustechniker und zentrale Poststelle für alle Bewohner des Hauses. Man hat sich aneinander gewöhnt, schätzt die Nähe. Wird dann wieder einmal eine Wohnung frei und somit Gelegenheit zur Hotelerweiterung geboten, so schwingt doch immer auch der Verlust eines lieb gewonnenen Nachbarn mit. Gleichzeitig eröffnet sich aber auch eine Möglichkeit, die hier geschätzte Kreativität und künstlerische Freiheit in Design und Ausstattung erneut auszuleben.
Seit 2012 ergänzt der 210 Quadratmeter große Kreativraum level_41 das Angebot des Hauses. 2014 verliehen das russische Künstlerkollektiv ZUK CLUB und der österreichische Maler Alexander Ruthner den Wänden des Eingangsbereichs ein neues Gesicht. Und im Februar 2016 schuf das Wiener Architekturbüro Kohlmayr Lutter & Knapp in der Rezeption in der ersten Etage mit dunklem Nussholz und einer großen Pflanzenwand ein betont entspanntes Ambiente. Die Zimmer und Suiten sind von Designern wie Lena Hoschek, Matteo Thun und Andi Lackner gestaltet. Und im gesamten Haus finden sich wertvolle Kunstobjekte,  von Künstlern wie Niki de Saint Phalle, Markus Prachensky und Andy Warhol. Für die jüngste Hotelerweiterung lud Eigentümer Otto E. Wiesenthal vier in Wien lebende Architekten und Designer ein, je ein Zimmer als persönliche Interpretation des Wiener Lebensgefühls künstler­isch zu gestalten. Entstanden sind vier sehr unterschiedliche Räume – jeder einzelne als ganz persönliche Liebeserklärung an Wien.

Roland Nemetz und sein Zimmer 65
Zu den Referenzen von Roland Nemetz und planB ZT zählen mehrere Wohnhäuser und Hotels (so auch das Altstadt Vienna) sowie einige österreichische Baudenkmäler, wie das Saalgebäude der Porzellanmanufaktur Augarten, die Casinos Baden und Kitzbühel. Respekt vor dem Bestand, das Herausarbeiten baulicher Besonderheiten und die harmonische Einbindung moderner Anforderungen an Design und Funktionalität gehören zu den Stärken des Büros.
Inspiriert von dem im Altstadt Vienna verlegten Fischgrät-Parkett (ein Stück des ehemaligen Bodens der Wiener Stadthalle) und dem direkt unterhalb dieses Zimmers befindlichen OFF-Theater schuf Architekt Nemetz seine Theater-Suite. Schwere rote Theatervorhänge teilen den Wohnbereich von Garderobe und Bad. Der Schreibtisch – ein Original aus den 1950er-Jahren mit dem SW-Sigel „Soziale Wohnkultur“ fungiert zugleich als Schminktisch. Dazu ein Sessel und eine Sitzgruppe, entworfen von Roland Rainer, letztere für das legendäre Café Ritter an der Wiener Mariahilfer Straße, passend dazu ein Kleeblatttisch aus der selben Zeit, vermitteln das Flair des traditionellen Wiener Wohnzimmers originalgetreu und authentisch. Sie werden ergänzt durch so praktische Details wie ein sehr diskret positioniertes WC, eine optional nutzbare Zimmerbar (inklusive Kaffemaschine und Wasseranschluss), den eleganten Keramikwaschtisch von Matteo Thun mit extra großer Ablage und Extra-Ablagefläche darunter sowie den breiten, bodenebenen Zugang zur Dusche, der auch für Rollstühle geeignet ist. Akzentuiert wird diese durchkomponierte Alt-Wiener-Wohnung von modernen Tom-Dixon-Leuchten, die in ihrer Form und Größe wiederum Erinnerungen an Bühne und Filmstudio wecken.

 

Adolf Krischanitz und sein Zimmer 64

Adolf Krischanitz, vormals Präsident der Wiener Secession und Professor an den Universität der Künste Berlin, hat sich als freischaffender Architekt mit Ateliers in Wien und Zürich und den Um- und Neubauten von Kunst- und Kulturstätten wie der Wiener Secession, der Kunsthalle Wien und des vormaligen Museums des  20. Jahrhunderts zum 21er Haus sowie der Werkbundsiedlung identitätsbildend in die Architektur der Stadt Wien eingeschrieben.

Sein Zimmer 64 vermittelt zeitlose Eleganz. Das Betthaupt ist in eine raumhohe Holzvertäfelung in Kerneiche integriert. Die Fensterbank fungiert zugleich als Schreibtisch. Am Fußende des Bettes dient eine scheinbar schlichte Kommode als Bar, Stauraum und Untertisch für den um 180 Grad drehbaren Fernseher. Sie ist von Architekt Krischanitz selbst entworfen, ebenso wie die gegenüber befindliche, von Wittman umgesetzte Sitzbank. Designstücke weiterer österreichischer Manufakturen wie Braun Lockenhaus und Zumtobel ergänzen das Ambiente. Die schwarz-weiße Blumentapete, ein Unikat nach handgezeichnetem Original, und der buntkarierte Teppich setzen punktuell positionierte Akzente in dem an sich linear komponierten Raum, der Elemente des Wiener Jugendstils geschickt mit moderner Formensprache verschränkt.

 

Gregor Eichinger und sein Zimmer 66
Galerien, Schauräume, Restaurants und private Wohnräume gehören ebenso zum Portfolio von ­eichinger offices wie Möbel, Skulpturen und Installationen im öffentlichen Raum. In seinem Zimmer 66 stellt der österreichische Architekt und Designer das Bett in den Mittelpunkt von Raum und Aufmerksamkeit. In Beige, Grau und Weiß gehalten, nimmt sich das restliche Ambiente optisch zurück. Jeglicher Stauraum, ein Audiosystem, Kaffeemaschine und Minibar, sogar der Waschtisch und die Dusche verschwinden hinter einer mit edlen Stoffen von Herzog de Meuron verkleideten Wand.
Vom Bett aus blickt man Richtung Fenster und Stadt, frei nach Hitchcock’s Film „Fenster zum Hof“. Mit der vor dem Fenster herabsenkbaren Videoleinwand wird das Zimmer dann zum perfekten Wohnraum für Cineasten. Gezeigt werden Lieblingsfilme des Architekten, Filme über Wien und viele Klassiker u.a. aus den Wiener 50er Jahren. Wichtig war Gregor Eichinger auch die Haptik des Raumes. Edle Stoffe, sanfte Kurven und Türgriffe in ungewohnter Höhe, die ein bewusstes „Hingreifen“ provozieren. Enstanden ist so kein klassischer Hotelzimmertypus, der sich – so Eichinger – bis heute weltweit immer noch an den Bedürfnissen des ehemaligen, amerikanischen Handlungsreisenden orientiert – sondern ein ganz persönlicher Raum für das multimediale Wien-Erlebnis.

 

Lilli Hollein und ihr Zimmer 67
Als Direktorin der Vienna Design Week bringt ­Lilli Hollein gemeinsam mit ihrem Ehemann Markus Eiblmayr eine sehr junge Komponente der österreichischen Design-Szene ins Hotelzimmer. Der dunkelgrüne Divan, die Stellage auf Baumstämmen, der eigens für das Altstadt Vienna entworfene Teppich und die zu Hängeleuchten arrangierten Spiegel-Elemente sprechen hier eine sehr moderne, lebendige Farb- und Formensprache. Durch Stehleuchten von der Werkstätte Carl Auböck, Fliesen von Karak und Entwürfe von March Gut, Patrycja Domanska, ­Patrick Rampelotto und Sebastian Menschhorn wird das Zimmer eine Bühne für österreichische Design- und Handwerkskunst. Die Wand zum Nassbereich ist – frei nach Adolf Loos – komplett verspiegelt. Alle anderen Wände präsentieren sich als graue Wolkentapete von Cole and Son, und somit als Stück der ebenfalls in Wien geschätzten Internationalität sowie als Hommage an die doch recht oft auch wolkenbedeckte Stadt. Hier fungiert der Gast selbst als „sonniger Protagonist“ in einem vielschichtigen und detailreichen Ausschnitt aus dem modernen Wien.

 

Altstadt Vienna

Adresse:  Kirchengasse 41, 1070 Wien , www.altstadt.at

Interior Design:
Zimmer 64: Adolf Krischanitz
Zimmer 65: Roland Nemetz
Zimmer 66: Gregor Eichinger
Zimmer 67: Lilli Hollein

Fertigstellung: April 2017

Fotos: ©Marisa Vranjes, ©Georg Bodenstein

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Kategorie: Innovationen

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