Silent Spa der Therme Laa

12. Dezember 2016 Mehr

Raum für Ruhe.
Als touristischen Leitbetrieb und Vorzeigeprojekt für die Regionalförderung bezeichnet Ecoplus, die Wirtschaftsagentur des Landes Niederösterreich, die 2002 von der Vamed AG eröffnete Therme in Laa an der Thaya. Gemeinsam mit EU-Mitteln aus dem EFRE Strukturfonds finanziert Ecoplus das mit 350.000 Gästen jährlich äußerst erfolgreiche Wellness-Projekt nun auch in der dritten Ausbaustufe. Generalplaner des jüngsten Um- und Zubaus ist Architekt Wolfgang Vanek vom Büro Holzbauer & Partner ZT, das bereits für den Neubau 2002 und sämtliche Ausbauten seither verantwortlich zeichnet.

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Die Therme in Laa richtet sich an ein breit gefächertes Publikum. So gibt es neben der abwechslungsreichen Wasserlandschaft, vielfätigen Ruhebereichen und dem obligaten Buffet-Restaurant, u.a. auch eine Familienoase mit Familientextilsauna, ein Kinderland, eine großzügige Saunawelt für Erwachsene und diverse Therapien und Gesundheitsangebote. Vor allem in Hinblick auf den Thermen-Wettbewerb im nahegelegenen Tschechien, aber auch aufgrund der Fokussierungstendenz in der heimischen Tourismuslandschaft, wurde für das an sich gut funktionierende Konzept nun ebenfalls eine deutlichere Positionierung erarbeitet: Dafür wurde Architekt Vanek im Jahr 2014 beauftragt, gemeinsam mit dem Betreiber ein neues, auf den Standort zugeschnittenes Konzept auszuarbeiten. Inspiriert von den vielen Kraftplätzen des Wald- und Weinviertels sollte zusätzlich zum bewährten Spa-Angebot eine Oase der Ruhe, ein „Silent Spa“ geschaffen werden, das sich als exklusives Zusatzangebot mit weitläufigem Raumangebot und hoher Servicequalität den Gästen präsentiert.
Räumlich differenziert sich das neue Silent Spa deutlich vom Durchschnitt: Beträgt der Raumschlüssel bei Thermen im Durchschnitt knapp 7 m2 pro Gast, stehen hier 3.700 m2 für bis zu 160 Gäste, umgerechnet also mehr als 23 m2 pro Person zur Verfügung. Das Areal ist großzügig und dennoch kleinteilig – ähnlich einem vierblättrigen Kleeblatt – in vier separate Bereiche mit gemeinsamem Zentrum gegliedert.
Bereits beim Eintreten ist die Idee des Kraftplatzes und der Ruhe intuitiv spürbar. Sakrale Elemente aus verschiedenen Kulturen und Religionen werden im gesamten Bauwerk wie auch in zahlreichen Details zitiert und modern interpretiert. Sich wiederholende geometrische Muster sind ein zentrales Motiv bei der Gestaltung von Wänden und Mauern. Sie erinnern an das sogenannte Maßwerk, also jene teils komplett durchbrochenen Profile, die seit jeher zur Gestaltung sakraler Bauten verwendet wurden. Derartige Elemente findet man in arabischen wie auch in fernöstlichen oder mitteleuropäischen Tempeln, Moscheen und Kirchen gleichermaßen – und nun auch in Laa.
Als zugrundeliegendes Motiv für das Silent Spa wählten die Planer vier ineinander verschränkte Kreise, deren einzelne Linien und Flächen unterschiedlich bespielt werden. Der oktagonale Turm im Zentrum der Anlage ist etwa mit Wänden aus einem Maßwerk versehen, das lediglich die gemeinsame Außenlinie der vier Kreise aufnimmt. Das neue Logo, das auch das Vordach des neuen Spa-Bereichs ziert, ist dagegen deutlich flächiger ausgeführt. Und der Grundriss selbst scheint sich mit seinen vier Ellipsen an den Schnittflächen der Kreise zu orientieren.

Der gesamte Bau ist leicht vertieft in das Gelände eingefügt, die Außenansicht wird Richtung Straße kaum durch Fenster durchbrochen. Der Fokus richtet sich nach innen. Im Foyer überraschen die hochwertigen, dunkelgrauen Feinstein-Fliesen an Wand und Boden. Die Decke ist mit ebenfalls dunklen Akustik-Elementen verkleidet. Ruhe und Verinnerlichung werden bereits hier kommuniziert. Großzügiges Raumgefühl, viel Platz für den Gast, hochwertige Ausstattung und Komfort gibt es dann auch in den angrenzenden Garderoben. Diese sind in zwei, prinzipiell in Damen- und Herrengarderobe teilbare Bereiche untergliedert. Im Anschluss befinden sich edel ausgestattete Sanitär- und Behandlungsräume. Der Grundriss des Garderobentraktes ist elliptisch und bildet das erste der vier Kleeblätter.
Von hier gelangt der Gast in eine ebenfalls in dunklem Grau ausgeführte Versammlungshalle. Hinter einem zum Eintretenden hin abgetreppten Durchgang leuchten Wasserflächen in glitzernden Blautönen. Dass das Wasser in den dunkelgrau verfliesten Becken blau erscheint, verdankt es übrigens dem hohen Weißanteil der Fliesen, die das Licht vielfach reflektieren.
Der abgetreppte Durchgang wird wohl von dem einen oder anderen Gast mit dem Tor zu einer Kirche assoziiert werden. Nicht ganz unbeabsichtigt, wie Architekt Vanek verrät: „Portale zu Kirchen sind oft abgetreppt und mit Reliefs versehen, die böse Geister abschrecken sollen. Böse Geister wie Stress oder Sorgen dürfen auch hier ruhig draußen bleiben. Aber auch für die Raumwahrnehmung spielt diese Form des Eingangs natürlich eine Rolle. Auf Grund der Abtreppung wirkt das Tor optisch immer kleiner und der Raum dahinter öffnet sich dadurch umso wirkungsvoller.“
Der Raum dahinter wird zunächst von einem vergleichsweise hohen Säulengang definiert. Wasserfläche und Säulen sind beleuchtet, ebenso wie der Kaskadenbrunnen, der durch das Maßwerk des oktagonalen Turms im Zentrum geheimnisvoll durchschimmert. Die gesamte Wasserlandschaft ist als Erlebniszone konzipiert – nicht laut mit Rutschen und Wasserfällen, sondern kontinuierlich plätschernd mit Brunnen, Sprudeln, Säulen und Sitzflächen.
Vom Turm aus gelangt der Gast in ein mit mehreren Säulen versehenes Becken, das von den historischen Zisternenbecken inspiriert ist, und von dort in das Außenbecken. Er kann aber auch auf den Bänken, die den Beckenrand rund um den Turm säumen, die sanfte Massage der zahlreichen Sprudelquellen genießen.
Rechts vom Turm befindet sich der eingehauste Restaurantbereich mit dahinterliegender Bar und Zugang zur Sonnenterrasse. Im Anschluss daran gelangt man zu den in den drei weiteren elliptischen Grundrissen untergebrachten Ruheräumen, Saunen und Dampfbädern. Besonders reizvoll sind hier die integrierten Wasser- und Freiflächen wie der Kräutergarten, dessen Beete von einem lokalen Verein bepflanzt und gepflegt werden und auch für die Kräutersaunen genutzt werden. Rund um die Beete führt ein mit gegossenen Kieselsteinen ausgeführter Weg, der unwillkürlich an den Kreuzgang eines Klostergartens erinnert.

Erwähnenswert sind aber auch die vom Planer entworfenen Daybeds, die sowohl im Innen- als auch in den von zwei Meter hohen Kirschlorbeerhecken umsäumten Außenbereichen zu finden sind. Bequeme Matratzen für ein bis zwei Personen und die hochwertige Verarbeitung der Rahmen sind ebenso Standard wie Beistelltisch und Leselicht. Zusätzlich können – für noch mehr Intimität – Betten mit eigenem Baldachin gewählt werden. Und ein eigenes iPad pro Gast sowie Essen und Trinken direkt an die Liege können ebenfalls geordert werden.
Die Servicequalität gemäß dem hohen Anspruch der Betreiber und ihrer Gäste ergänzt die bis ins Detail maßgenaue Planung. Besonders stolz ist Architekt Vanek so etwa auch auf die exakte Verarbeitung der teils erstaunlich luxuriösen Fliesen, die an den Kanten allesamt auf Gehrung geschnitten sind. Beeindruckend ist aber auch das Wechselspiel von Kunst- und Naturlicht und die faszinierenden Farb- und Lichtspiegelungen der hellen Wasserflächen in den bewusst dunkel ausgeführten Räumen. Vielfältige Wasser-, Frei- und Grünflächen sorgen für Abwechslung.
Zu entdecken gibt es etwa auch einen halbrunden Salzraum mit beeindruckendem Ausblick auf das Salzbecken, polygonale, mit edlen Hölzern bestückte Saunen, die allesamt nach Maß gefertigt wurden, und einen mit 3D-Sandsteinfliesen verkleideten Yogaraum im Untergeschoss, der als Sinnbild für die gesamte Anlage als „Raum der Stille“ fungiert.

 

Silent Spa der Therme Laa
Adresse: Thermenplatz 3, 2136 Laa an der Thaya
Web: www.silentspa.at
Resort-Betreiber: Vamed AG
Geschäftsleiter: Mag. Florian Perteneder
Planer: Arch. Wolfgang Vanek, Holzbauer und Partner ZT
Nutzfläche: 3.700 m2
Planungsbeginn: 2014
Bauzeit: 2015/16
Fertigstellung: Dezember 2016
Investitionskosten gesamt: 21 Mio. Euro
Saunen & Dampfbäder: KWS GmbH

Fotos: ©Silent Spa der Therme Laa, Thomas Smetana

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Kategorie: Innovationen, Schlagzeilen

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