Frischer Wind am Flughafen Wien

16. Mai 2017 Mehr

In immer feinere Facetten spaltet die Kettenhotellerie ihre Marken auf, um mit neuen Konzepten und Brands zu überzeugen. So auch Marriott International, wo sich mehr als 6.000 Hotels in über 120 Ländern mittlerweile auf 19 unterschiedliche Marken verteilen. Jüngster Zuwachs ist dabei die Lifestyle-Marke MOXY mit derzeit neun Hotels – bis Ende 2018 sollen weltweit 65 weitere Häuser folgen. Das erste MOXY-Hotel in Österreich – und mit 405 Zimmern das bisher größte seiner Art – hat Ende März am Vienna Airport eröffnet.

 

Moxy Hotel Vienna

 

Das Konzept hinter MOXY entspricht dabei einem aktuellen Trend, bei dem sich stylish gestaltete Herbergen möglichst unverwechselbar und damit markentypisch (hier im „freigeistigen MOXY-Style“) präsentieren. Das räumliche Zentrum dafür bildet auch bei diesem Konzept eine großzügige „open space“-Lobby, die in vier unterschiedliche Zonen unterteilt multifunktional bespielt wird.
Zentraler Anlaufpunkt für alle Anliegen der Gäste ist natürlich auch im MOXY die Rezeption, in der hier aber nicht nur ein- und ausgecheckt wird. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter (hier „Crew“ genannt) samt Hoteldirektor („Captain“) sorgen dort in Personalunion auch als Barkeeper für das Wohl der Gäste. Verstärkt wird die Bedeutung dieses 24 Stunden/7 Tage besetzten Hotspots durch den Entfall der typischen Zimmer-Bars, die hier durch gut bestückte Getränke- und Snack-Wandregale neben der Rezeption ersetzt sind.

 

Moxy Hotel Rezeption

 

In diesen Regalen findet der hungrige Gast auch jederzeit hochwertigere Labung: Hier wird nicht nur das morgendliche Frühstücksbuffet, sondern auch rund um die Uhr vorgefertigte, verpackte Speisen angeboten, die der Gast in Selbstbedienung auswählen und bei Bedarf in der Mikrowelle selbst erwärmen kann. Solchermaßen trägt man im MOXY seine Getränke und Speisen zusammen, zahlt an der Rezeption und hat anschließend die Qual der Wahl, in welcher der verschiedenen Zonen man sich mit seiner Beute niederlassen wird. Unterschiedliche Möbel und Stile, verschieden laute Musikbeschallung, Entertainment, oder der Outdoorbereich und natürlich auch das eigene Zimmer stehen dafür zur Verfügung.
Natürlich entsprechen auch die Zimmer wie die gesamte Einrichtung des Hauses dem Standard, den man von einer Lifestyle-Marke eines internationalen Hotelgiganten erwarten darf. Hier finden die Gäste alles, was sie wünschen und auch wirklich brauchen: Kostenloses WLAN gibt es im ganzen Haus und die Zimmer sind medial mit einem riesigen Flat-Screen mit allerlei Kopplungs-Möglichkeiten mit den eigenen Gerätschaften ausgestattet. Für Schlafkomfort sorgen Kingsize-Betten aus dem bewährten Marriott-Ausstattungssortiment und auch im Bad findet sich stilvoll kombiniert alles, was man heutzutage dort erwartet. Für Meetings gibt es in der Lobby drei Besprechungszimmer und wer es schweißtreibend liebt, der findet im Fitnessraum ein übersichtliches Angebot gängiger Foltergeräte.

 

 

In Gesellschaft und lokalem Bezug

Glaubt man den aktuellsten Trendansagen, sollen sich Gäste in solchen Open-Lobby-Konzepten mittlerweile viel wohler fühlen als isoliert im eigenen Luxus-Zimmer. Diesen Anforderungen wird das neue Hotel am Flughafen Wien bestens gerecht und erfüllt dabei zusätzlich auch den Gästewunsch nach vielfältigen Bezügen zum jeweiligen Umfeld. Und dieser wird im MOXY Vienna zum Flughafen und dem nahen Wien auf verschiedene Weise hergestellt. Die Belegschaft nennt sich wie an Bord „Crew“ und die Richtung gibt der „Captain“ vor. Vom nahen Flugverkehr ist zwar im Inneren nichts zu hören, über eine Anzeigetafel sind Rezeption und Gäste aber jederzeit über den aktuellen Status der Abflüge informiert. Zusätzlich erinnern vielerlei Accessoires an das Fliegen und der Wien-Bezug wird beispielsweise durch ein Riesenrad aus Matador als Tischdeko, Straßenschilder mit Wienbezug an den Wänden und auf zahlreichen Tafeln hergestellt, auf denen oftmals in feinstem Wienerisch zu lesen ist, was die Crew ihren Gästen mitzuteilen hat.

 

Moxy Hotel Vienna

 

Standort und Bautechnik

Das MOXY-Konzept dürfte jedenfalls aufgehen – wenige Tage nach Eröffnung war das Haus bereits zu zwei Drittel ausgebucht. Dabei ist es angesichts von über 22 Millionen Passagieren jährlich verwunderlich, dass der Airport bisher mit den rund 500 Zimmern des Hotel NH Vienna Airport das Auslangen gefunden hat. Mit dem nun eröffneten MOXY mit seinen 405 Zimmern auf sechs Etagen wurde das Zimmerangebot nun deutlich erweitert.
Besonders interessant ist dabei die Entstehungsgeschichte des neuen Hotelprojekts, das im Rahmen der Flughafenentwicklung von der Flughafen Wien AG initiiert wurde. Dafür definierten die Initiatoren auf dem Freiflächenparkplatz C ein rund 6.300 m2 großes Grundstück als Standort und luden potenzielle Hotelbetreiber ein, dafür Konzepte zu präsentieren. Aus rund 60 Bewerbern setzte sich letztlich die Marriott-Lifestyle-Marke MOXY durch. Errichtet wurde das Hotel vom internationalen Immobilieninvestor Vastint Hospitality B.V., der bereits mehrere MOXY-Projekte mit Marriott umgesetzt hat. Das Grundstück am Flughafen stellte die Flughafen Wien AG in Form eines Superädifikats zur Verfügung. Die gesamte Umsetzung erfolgte durch die Ganter Group als Generalunternehmer und als Betreiber des Hotels fungiert die 
Bierwirth & Kluth Management GmbH.

 

Moxy Hotel Vienna

 
Die Generalplanung dieses Projekts lag in der Verantwortung der Architekten von BWM Retail aus Wien, die auch an weiteren Standorten der Marriott-Lifestyle-Marke tätig sind. Früher beschäftigten sich die Architekten überwiegend mit Retail-Projekten und realisierten nationale und auch internationale Konzepte und deren Rollouts. Diese Erfahrungen und das daraus resultierende internationale Netzwerk an Experten bildet zusammen mit Referenzen im Hotelbereich, wie das Topazz, das 25hours Hotel und die Grätzlhotels, die BWM als Miteigentümer plant und umsetzt, die Basis für den Auftrag als internationaler Generalplaner für die MOXY-Häuser.
Für den Investor bringt die Zusammenarbeit mit nur einem verantwortlichen Architektenteam enorme Vorteile. Das wesentlichste Plus dürfte dabei sein, dass der Erfahrungsschatz von Projekt zu Projekt steigt und nicht an jedem Standort wieder mit der Vermittlung von Grundsätzen begonnen werden muss.

 

 

Holzbau in Modulbauweise

Was man dem Hotel am Flughafen Wien von außen nicht ansieht, ist, dass es sich hier um einen in Holz-Modulbauweise errichteten Baukörper handelt. Die Basis dafür bilden das Erdgeschoss und die Erschließungskerne aus Sichtbeton. Alle Zimmer hingegen wurden in Mailand in Holzbauweise vorgefertigt und montierfertig auf die Baustelle angeliefert. Dabei werden in Italien bereits alle Oberflächen, Sanitärelemente usw. vormontiert und auch die Wände erhalten dort ihren ersten Anstrich. Nach dem Einbau der Räume vor Ort erfolgt der finale Anstrich, wird die Einrichtung komplettiert und das Gesamtwerk außen nach ortspezifischen Vorgaben finalisiert. Im Fall von Wien war das zum Beispiel eine Metallfassade, mit der eine weithin sichtbare Landmark gesetzt werden soll. Durch diese Bautechnik konnte das gesamte Projekt in der extrem kurzen Bauzeit von nur zwölf Monaten fertiggestellt werden.
Eingesetzt wird diese Modulbauweise übrigens bei allen MOXY-Projekten. Die Zimmermodule sind dabei für jedes Land einheitlich – deswegen lagern in Mailand bereits fix fertige Räume für die nächsten Projekte. Größter Vorteil des Modulbaus ist für Architekt Markus Kaplan von BWM die Planungssicherheit, da durch die Standardisierung die sonst üblichen Überraschungen selten auftreten. Und nach dieser Methode entstehen weitere MOXY-Häuser: in Amsterdam, New York, San Francisco, Boston und Frankfurt…

 

Fotos: © MOXY, Catherine Stukhard

 

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Kategorie: Innovationen, Schlagzeilen

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