Energieeffizienz im Ritz-Carlton, Vienna

15. Februar 2015 Mehr

 

„Alles geregelt“

Energieeffizienz in einem Bestandsobjekt – mit dieser Aufgabenstellung sahen sich das Nobelhotel The Ritz-Carlton Vienna und die „Umweltmanager“ von Allplan konfrontiert. Ein Contracting-Modell treibt dabei zu Höchstleistungen an.

 

 

The Ritz-Carlton, Vienna am Schubertring konnte zuletzt beachtlich Energie, also auch Kosten, einsparen. Alleine der Energieaufwand für die Beheizung konnte zwischen September 2013 und August 2014 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum von zuvor 2.700 auf nur mehr 2.400 Megawattstunden (MWh) um rund 300 MWh gesenkt werden.

Um die Einsparungspotenziale zu sondieren und zu realisieren, wurden in die Haustechnikanlage zusätzliche Zähler und Regler eingebaut. So werden zum Beispiel bei der Kälteanlage verschiedene Parameter wie Temperaturen, Wassermengen, oder Stromverbrauch erfasst und die Anlage entsprechend der Außentemperatur und des realen Kühlbedarfes geregelt. So konnte die Kühl-energie im Hotel um 275 MWh von ehedem 740 MWh auf 465 MWh verringert werden. Überaus beachtlich sind diese Einsparungen angesichts der Tatsache, dass Hotelbetreiber und Investor erst an Bord kamen, als der Umbau der vier Ringstraßenpalais zu einem Hotel fast vollendet war. In puncto Energieeffizienz stand man vor vollendeten Tatsachen und nach einigen Upgrades wurde das Luxushotel im August 2012 eröffnet. Die Reduktion des Energieverbrauchs wird noch beachtlicher, wenn man den Verbrauch je Belegungstag zugrunde legt – denn diese Energieeinsparungen wurden trotz höherer Auslastung erreicht.

 

Aktives Energiemanagement 

„Wir betreiben aktives Energiemanagement“, erklärt Rainer Altmann die Hintergründe, der von Anbeginn an das Haus als Property Manager und Eigentümervertreter für Verny Capital betreut. Er holte die Firma Allpan (Johann Wiktora) mit ins Boot und diese installierte Messpunkte, um feststellen zu können, wo welche Energien verbraucht werden. Wiktora spricht in diesem Zusammenhang von einem Energie-Monitoring-System zur Aufzeichnung von relevanten Verbräuchen. Anhand dieser Verbrauchsdaten und eines umfassenden Maßnahmenkatalogs werden durch gezieltes Steuern und Regeln Optimierungen unmittelbar umgesetzt – mit dem ehrgeizigen Ziel, über einen Zeitraum von fünf Jahren Einsparungen „im hohen sechsstelligen Bereich“ zu lukrieren.

Hierfür wurde auch eine eigene Form des Energie-Contractings vereinbart: In den ersten vier Jahren teilen sich Hoteleigentümer und Allplan die realisierten Energieeinsparungen (bei einer ungefähren Prozentverteilung von 50:50), danach gehen das erbrachte Engineering und die Messeinrichtungen in das Eigentum des Immobilienbesitzers über.

 

Einregelungen entlasten 

Anschlusswerte 

Im The Ritz-Carlton, Vienna erfolgt die Umsetzung hin zu einem Mehr an Energieeffizienz in vier Schritten: Zuerst bekommt das Objekt ein „Energie-Audit“, dann werden die Tarife analysiert. Auch kommt es zu einer Nachrüstung eines intelligenten Mess- und Regelsystems, und schließlich konzentrieren sich die Anstrengungen auf ein „aktives Energiemanagement“, dazu gehören auch eine Ursachenforschung für Verbrauchsänderungen und das Visualisieren von Trendaufzeichnungen. Hydraulische Einregulierungen des Heizsystems sind ebenfalls Teil der Lösung.

„Techniker, wie ich einer bin, neigen dazu, überzudimensionieren“, sagt Altmann – als Beispiel führt er die Wärmeanschlüsse des Fernwärmelieferanten an: „Der Anschlusswert konnte von 1,91 auf 1,43 Megawatt reduziert werden.“ Zwar ist eine Überdimensionierung der Fernwärmebezüge bei einem 5-Sterne-Hotelbetrieb – allein aus Sicherheitsgründen – durchaus üblich, aber generell wird speziell bei den Fernwärmelieferverträgen oft unnötigerweise zu viel gezahlt. Durch Auslegungsreserven bei der Heizlastberechnung und durch sonstige Sicherheits- bzw. Bereitstellungszuschläge sind die Anschlusswerte, die ja schlussendlich auch zu bezahlen sind, ohne diese zu nutzen, zum Teil um ein Mehrfaches überhöht. Bei einem gegenwärtigen Preis von rund 80 Euro pro Megawattstunde Anschlussleistung konnten durch diese Maßnahme bei der Fernwärme in Summe bislang rund 50.000 Euro eingespart werden.

 

 

Gästekomfort und Zukunftsmusik 

Eine weitere Maßnahme zur Energie- und Kostenreduzierung war etwa die Sollwertanpassung bei der Lüftungsanlage – hierbei wurden einzelne Temperatur-Sollwerte angepasst.  Wird ein Fenster geöffnet – „in einem historischen Gebäude und jetzt Luxushotel erwartet sich der Gast, dass sich die Fenster öffnen lassen“, so Altmann – sollte ein Fensterkontakt die Kühlung stoppen. „Was bei vierflügeligen Kastenfenstern und Denkmalschutz vor Herausforderungen stellt.“ Eine weitere Sparfunktion ist, dass wenn der Gast das Zimmer verlässt, sich die Verbrauchswerte auf den Sollwert einregeln.

Und auch die Sprinklertanks werden in das Effizienzkonzept einbezogen und dienen als Energie- bzw. Kühlpuffer: Nachts wird das darin befindliche Wasser gekühlt, das dann die tagsüber erforderliche Kälteleistung unterstützt und damit Verbrauchsspitzen vermeidet. Die Umstellung auf LED-Leuchten in den öffentlichen Bereichen werde sich, so Altmann, wahrscheinlich schon in weniger als fünf Jahren amortisieren. Über kurz oder lang wird auch auf den Zimmern die LED-Umstellung kommen; aktuell werden hingegen sogar zusätzliche konventionelle Leuchten installiert – gerade für sonst eher vernachlässigte Flächen: Hier wird der Koffer ausgepackt, da ist der Spiegel – eine zusätzliche Leuchte soll den Gästekomfort erhöhen, der erhöhte Verbrauch wird in Kauf genommen.

Pläne für die Zukunft? Als „Zukunftsmusik“ bezeichnet Altmann den Plan, die Belegungssysteme der Zimmer mit der Heizung zu kombinieren – geheizt wird dann demzufolge nur in jenen Zimmern, die auch belegt sind. Klingt zwar einfach, ist in Wirklichkeit aber eine große Herausforderung für die Steuerungs- und Regelungstechnik. Altmann hört aber noch mehr „Töne zukünftiger Musik“. So wünscht er sich, dass das intelligente Mess-Steuer-Regelung-System zukünftig auch Daten der Meteorologie antizipiert – meldet etwa der Flughafen Linz eine ostwärts ziehende Kaltwetterfront, könnte das Hotel rechtzeitig (nämlich früher) ordentlich einheizen.

Text: Rudolf Preyer / Fotos: The Ritz-Carlton Vienna

 

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Kategorie: Kolumnen

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