Du bist, was du (nicht) isst – Food Trends

5. September 2019 Mehr

Du bist, was du (nicht) isst – Food Trends

Dass der Mensch „ist, was er isst“, erklärte der Philosoph Ludwig Feuerbach bereits vor 150 Jahren. Inzwischen zählt aber mehr das, was wir aus Überzeugung nicht essen, meint Hanni Rützler. Sie erforscht seit gut 25 Jahren Gegenwart und Zukunft unserer Esskultur. Für 2020 fasst sie erneut die wesentlichsten Veränderungen im jährlich erscheinenden Food Report des Deutschen Zukunftsinstituts zusammen. Dass diese Food-Trends auch die Gastronomie prägen, versteht sich von selbst. So wird etwa die Wahl der eigenen Ess-Entscheidungen heute vermehrt als persönliches Statement kultiviert.

Essen bringt Mensch zusammen – daran hat sich über die Jahrhunderte grundsätzlich nichts geändert. Nur trifft man sich heute seltener zu bestimmten Essenszeiten, sondern vielmehr über den Tag verteilt an Orten, an denen die eigene Esskultur gepflegt wird. Ein klar definiertes gastronomisches Konzept, gepaart mit flexiblen Öffnungszeiten und dem Angebot kleinerer Snacks für Zwischendurch anstelle des klassischen Drei-Gänge-Menüs mittags und abends haben hier gute Chancen bei den Gästen zu punkten – vor allem im urbanen Umfeld.

 

 

 

 

 

 

Esskultur & Megatrends

Die neue Esskultur ist eng mit den veränderten Lebensgewohnheiten verbunden. 2018 hat das Zukunftsinstitut verschiedene Megatrends definiert, die dabei eine Rolle spielen. „New Work“ etwa signalisiert das Ende einer nur auf Arbeit fokussierten Leistungsgesellschaft. Arbeit wird heute vermehrt in den Lebensalltag integriert. Fixe Arbeitszeiten lösen sich zunehmend auf – und damit auch fixe Essenszeiten. Aufgrund wachsender „Konnektivität“ wird es möglich, nahezu überall zu arbeiten – und zu essen, einfach zwischendurch unterwegs. Dennoch spielt sich der Großteil des gesellschaftlichen Lebens nach wie vor in den Städten ab. „Urbanisierung“ bedeutet aber nicht nur eine Verdichtung im Sinne des Lebensraums, sondern auch, dass Städte als mächtige Impulsgeber in Bezug auf unsere Lebensweise wahrgenommen werden. Was in der Stadt funktioniert, kommt auch außerhalb dieser oft gut an. Und das bei Männern und Frauen gleichermaßen. Gemäß des Trends „Gender Shift“ lösen sich gesellschaftliche Strukturen von Geschlechter­stereotypen. Das „Individuum“ zählt und will auch als solches wahrgenommen werden. Mit dem gemeinsamen und gleichzeitig auch sehr individuellen Streben nach einem guten Leben entwickeln sich auch „Gesundheit“ und „Neo-Ökologie“ – als Synonym für eine gesunde Umwelt – zu den Megatrends unserer Zeit. Dass sich diese Bedürfnisse auch in unserer Esskultur widerspiegeln, liegt auf der Hand.

 

Snackification

Burger, Ramen und Bowls liegen voll im Trend. Laut „Branchenradar Fast Food in Österreich 2018“ stellte das Marktforschungsinstitut Kreutzer Fischer & Partner österreichweit ein deutliches Umsatzplus einschlägiger Ketten und Einzelbetriebe fest. Auch eine Umfrage des Online-Booking-Services Bookatable im deutschsprachigen Raum Anfang 2019 bestätigt den Trend und seine aktuellen Schwerpunkte. Mini-Mahlzeiten (Mimas) sollen heute nämlich „fast“, aber nicht „junk“ sein, und darüber hinaus vollen Genuss erlauben. Diese Mimas bestehen dann, wenn sie nicht ohnehin vegetarisch oder vegan sind, meist überwiegend aus pflanzlichen Produkten. Getreide wie Quinoa, Hirse oder Reis, rohes oder gekochtes Gemüse, Hülsenfruchte und Tofu, Nüsse, Kräuter, Pilze und Samen sind im Trend. Fleisch und Fisch verlieren ihre traditionelle zentrale Rolle und veredeln maximal als Toppings pflanzenbasierte Gerichte. Dabei ist der Konsument vermehrt bereit, auch Neues auszuprobieren.
Neben der Systemgastronomie, und klassischen Kebab- und Imbissständen finden
sich immer mehr Quereinsteiger, die mit Food Trucks und Street-Food-Ständen neue Kreationen der schnellen Küche anbieten. Auch die klassische Gastronomie wird durch diese Entwicklungen herausgefordert und reagiert etwa durch entsprechende Portionsgrößen und flexiblere Öffnungszeiten.

 

Food Trends

 

Fazit für die Gastronomie:
Wo wir wann was essen, wird immer flexibler. Mini-Mahlzeiten erfreuen sich immer größerer Beliebtheit und lassen das traditionelle Menü in den Hintergrund treten. Restaurants sind somit stärker als Bezugsquelle von frisch und qualitätsvoll zubereiteten kleinen Mahlzeiten gefragt: Wenn Snacks zu Mimas werden, die auch den Gesundheitserwartungen der Kunden entsprechen, dann müssen auch Konzepte, Portionsgrößen und Servicezeiten adaptiert werden.

www.zukunftsinstitut.de

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Kategorie: Branchentipps, Gastronomie | F&B

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