Energieeffizienz

18. September 2014 Mehr

 

Besser aktiv sparen als (doppelt) zahlen
Der effiziente und sparsame Einsatz von Energie ist aus mehreren Gründen eines der obersten Gebote unserer Zeit. Denn egal aus welcher primären Quelle die Energieformen auch kommen, die meisten davon belasten nicht nur die Umwelt sondern verursachen allesamt erhebliche Kosten. 

Hinzu kommt, dass über allem das Bundes-Energieeffizienzgesetz schwebt, das sich die Steigerung der Energieeffizienz bei Unternehmen und dem Bund auf die Fahnen geschrieben hat. Gesamtstaatliches Ziel dabei: Bis 31. Dezember 2016 ist ein Energieeinsparrichtwert von mindestens 80.400 Terajoule und bis zum Jahr 2020 ein Jahresenergieverbrauch von maximal 1.100 Petajoule zu erreichen. 
Betroffen davon sind alle handelsüblichen Energieformen, sofern sie von Endenergieverbrauchern für energetische Zwecke eingesetzt werden – also quasi alles was zum Betrieb für Heizung, Kühlung, Prozesswärme, elektrischen Geräten u.s.w. eingesetzt wird. Mit dabei auch biogene Brennstoffe einschließlich der Nutzung von Abfällen. 
In welcher Form dieses Gesetz letztendlich auch in Kraft treten wird (derzeit wird noch eifrig begutachtet und verhandelt), den Energieversorgern wird dabei eine besonders interessante Stellung zukommen. Natürlich wollen sich die obersten Paragrafen-Erschaffer nicht mit den Details ihrer verordneten Energieeinsparungswerte beschäftigen. Und sich schon gar nicht mit einzelnen Endverbrauchern auseinander setzen. Das sollen die Energieversorger tun und jährlich die Energieeinsparungen ihrer Endkunden der Obrigkeit nachweisen. 
Sehr interessant in diesem Zusammenhang ist, dass man sich von der Verpflichtung Effizienzmaßnahmen zu setzen auch durch einen „Ausgleichsbetrag“ freikaufen kann. Spätestens hier sollten die Alarmglocken schrillen, denn sollte ein derartiger Ausgleichsbetrag fällig sein, werden ihn die „berichtenden“ Energieversorger erwartungsgemäß nicht aus den eigenen Gewinnen berappen.

Steigender Leidensdruck für Hotellerie und Gastronomie
Der Energieeffizienz sollte in der Hotellerie und Gastronomie, beides sehr Energie intensive Branchen, zur Kostenoptimierung aber ohnedies grundsätzlich besonderes Augenmerk geschenkt werden. Das neue Gesetz wird den Leidensdruck nur weiter erhöhen. 
Eine Tatsache, die auch ÖHV-Präsidentin Michaela Reitterer als aktuelle Herausforderung für die Hotellerie sieht. Vor allem ist für sie unverständlich, dass trotz steigender Energiekosten und dem nun schon lange angekündigten neuen Gesetz immer noch „traditionell“ gebaut wird. Dass etwa heute noch immer konventionelle Heizungen in Hotels verbaut werden, oder auch Ölheizungen gefördert werden, wird ihrer Meinung nach den Betroffenen in naher Zukunft hohe Folgekosten bescheren.
Reitterer gilt mit ihrem Null-Energie-Bilanz-Hotel Stadthalle in Wien als ökologische Vorreiterin und wurde bereits vielfach mit Umwelt-, Klimaschutz-, Nachhaltigkeits- und Staatspreis ausgezeichnet. Das 82 Zimmer Boutiquehotel überzeugt vor allem durch sein Gesamtkonzept, das sich dem Klima- und Umweltschutz bis zur letzten Konsequenz verschrieben hat. Und so gibt es dort neben einer thermischen Solaranlage, einer Fotovoltaikanlage, einer Wärmepumpe auch E-Bikes für die Gäste. Und wenn ein Taxi benötigt wird, werden ausschließlich nur Hybrid-Fahrzeuge gerufen. Für die Zukunft ist eine Windkraftanlage am Dach geplant – sofern die Visionärin die erforderlichen Genehmigungen nach Jahre langem Kampf doch noch erhalten sollte.

Spa-Landschaft in Passivhausbauweise
Das Hotel Edelweiss in Wagrain in Salzburg wieder belegt, dass sich auch Wellness- und Bäderwelten nach dem im Wohn- und Gewerbebau längst üblichen Passivhausstandard gestalten lassen. Die Hoteliers standen 2010 vor der Aufgabe, eine völlig neue, großzügige und moderne Spa-Landschaft zu gestalten. Saskia und Erich Bergmüller entschlossen sich, die neue Spa-Landschaft mit Saunawelt, Ruhebereichen und Indoorpool in Passivbauweise zu errichten. Das machte den Bau zwar um etwa 15 % teurer, senkt aber den enormen laufenden Energiebedarf der Anlage um 75 % – und reduziert den CO2-Ausstoß in gleichem Umfang.

Eigentlich wäre für Schwimmbäder und Wellnessanlagen generell anzunehmen, dass sich ihre Betreiber sehr intensiv mit der Energieeffizienz dieser Einrichtungen beschäftigen. Dass dem nicht ganz so ist, zeigt der vom Klima- und Energiefonds des Bundes beauftragte Bericht „Neue Energien 2020“. Dort definiert der Studienverfasser Architekt DI Dr. Herwig Ronacher den Inhalt eines Pflichtenhefts für die Planung und den Betrieb von energieeffizienten Schwimmbädern und Wellnesseinrichtungen. Seine Recherchen innerhalb des Projekts zeigten, dass viele Betreiber den Energiekostenanteil ihres Schwimmbades oder der Wellnessanlage an den Gesamtkosten nicht kennen und ein Großteil der Anlagen auf reinen Komfortbetrieb ohne Berücksichtigung der späteren Betriebskosten ausgelegt sind. Im Klartext bedeutet dies, dass viele Wellness- und Bäderwelten mit viel zu hohen Temperaturen betrieben werden und entsprechend hohe Kosteneinsparungspotenziale bergen.
An Vorbildern kann es investitionswilligen Hoteliers aber nicht mangeln. Ministerien, Wirtschaftskammer oder auch ÖHV sparen zu diesem Thema auch nicht an Informationen und Leitfäden. Zudem gibt es eine ganze Reihe von Förderungen, die eine intensive Beschäftigung mit diesem Thema besonders schmackhaft machen können. Positiver Nebeneffekt: Durch ein durchdachtes Optimierungs- und Sanierungskonzept sind durchschnittliche Energiekosteneinsparungen von 50 Prozent erzielbar – bei entsprechenden Ambitionen des Eigentümers auch wesentlich mehr. Wie ein Beispiel im Leitfaden „Energiemanagement in der Hotellerie und Gastronomie“ aufzeigt: Im Hotel Haflingerhof und Torrenerhof in Golling konnten 89 Prozent der Energiekosten eingespart werden, was in absoluten Zahlen eine jährliche Ersparnis von 53.000,- Euro bedeutet. So spielen sich dort die Investitionen in die Energieeffizienz nach nur 7,5 Jahren wieder herein.

Viele Experten, viele Sprachen, viele Meinungen
Zweifelsfrei handelt es sich bei der Energieeffizienz um ein hochtechnisches und entsprechend komplexes Themenfeld, an dessen Beurteilung, Planung und Realisierung eine Vielzahl an Gewerken beteiligt sind – deren Erfahrungswerte aber auch mehr oder weniger up to Date sein können. 
So weiß die ÖHV-Präsidentin Reitterer zum Beispiel zu berichten, dass bei einem Sanierungsprojekt – trotz bester Voraussetzungen – die Nutzung von Erdwärme als „rechnet sich nie“ abgetan und dem Hotelier eine klassische Heizungsanlage montiert werden sollte. Dieses Beispiel zeigt für sie wie wichtig die Auseinandersetzung mit den technischen Möglichkeiten und ein Blick in die nahe Zukunft für den Investor sind.

Hotel und Gastronomiegebäude haben sich zu hoch komplexen Einrichtungen mit vielen unterschiedlichen Energieverbrauchern entwickelt. Steigender Komfort bedeutet in der Regel auch ein Mehr an Energie – und Energie bedeutet Kosten. Steigende Energiepreise und Gesetze wie das Energieeffizienzgesetz erfordern deshalb, sich intensiv mit dem eigenen Energieverbrauch und den sich bietenden Möglichkeiten zur Reduktion zu beschäftigen.
In der Regel wird sich bei derartigen Überlegungen schnell zeigen, wie komplex selbst einfache Projekte werden, wenn diese ganzheitlich betrachtet werden. Man kann etwa einfach beim Heizungsbauer seines Vertrauens ein neues Heizsystem anschaffen. 
Bei detaillierter Herangehensweise wird sich jedoch vor dem Heizungstausch zwangsweise die Frage stellen, ob nicht zuerst in die Wärmedämmung investiert werden, dadurch der Wärmebedarf reduziert und erst dann in ein viel kleineres und ökonomisches Heizsystem investiert werden sollte. 
Oft reicht aber auch schon die Analyse der bestehenden Infrastruktur und der Vergleich mit ähnlichen Unternehmen, um deutliche Einsparungsmöglichkeiten zu lokalisieren. Architekt Ronacher zeigt zum Beispiel in der oben erwähnten Studie auch auf, dass viele Schwimmbäder mit zu hohen Wassertemperaturen betrieben werden. Jedes Grad Wassertemperatur weniger bedeutet sechs Prozent weniger Energiekosten.
Fazit: Um also für die Zukunft entsprechend gerüstet zu sein, ist die Energieeffizienz von Hotellerie- und Gastronomiebetrieben ganzheitlich zu betrachten. Optimierungen müssen sowohl in der Reihenfolge als auch in ihren Auswirkungen aufeinander abgestimmt werden, um optimale Ergebnisse zu erzielen.
Aufgrund der vielen unterschiedlichen Bereiche empfiehlt es sich –wie bei Neubauten längst üblich – einen Generalisten zu beauftragen, der die „Sprache“ der verschiedenen Fachbereiche spricht und das große Ganze und auch die Ausführung und die Kosten im Auge behält.



„Energiemanagement in der Hotellerie und Gastronomie“

www.klimaaktiv.at/publikationen/bauen-sanieren/ernergiemmhotellerie.html

„Energieeffiziente Schwimmbäder“
www.architekten-ronacher.at/de/media/48

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Kategorie: Kolumnen, Magazine

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