Live-Event – Was gehört zum guten Ton?

23. Juli 2015 Mehr

 

Interview: Ob Hochzeit, Firmenfeier oder privates Fest – Livemusik muss sein, oder zumindest möglich sein. Doch was sollte ein Veranstalter beachten, damit der Event zum Erfolg wird? Ernesto Schmid, diplomierter Jazz-Pianist, Sänger und Entertainer hat dazu in über zwei Jahrzehnten auf großen und kleinen Bühnen in Österreich, Deutschland und der Schweiz, aber auch in Frankreich, Belgien, Italien, Slowenien und Ungarn einige Erfahrungen gesammelt. hotelstyle & gastro sprach mit dem österreichischen Musiker über die grundsätzlichen Voraussetzungen für einen gelungenen Auftritt:

 

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Hotels und Restaurants sind oft der Rahmen für private oder auch öffentliche Veranstaltungen. Worauf sollten Betreiber gleich von der Planung an achten?
Entscheidend ist sicher, welches Geschäftsmodell das Haus verfolgt. Soll beispielsweise nur die Möglichkeit zu Bar-Musik oder gelegentlichen Darbietungen gegeben sein, sind andere Voraussetzungen notwendig als etwa für ein Event- oder Seminar-Hotel mit regelmäßigen Veranstaltungen.

Wo sollte der Veranstaltungsraum optimal situiert sein, damit hier kleinere oder auch größere Events reibungslos stattfinden können? 
Musiker reisen oft mit schwerem Equipment an. Schlagzeug, Verstärker, Mischpult und ähnliches werden meist mit der Rodel vom Auto zur Bühne transportiert. Das heißt, den Musikern sollten – auch bei Vollbuchung des Hauses – ausreichend Parkplätze zur Verfügung stehen. Möglichst kurze und stufenlose Wege vom Auto zur Bühne sind sehr wichtig. Ideal ist es, wenn etwa der Lieferanten-Eingang genutzt werden kann, damit Transportwege beim Auf- und Abbau möglichst nicht durch den Gästebereich führen.
Sollen gleichzeitig mehrere Veranstaltungen stattfinden können oder die Bühne in der Nähe von Ruhebereichen oder Gästezimmern situiert sein, ist natürlich auch auf eine gute Schalldämmung zu achten.

Wie sollte die Bühne beschaffen sein?
Ein barrierefreier Zugang zur Bühne ist, wie bereits erwähnt, sehr wichtig. Das heißt aber nicht, dass die Bühne auf gleicher Ebene mit dem Publikum sein soll. Ein Teppich als Abgrenzung schafft nicht das optimale Bühnenerlebnis. Falls die Bühne nicht auf einer Ebene erreichbar ist, braucht man eben eine Rampe. Modular aufgebaute Bühnen haben den Vorteil, dass man so ganz einfach auch auf unterschiedliche Flächenanforderungen reagieren kann.

Wie wichtig ist ein Backstage-Bereich?
Zumindest ein Stauraum hinter der Bühne für Instrumenten-Cases und Kisten sollte vorhanden sein. Da für den Aufbau andere Kleidung erforderlich ist als für den Auftritt, ist auch eine Garderobe von Vorteil. Ein paar Sitzgelegenheiten, möglichst beleuchtete Spiegel zum Schminken, eventuell Getränke und etwas Knabbergebäck tragen ebenfalls dazu bei, dass sich Musiker und Entertainer willkommen fühlen.

 

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Was muss bzw. sollte an Technik vorhanden sein?
Steckdosen sind das Um und Auf. Je mehr desto besser, am besten gleich im Boden der Bühne versenkt. Ein Mischpult braucht möglichst mehrere Kanäle, mindestens 16. Die Audiotechnik sollte sowohl für Musik-Betrieb als auch für Tagungen mit Rednern ausgelegt sein. Redner können sich übrigens besser im Raum bewegen, wenn ein Funk-Mikrofon bereitgestellt ist. Und beim Video-Equipment muss man einplanen, dass alle gängigen Video-Normen und Anschluss-Arten unterstützt werden. Hier kommt es meiner Erfahrung nach immer wieder zu Problemen..

Worauf sollte man bei der Tontechnik achten?
Gerade bei Musik geht es letztlich um den Sound. Eine Band kann noch so gut sein. Wenn ihr Sound nicht in guter Qualität wiedergegeben wird, ist ein Misserfolg für Veranstalter und Band vorprogrammiert. Bei Bedarf kann eine Band auch den Tontechniker bereitstellen. Besser ist es aber, wenn das Hotel einen Professionisten zur Hand hat, der sein Handwerk versteht und auch die Haus-Installation perfekt kennt.

Instrumente sind in der Regel ja nicht vor Ort – mit Ausnahme vielleicht des Klaviers. Haben Sie hier besondere Präferenzen?
Natürlich ist ein echtes Klavier ein tolles Instrument und verbreitet eine exklusive Atmosphäre. Aber es braucht regelmäßige Wartung und Pflege. Für Sänger und Pianisten ist die Arbeit mit einem – auch nur leicht – verstimmten Instrument extrem mühsam. Ich empfehle daher ein Digital-Piano der gehobenen Klasse. Das Styling und die Bauart dieser Instrumente gleichen einem echten Klavier, doch ist keine kostenintensive Wartung notwendig und die Lautstärke ist in weitem Bereich einstellbar.

Wie kommt der Veranstalter zum passenden Musiker bzw. Entertainer? 
In erster Linie geht es darum, welches Publikum erwartet wird und welche Stilrichtungen dieses Publikum bevorzugt. Dann kann man gezielt suchen. Viele Bands sind auf Youtube vertreten oder haben CDs oder Demo-Aufnahmen online gestellt. Optimal für die Auswahl wäre aber, die Band live zu erleben oder kompetente persönliche Empfehlungen. Kompetente Ansprechpartner sind auch Agenturen, aber auch hier gibt es große Qualitätsunterschiede.

Was muss ich bedenken, wenn ich mich an Agenturen wende?
Das Drei-Eck „Veranstalter-Agentur-Band” kann nur bei ausreichender Kommunikation auf jedem Gebiet funktionieren. Das betrifft die Musikauswahl ebenso wie Technik oder Time-Table. Ideal sind Vermittler, die selbst Musiker sind. Ein weiteres Qualitätskriterium ist, dass jemand von der Agentur die Veranstaltung persönlich betreut und als Ansprechpartner für Veranstalter und Bandleader vor Ort ist.

Worauf sollte ich bei der Kommunikation mit der Band achten?
Kommunikation ist die Basis. Sie kann schon beim Erstkontakt entscheidend sein. Je mehr Fragen der Veranstalter hat bzw. beantworten kann, umso mehr kann bereits im Vorfeld geklärt werden. Das beginnt schon bei der Musikauswahl. Der Veranstalter kennt sein Publikum und kann bereits bei der Auswahl aus den Repertoire-Listen entscheidende Hilfen geben. Idealerweise sollte die selbe Person, die bereits für die Vorauswahl zuständig war, auch bei der Veranstaltung vor Ort sein und möglichst als einziger Ansprechpartner für den Bandleader zur Verfügung stehen. So vermeidet man widersprüchliche parallele Vereinbarungen zwischen verschiedenen Entscheidern im Haus und in der Band.

Wovon hängt der Preis ab?
Dazu gehören mehrere Faktoren, wie die Größe des Events, das heißt die Anzahl der Personen und die Anzahl der Musiker, aber auch eventuelle Reisespesen und ob die Musiker zusätzlich den Aufwand und die Kosten für die Technik tragen. Spezial-Arrangements wie die Begleitung von Gast-Stars, geprobte Show-Einlagen oder die Abstimmung mit Moderatoren müssen ebenfalls im Vorfeld geklärt werden. Bei Vermittlung über Agenturen kommen oft noch erhebliche Zuschläge hinzu. Hier ist es von Vorteil, auch die Preisgestaltung der jeweiligen Agentur zu kennen. Positiv auf den Preis wirken sich natürlich längerfristige Kooperationen aus, wenn also mit mehreren Aufträgen des Veranstalters für die Band zu rechnen ist.

Was gehört sonst noch zum guten Ton?
Musiker und Entertainer sollen auf Abruf für gute Stimmung sorgen. Das ist Teil ihrer Dienstleistung. Eine entsprechende Atmosphäre, exakte Planung im Vorfeld, kompetente Ansprechpartner vor Ort aber auch Kleinigkeiten, wie Erfrischungsgetränke im Backstagebereich, tragen wesentlich dazu bei, dass mit Freude und Engagement ein gelungener Event entsteht.
www.ernestomusic.com

Fotos: Peter Berger

 

 

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Kategorie: Magazine

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